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Zwischen Gierseilfähre und Pommesbude

Rheinpromenade bei Plittersdorf wird ab 2021 neugestaltet

Dass der Förderantrag für die Rheinpromenade Plittersdorf genehmigt wurde und das Vorhaben von 2021 bis 2023 umgesetzt wird, hatte Rastatts Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch in der jüngsten Gemeinderatssitzung verkündet.

Die Gierseilfähre „Saletio“ kurz vor der Überfahrt von Plittersdorf nach Seltz.
Umweltschonend, völkerverbindend und vor allem an sonnigen Wochenenden gut genutzt: Die Gierseilfähre „Saletio“ verbindet im 20-Minuten-Takt den Rastatter Stadtteil Plittersdorf mit der elsässischen Gemeinde Seltz. Foto: Kraft

Fast lautlos gleitet die Gierseilfähre „Saletio“ übers Wasser. Sie hängt an einem Hochseil, wird nur durch die Strömung des Wassers angetrieben. Bereits zum sechsten Mal an diesem noch jungen Tag legt der blaue Trimaran am Fähranleger an, um etwa alle 20 Minuten den Rhein zwischen Plittersdorf und Seltz bei Rheinkilometer 339 zu überqueren.

Ein junger Mann kommt mit dem Rennrad angesaust, stellt sich etwas abseits des Anlegers ans Ufer, beobachtet die vorüberziehenden Kähne und den Zustrom an Ausflüglern, die am sonnigen Samstag zu Fuß, mit Drahtesel, Motorrad oder Auto das umweltfreundliche, vom Département Bas-Rhin betriebene Transportmittel kostenfrei nutzen.

„Das ist einfach eine entspannte Art des Grenzübergangs“, meint Josef Gerstner aus Gernsbach, der zusammen mit seiner Frau eine Urlaubs-Radtour ins Elsass unternimmt.

„Die schöne Natur, das erholsame Plätschern des Rheins. Das ist einfach ein wunderbarer Ort und ich kenne viele Menschen, die ihn lieben“, schwärmt der Rastatter Richard Praß, der sich auf den Weg zum Ufer macht und mit seinem Fernglas auf Beobachtungsposten geht. Vor allem die Vogelwelt hat es ihm angetan.

Versunken in die Lektüre eines Reiseführers sitzt derweil Veronika Kleehammer aus Darmstadt auf einer Bank direkt am Ufer, genießt bei leicht windigem Kaiserwetter die Atmosphäre an der Rheinpromenade und erzählt, dass sie und ihr Mann mit dem Wohnmobil in Richtung Bayern unterwegs seien. „Wir sind zum ersten Mal hier, das ist wirklich ein schönes Fleckchen.“

Rheintouristen relaxen auf Klappstühlen und Liegen
Urlaubsfeeling am Rhein: Warum nach Mallorca fliegen, wenn man bei schönem Wetter auch vor der eigenen Haustür so wunderbar entspannen kann? Foto: Kraft

Seit 40 Jahren kennt hingegen Wohnmobilist Jürgen Walter die Region, „weil ich früher im Außendienst in Stollhofen war“. Immer wenn er hier sei, unternehme er mit seiner Frau Ausflüge und Radtouren nach Rastatt und in die Vogesen, erzählt der Ludwigsburger.

Im Bereich zwischen der Rheinfähre und dem Schiffsanleger, an dem bis zu 135 Meter lange und 3.000 Bruttoregistertonnen schwere Flusskreuzfahrtschiffe anlegen dürfen, sind inzwischen sämtliche Holzbänke von gut gelaunten Rheintouristen besetzt.

Flusskreuzer mit Touristen noch nicht gesichtet

„Wir sind bei schönem Wetter sehr oft hier. Aber Flusskreuzer mit Touristen aus aller Welt, die auf Rundfahrten die Region erkunden, haben wir in diesem Jahr noch gar keine gesehen“, berichtet ein älteres Ehepaar. Die beiden haben es sich, wie viele andere, auf eigenen Klappstühlen gemütlich gemacht.

Die einen schmoren in der Sonne, andere dösen im Schatten, die nächsten packen ihre Picknickkörbe aus oder holen sich Bratwurst und Pommes beim gut frequentierten Imbiss des Café-Restaurants „Rheinstrom“.

Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht. Mir wäre es lieber, wenn ich es wüsste.
Jolanda Müller, Gastronomin

Seit 20 Jahren betreiben die Inhaber Jolanda und Heiko Müller einen Kiosk an der Rheinpromenade, welche nun mit Fördermitteln aus einem Interreg-Programm der Europäischen Union neugestaltet werden soll. Wie es für sie dort weitergeht, wissen sie noch nicht. „Mir wäre es lieber, wenn ich es wüsste. Mit uns hat noch niemand gesprochen“, sagt Jolanda Müller.

