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Nach SPD-Vorstoß zum Kombibad

Rastatter Oberbürgermeister warnt vor einem "Millionengrab"

Die Zukunft des Kombibads Rastatt ist offen. Die Mitglieder des Technischen Ausschusses fanden am Montagabend keine einheitliche Linie zur Ausstattung des Bads. Die SPD befürwortete sogar, das Großprojekt nach einer drohenden Kostenexplosion zu beerdigen. Davon will Oberbürgermeister Pütsch aber nichts wissen.

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Steht auf der Streichliste: Das Hallenbad Alohra verfügt über ein ganzjährig geheiztes Außenbecken. Beim neuen Kombibad soll auf eine solche Attraktion verzichtet werden, weil sie aus Sicht der Stadtverwaltung zu teuer ist und zu viel Energie verbraucht. Foto: Hans-Jürgen Collet

Die SPD will alles wieder auf Anfang stellen. Die Sozialdemokraten vollzogen am Montagabend im Technischen Ausschuss in Sachen Kombibad einen Kurswechsel. Die SPD-Fraktion lehne das Großprojekt mittlerweile „komplett ab“, wie Sprecher Michael Weck erklärte. Stattdessen sollten die bestehenden Bäder saniert werden. In der anschließenden Diskussion zeichnete sich für diese Position allerdings keine Mehrheit ab. Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch reagierte mit eindringlichen Worten.

Der OB hatte zuvor die Entwicklung Revue passieren lassen, wegen der das Thema erneut auf der Tagesordnung stand. Nach einer drohenden Kostenexplosion von 34 auf 50 Millionen Euro sollte der Ausschuss darüber entscheiden, auf welche Attraktionen verzichtet werden könnte.

Das ist kein Schwimmbad
mehr, sondern ein BädleMichael Weck, Sprecher SPD

Angesichts der vorgeschlagenen Streichliste der Stadtverwaltung und der im Vergleich zu den beiden existierenden Standorten kleineren Wasserfläche sagte Weck: „Das ist kein Schwimmbad mehr, sondern ein Bädle.“ Ein Kombibad unter diesen Voraussetzungen sei für die SPD keine Option. Darüber hinaus regte Weck eine Bürgerbefragung zu dem Thema an.

Oberbürgermeister Pütsch kündigt Widerspruch an

Pütsch machte deutlich, dass er von dem Kurswechsel überhaupt nichts hält. Eine Sanierung von Alohra und Natur produziere ein „Millionengrab an zwei Standorten“. Er prognostizierte, dass die Investition im Vergleich zu einem Neubau „nicht wesentlich geringer“ sei und dass die Betriebskosten für die bestehenden Bäder in den kommenden Jahren stark steigen würden. „Alle Gutachter haben uns gesagt: Lasst die Finger von der Sanierung“, betonte Pütsch. Er kündigte an, im Fall eines solchen Beschlusses Widerspruch einzulegen, weil dieses Vorgehen klar zum Nachteil der Stadt wäre.

Eine solche Entscheidung des Gemeinderats im Sinne der SPD ist nach der Ausschuss-Diskussion aber nicht zu erwarten. Lediglich die AfD unterstützte die Linie der Genossen. Roland Oberst sprach von einem „sinnvollen Vorschlag“. Er forderte ein Gutachten, was eine Kernsanierung der beiden Bäder kosten würde. Sympathie für die Äußerung Wecks äußerte auch Erich Wölfle (FDP).

Die breite Mehrheit aus CDU, Freie Wähler, Grüne und FuR stellte die Grundsatzentscheidung pro Kombibad allerdings nicht infrage. Roland Walter (Grüne) zeigte sich „verwundert über die SPD“. Fachleute hätten in der Vergangenheit bestätigt, dass eine Sanierung nicht sinnvoll sei. Eine öffentliche Befragung zu diesem Thema hielt er für schwierig, weil die Bürger nicht entscheiden könnten, ob ein Bad sanierungsfähig ist oder nicht: „Das ist keine Meinung, sondern ein Fakt.“

Auch Freie Wähler stehen noch zum Kombibad

Mathias Köppel (CDU) empfand die Formulierung vom „Spaßbädle“ als Unverschämtheit. „Das ist ein Schwimmbad“, sagte er und rechnete vor, dass der Großteil der Wasserfläche für Schwimmer statt für Nicht-Schwimmer vorgesehen sei.

Auch Herber Köllner (FW) betonte: „Wir sind nach wie vor für das Kombibad.“ Werner Bartel (FuR) stellte in Abrede, dass sich das Hallenbad modernisieren lässt: „Das Grundgerüst des Bads ist kaputt.“ OB Pütsch rührte am Ende noch einmal die Werbetrommel für den Neubau. Der Mehrwert eines Kombibads sei „wahnsinnig hoch“. Dafür sei es gerechtfertigt auf einen Teil der Wasserfläche zu verzichten. Die Sanierung der beiden Bäder ergebe dagegen „null Sinn“.

Das Kombibad dreht noch einmal eine Extra-Runde. Die Stadtverwaltung hatte geplant, dass der Technische Ausschuss am Montagabend eine Empfehlung an den Gemeinderat formuliert, über welche Attraktionen das Bad verfügen soll. Auf dieser Basis soll ein Architektenwettbewerb ausgerufen werden. Doch am Ende der fast zweistündigen Diskussion sah sich Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch außer Stande, einen entsprechenden Beschluss zu formulieren. Zu unterschiedlich waren die Auffassungen im Gremium. Die Stadtverwaltung hatte dafür plädiert, das Bedarfskonzept eines Gutachters als Basis zu nehmen und darüber hinaus mit einer Rutsche, dem 50-Meter-Außenbecken und einem Gastronomie-Angebot zu planen. Zur Disposition stellte Pütsch das Ganzjahresaußenbecken, die Sauna und das Sprungbecken mit Fünf-Meter-Turm und Kletterwand, um die Gesamtkosten auf 40 Millionen Euro zu drücken. Während sich für den Abschied von Sauna und Ganzjahresaußenbecken ein Konsens abzeichnete, wollte die CDU nicht auf den Fünf-Meter-Turm verzichten. Mathias Köppel schlug stattdessen vor, das 50-Meter-Becken auf sechs Bahnen abzuspecken. Herbert Köllner (FW) lehnte es allerdings ab, daran „in irgendeiner Form rumzuschrauben“. Pütsch sagte zu, die Diskussion aufzunehmen und einen neuen Verwaltungsvorschlag zu erarbeiten.

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