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Entscheidung im Gemeinderat

„Die sind doch verrückt“: Schachtelbachsteg in Rastatt wird nicht abgerissen

Der Schachtelbachsteg auf dem Murgdamm wird doch nicht abgerissen. Der Rastatter Gemeinderat hat die Verwaltung zurückgepfiffen.

Gnadenfrist für Brücke: Die Verwaltung muss  nun eine Sanierung des Schachtelbachstegs prüfen.
Gnadenfrist für Brücke: Die Verwaltung muss nun eine Sanierung des Schachtelbachstegs prüfen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Als Klaus van der Velden Anfang dieser Woche erfahren hat, dass der Rastatter Gemeinderat den Abriss des Schachtelbachstegs beschließen soll, war sein Kommentar kurz und knackig: „Die sind doch verrückt.“

Der Rechtsanwalt, der wie viele andere Passanten den Gang über den Murgdamm schätzt und die drohende Lücke kritisierte, darf sein Urteil korrigieren. Der Gemeinderat pfiff jetzt die Verwaltung zurück. Die Brücke bekommt eine neue Chance.

Senioren aus Rastatt sind sauer wegen des gesperrten Schachtelbachstegs

Als die Stadt Rastatt Mitte Mai die denkmalgeschützte Brücke mit einer Spannweite von 22 Metern „trotz permanenter Unterhaltungsmaßnahmen“ von einem Tag auf den anderen aus Sicherheitsgründen sperrte, ließ der Protest nicht lange auf sich warten.

Gerade Senioren aus dem Dörfel, die die Verbindung rege nutzen, rügten die Sperrung und die im Sommer von der Stadt geäußerte Perspektive, dass sich eine Sanierung des 1895 errichteten Bauwerks aus Stahl und Holz oder ein Neubau wohl nicht mehr lohnten.

Mit dieser Marschroute ging die Verwaltung nun auch am Montag in den Gemeinderat. Leiten ließ man sich dabei von der Aussicht, dass in voraussichtlich fünf bis acht Jahren der Steg ohnehin weichen muss, weil für den Hochwasserschutz an der Murg ein kombiniertes Absperr- und Querungsbauwerk im Schachtelbach errichtet werden soll.

Würde man nun als Zwischenlösung wie schon zuletzt beim Deglersteg eine Aluminiumbrücke errichten, müsste die Stadt rund eine halbe Million Euro investieren. Eine Sanierung vor Ort für eine Lebensdauer von zehn Jahren würde zwar nur mit etwa 250.000 Euro zu Buche schlagen.

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Doch die Experten im Rathaus äußern Zweifel, ob solch eine Aktion im Murgvorland aus Platzgründen überhaupt möglich ist. Schließlich müssten ein großer Autokran und Sattelschlepper in einer engen Straße mit Bäumen eingesetzt werden.

Gemeinderat trägt Pläne für Abriss nicht mit

Die Abrisspläne der Verwaltung wollte der Gemeinderat indes nicht mittragen. Dem Antrag von CDU-Fraktionschefin Brigitta Lenhard, eine Sanierung vor Ort zu prüfen, folgte das Gremium bei einer Enthaltung. Selbst einen Ersatzneubau wollte Lenhard nicht ausschließen.

Lediglich Alois Degler (AfD) erklärte, man müsse wohl „in den sauren Apfel beißen“, wenn die Experten zu der vorliegenden Einschätzung gekommen seien. Die Abrissgegner argumentierten, durch die jahrelange Lücke würde es zu großen Einschränkungen kommen, man schade der Attraktivität des Murgdamms und führe das große Ziel, die Erlebbarkeit der Murg zu stärken, ad absurdum.

Bürgermeister Raphael Knoth zeigte sich „überrascht“ und bezeichnete die Haltung des Gremiums als „nicht nachvollziehbar“. Die seit der Sperrung ausgewiesene Umleitung über Badstraße und Kanalstraße sei mit 160 Metern Länge „zumutbar“ und ebenfalls attraktiv, meinte der Baudezernent.

Massive Verzögerungen beim Hochwasserschutz

Dass sich die Situation am Schachtelbach jetzt überhaupt zuspitzt, liegt an den massiven Verzögerungen beim Hochwasserschutz. Der städtische Tiefbau-Chef Markus Fraß erklärte, dass man sich bereits 2008 nach einer Besichtigung mit dem Denkmalschutz einig war, dass die angegriffene Brücke im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahme abgerissen wird.

Fraß geht allerdings davon aus, dass das neue Absperr- und Querungsbauwerk wohl frühestens in acht Jahren fertiggestellt sein wird.

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