Dass der Förderantrag vor wenigen Tagen genehmigt wurde und das Vorhaben in den Jahren 2021 bis 2023 umgesetzt wird, hatte Rastatts Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch in der jüngsten Gemeinderatssitzung verkündet.

Rheinpromenade wurde zum zentralen Thema des Dorfentwicklungskonzepts

Für die Plittersdorfer geht damit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Die Rheinpromenade war nämlich bereits im Rahmen der Dorfentwicklung in den Fokus geraten und wurde dann zum zentralen Thema, wie Ortsvorsteher Mathias Köppel im März 2019 sagte.

Damals unterzeichneten OB Pütsch und der Seltzer Bürgermeister Jean-Luc Ball den Förderantrag und unternahmen damit den ersten Schritt, um den Bereich am Rheinufer gemeinsam umzugestalten, touristisch aufzuwerten und als grenzüberschreitenden Naherholungs- und Naturraum erlebbar zu machen.

Die Aufwertung des Bereichs zum „Schmuckstück am Rhein“ (Ortsvorsteher Mathias Köppel) ist für viele Einwohner des ältesten und größten Rastatter Stadtteils von großer Bedeutung. „Wir freuen uns sehr über die Umgestaltung, denn die Promenade ist ein Aushängeschild für Plittersdorf“, sagt Bianca Köppel.

 Schiffschraube an der Rheinpromenade.
Hingucker im Blumenbeet: Schiffschraube an der Rheinpromenade. Foto: Kraft

Ihr Vater Jürgen ergänzt: „Viele Menschen nehmen längere Wartezeiten an der Fähre in Kauf, was aber manchmal leider auch zu einem leichten Verkehrschaos führt. Denn die wartenden Fahrzeuge bilden oft einen langen Rückstau.

Wer nicht zur Fähre, sondern rechts auf den Parkplatz einbiegen möchte, muss auf die Gegenfahrbahn wechseln.“ Dieser Zustand dürfte dann 2023 wohl beendet sein.

Auch auf französischer Seite ist im Zuge der Neugestaltung am Rhein einiges geplant. In Seltz entsteht nach Auskunft der Stadtverwaltung unter anderem ein neuer Lehrpfad durch den Auenwald. Es soll eine „Rheinufertreppe“ mit Sitzstufenanlage, naturnahem Uferbereich und einem Aussichtspunkt gebaut werden.

Außerdem ist vorgesehen, eine Magerwiese zu renaturieren und am westlichen Ufer des „Sammelgrundes“ einen Picknickbereich und eventuell einen Kunstpfad mit Kunstwerken von Schülern anzulegen.

Über das Projekt

Bei dem geförderten Projekt „Neugestaltung der Rheinpromenade“, das ab 2021 bis 2023 umgesetzt werden soll, gilt es touristische Aktivitäten mit dem Erhalt der Schutzgebiete in Einklang zu bringen.

Außerhalb der sensiblen Auenlandschaft sind Picknickplätze, eine Aufenthaltswiese, eine Sanitäranlage, ein Lehrpfad, ein Aussichtspunkt für die Vogelbeobachtung, eine Plattform am Prallhang und eine Spielplatzerweiterung mit naturnahen Elementen geplant.

An der Promenade sollen einmal viele Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Die Parkplätze im Norden und Süden der Promenade werden gesperrt. Autos und Busse sollen künftig weit vom Ufer entfernt an der Fährstraße parken. Im Maßnahmenpaket enthalten sind ferner die Renaturierung der Fährstraße 77, die Neupflanzung von heimischen und standortgerechten Gehölzen wie Pappel und Weide sowie ein neuer Durchlass unter der Fährstraße für das Gewässer Häfele als Maßnahme gegen die Verlandung.

Zum Erhalt der Feuchtgebiete und zum Schutz besonderer Arten sollen drei Schluten vertieft werden. Außerdem werden auf dem Kiessee Brutflöße für die Brut der Flussseeschwalbe angelegt. Die Gesamtkosten für die Umgestaltung auf Plittersdorfer Seite belaufen sich laut Verwaltung auf knapp 2,8 Millionen Euro. Allerdings entstehen durch das Verlegen des Parkplatzes zusätzliche Kosten, „die noch nicht geschätzt wurden“. Dank einer Interreg-Förderquote von 50 Prozent erhält die Stadt die Hälfte des genannten Betrags als Zuschuss. Außerdem hat das Land weitere 130.000 Euro aus Naturschutzmitteln zugesagt. Nach Abzug der Fördergelder bleibt somit ein städtischer Eigenanteil von knapp 1,3 Millionen Euro.





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