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Einschulungsuntersuchung

Im Landkreis Rastatt hat jedes dritte Kind intensiven Sprachförderbedarf

Immer mehr Schulanfänger haben Probleme mit der deutschen Sprache. Einen Lichtblick gibt es hingegen bei den Masern-Impfungen.

Hören und Sprechen lernen die Kinder in den Kindertageseinrichtungen und zuhause in den Familien beim gemeinsamen Bücherlesen
Hören und Sprechen lernen die Kinder in den Kindertageseinrichtungen und Zuhause in den Familien beim gemeinsamen Bücherlesen. Foto: Anne-Rose Gangl

In früheren Zeiten gehörte das abendliche Vorlesen eines Kinderbuchs zum Tagesablauf in den Familien. Doch das gesellschaftliche Leben hat sich geändert, das klassische Familienbild gibt es nicht mehr überall. Oftmals fehlt in den Familien einfach die Zeit zum Vorlesen.

Nicht ohne Folgen, denn immer mehr Kinder haben einen erhöhten Sprachförderbedarf. So auch das Ergebnis der Einschulungsuntersuchung 2023, die am Montagnachmittag im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Rastatt vorgestellt wurde.

Die Einschulungsuntersuchung (ESU) ist eine gesetzlich verpflichtende Untersuchung, die seit 2009 im vorletzten Kindergartenjahr stattfindet, um gesundheitliche Einschränkungen sowie mögliche Entwicklungsverzögerungen des Kindes frühzeitig zu erkennen und sie rechtzeitig zu fördern. Nicht nur der Impfstatus wird erfasst, sondern auch die Sprachentwicklung, Motorik, das Hören und Sehen, die Größe und das Gewicht sowie die Teilnahme an den laut Kinderschutzgesetz Baden-Württemberg verpflichtenden Früherkennungsuntersuchungen.

2.768 Vorschulkinder untersucht

Im Untersuchungsjahr 2021/2022 wurden 2.324 Vorschulkinder aus dem Landkreis (LK) Rastatt und 444 Vorschulkinder aus dem Stadtkreis (SK) Baden-Baden im Alter von fünf Jahren aus 149 Kindertageseinrichtungen untersucht. Es waren die Schulanfänger für das Schuljahr 2023/2024.

Wie Anne Fechler vom Sachgebiet Kinder- und Jugendgesundheit/Prävention des Gesundheitsamtes informierte, konnte nach Befragung der Erziehungsberechtigten festgestellt werden, dass im LK Rastatt in 57,8 Prozent der Familien die Kinder mit der Sprache Deutsch, 40,5 Prozent mehrsprachig aufwachsen.

In Baden-Baden wachsen besonders viele Kinder mehrsprachig auf

Im SK Baden-Baden waren es sogar 51,6 Prozent, die mehrsprachig aufwachsen. Damit liegen sowohl der LK Rastatt als auch der SK Baden-Baden leicht über dem Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg, wo in 55,4 Prozent der Familien Deutsch und in 37,5 Prozent mehrere Sprachen gesprochen werden.

Sorge bereitete den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses insbesondere die Sprachstandserhebung, da immer mehr Kinder einen intensiven Sprachförderbedarf hätten, wie Fechler sagte. Im LK Rastatt sind es 35,5 Prozent, im SK Baden-Baden rund 39 Prozent der untersuchten Kinder. „Das ist der bisherige höchste Wert seit der Einführung der ESU im Jahre 2009“, sagte Fechler. Vielfach hätten die Kinder Probleme beim Nachsprechen von Sätzen, in denen gute Deutschkenntnisse erforderlich seien. Keine Probleme gebe es in der Sprachverarbeitung, so dass die Sprachentwicklung von viel Kontakt zur deutschen Sprache profitieren würde.

Hoher Medienkonsum wirkt sich negativ aus

Zum Zeitpunkt der ESU hätten jedoch bereits 37 Prozent der Kinder mit erhöhtem Sprachförderbedarf an einer speziellen Sprachfördermaßnahme teilgenommen, so Fechler. Welch negativen Einfluss ein nicht altersgerechter, hoher Medienkonsum auf die Sprachfähigkeit hat, wurde ebenfalls dem Fragebogen der Erziehungsberechtigten festgestellt. So überschreiten 51 Prozent der Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf die tägliche Bildschirmzeit von 30 Minuten.

In direktem Zusammenhang steht auch das Körpergewicht der Vorschulkinder. Bei jedem vierten Kind wurde Übergewicht aufgezeigt. Im Jahr 2019 war es noch jedes siebte Kind. Festzustellen sei, dass Übergewicht vermehrt und zunehmend in sozial schwächeren Familien auftrete, so Fechler.

Altersentsprechende Körpermotorik

Allerdings zeigten drei von vier Kindern eine altersentsprechende Körpermotorik. Zufrieden zeigte sich Fechler mit dem Impfstatus. So erreichen der LK Rastatt und der SK Baden-Baden die erforderliche 95-prozentige Durchimpfungsquote zum Schutz vor der Weiterverbreitung von Masernerkrankungen.

Nach den Ergebnissen der ESU aus dem Jahr zuvor wurde im Landratsamt Rastatt die Arbeitsgruppe „Gesund aufwachsen“ aus Mitarbeitenden des Amtes für Soziales, Teilhabe und Versorgung, des Jugendamtes und des Gesundheitsamtes in Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt gebildet.

Drachenstempel dokumentiert das Ziel

Eine der Handlungsempfehlungen war die Einführung des Bewegungspasses, der seit Herbst 2023 ausgehändigt wird und in dem ein Drachenstempel das erreichte Ziel dokumentiert. Ebenso soll den Familien zur Förderung der Sprache im Untersuchungsjahr 2024/2025 ein Buch aus der Vorlesemaus-Reihe ausgehändigt werden, um auch die Schriftsprache zu fördern. Sensibilisiert werden soll das Thema im Zuge der Kindergartenbedarfsplanung bei den Städten und Gemeinden.

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