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Pferderennen in Iffezheim

Ex-Jockey Lutz Mäder schildert die Dramen seines Lebens und die Flucht aus der DDR

Von der „Republikflucht“ aus der DDR bis zum Aufstieg im Westen: In seiner Autobiografie „Mein Ritt durchs Leben“ erzählen der frühere dreimalige Champion-Jockey Lutz Mäder und sein Co-Autor Peter Brauer von „Dingen, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen“.

Lutz Mäder bei Buchvorstellung Ende vorigen Jahres beim Deutschen Sportverlag.
Lutz Mäder bei Buchvorstellung Ende vorigen Jahres beim Deutschen Sportverlag. Foto: Peter Brauer

Dass ein Ex-Jockey seine Lebensgeschichte in Buchform veröffentlicht, kommt wahrlich selten vor. Bis jetzt gab es nur einen. Das war der Brite Dick Francis (1920 bis 2010), der 1957 mit der Autobiografie „The Sport of Queens“ debütierte und dann Krimis schrieb. Jetzt hat auch Lutz Mäder eine Autobiografie geschrieben, auf die der Begriff „Galoppsportbuch“ aber nur zum Teil zutrifft.

Das gerade erst erschienene Werk spielt zwar überwiegend im Galopp-Milieu, skizziert aber auch die faszinierende Lebensgeschichte eines Mannes, der mit 1.625 Siegen einer der erfolgreichsten deutschen Jockeys aller Zeiten war.

Viele Triumphe feierte er in Iffezheim. Mit seiner Ehefrau Erika lebt er in der Nähe der Krefelder Rennbahn. Dort betreibt seine Frau einen Rennstall. Mit 973 Siegen ist sie Deutschlands Galopp-Trainerin Nummer eins.

Jockeys auf Pferden
Triumph in Iffezheim: Lutz Mäder (Mitte in Gelb-Blau) war 1980 mit dem Pferd „Nebos“ der Sieger im Großen Preis von Baden. Foto: Archivbild: Thomas Zimmermann

Das Buch von und über Lutz Mäder erschien im Deutschen Sportverlag (DSV). Der Titel: „Mein Ritt durchs Leben“. Peter Brauer, selbst ehemaliger Amateurrennreiter, hat als Co-Autor und Berater maßgeblich zur Autobiografie beigetragen.

Der studierte Jurist, Turf-Journalist und Buch-Autor war über viele Jahre Pressesprecher der Rennbahnen Iffezheim und Hamburg-Horn sowie Medienchef des Galopper-Dachverbandes in Köln. Ab 1979 berichtete Brauer unter dem Pseudonym Andreas Alsleben mehr als 20 Jahre lang für die BNN aus Iffezheim.

 „Mein Ritt durchs Leben“ liest sich teils wie ein Krimi

Was Mäder unter Mitarbeit seines Freundes in seinem Buch erzählt, liest sich teils wie ein Krimi. Gerade jüngere Leser, die nicht allzu viel über die DDR wissen, dürften hier Dinge jenseits ihrer Vorstellungskraft erfahren.

Mäder analysiert den Rennsport der DDR sehr genau, ordnet ihn ins Zeitgeschehen ein und deckt Zusammenhänge auf. 20 Jahre hatte sich der dreimalige Champion-Jockey (1979, 1980 und 1983) mit dem Gedanken getragen, „all die Dinge aufzuschreiben, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen“.

Überaus detailreich erzählt der heute 72-Jährige auf 220 Seiten seine Geschichte. Durch zeithistorische und politische Bezüge weist das Buch dabei weit über den ältesten organisierten Sport der Welt hinaus.

Eindrucksvoll schildert Mäder in seinen Lebenserinnerungen die Dramen seines Lebens. Der Sieger im Großen Preis von Baden (1980 mit „Nebos“) und Derbysieger in Hamburg (1987 mit „Lebos“) hat nicht nur die Sonnenseiten kennengelernt. Mehrmals in seinem Leben bekam er auch die Härte des Schicksals mit voller Wucht zu spüren.

Mann auf Pferd
Triumph in Iffezheim: Lutz Mäder war 1980 mit dem Pferd „Nebos“ der Sieger im Großen Preis von Baden. Der Herr rechts im Bild ist die Jockey- und Trainerlegende Hein Bollow. Foto: Archivbild: Thomas Zimmermann

Sein Buch bietet nicht nur fesselnde Einblicke in die Welt des Galoppsports, sondern auch in die Zeitgeschichte, angefangen bei der aufsehenerregenden Flucht aus der DDR über die Herausforderungen im Westen bis zur Karriere als deutscher Top-Jockey.

Die Flucht ist ein zentrales und bewegendes Kapitel im Buch, geprägt von Mut, Entschlossenheit und dem unbedingten Willen nach Freiheit.

Aufsehenerregende Flucht aus der ehemaligen DDR

Mäder überwand 1973 die Grenze von Rumänien nach Jugoslawien. Mehrere Stunden lang durchschwamm er nachts einen Stausee und den Flusslauf der Donau.

Kleidung, Schuhe, Papiere und Geld beförderte er in einer Tragetasche, die er zwischen die Zähne geklemmt hatte. Mit letzter Kraft rettete er sich ans vermeintlich sichere Ufer, wurde verhaftet, an die Staatssicherheit ausgeliefert und in die DDR zurückgebracht.

Dort saß er dann wegen Republikflucht ein Jahr im Gefängnis, ehe er 1974 in die Bundesrepublik abgeschoben wurde. Nicht anders erging es seiner späteren Ehefrau Erika. Die Krefelder Trainerin, seit vielen Jahren Vorsitzende des Trainer- und Jockey-Verbandes, landete 1974 wegen versuchter Republikflucht ebenfalls ein Jahr im DDR-Gefängnis und wurde 1975 ausgewiesen.

„Mein Ritt durchs Leben“

Das Buch ist im Deutschen Sportverlag erschienen, kostet 19,80 Euro und kann unter www.galopponline.de/maeder oder www.godolphinbooks.de bezogen werden.

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