Skip to main content

Gymnasion wieder geöffnet

Selbstversuch: Probetraining unter Corona-Bedingungen in Rastatter Fitnessstudio

Im Fitnessstudio Gymnasion in Rastatt können die Mitglieder nach der Corona-Zwangspause wieder trainieren. Doch es gelten zahlreiche Auflagen. So darf sich auf dem Laufband niemand die Seele aus dem Leib rennen. BNN-Redakteur Holger Siebnich hat ein Probetraining unter Corona-Bedingungen absolviert.

None
Workout ohne Maske: BNN-Redakteur Holger Siebnich beim Corona-Probetraining im Gymnasion. Während der Übungen müssen die Sportler keinen Mundschutz tragen. Foto: pr

Das Probetraining beginnt mit einem Fehltritt. Ich marschiere entgegen der Einbahnstraße ins Gymnasion. Dabei sind die Pfeile am Boden des Rastatter Fitnessstudios nicht zu übersehen. Nach wochenlanger Corona-Zwangspause dürfen sich die Sportler seit dem 2. Juni dort wieder auspowern. Allerdings unter zahlreichen Auflagen. Eine ist das Wegsystem mit getrenntem Ein- und Ausgang.

Nachdem ich durch die falsche Tür gedackelt bin, kann ich bei Trainer Christian Kilka wenigstens mit meiner Ausrüstung punkten. Die Umkleidekabinen sind gesperrt. Deshalb trag ich meine Sportklamotten schon am Leib, ebenso einen Mundschutz. Unterm Arm klemmt ein Handtuch.

Noch sind längst nicht alle Mitglieder zurückgekehrt

Nachdem ich meine Hände desinfiziert habe, muss ich am Tresen Namen und Adresse angeben, damit das Gesundheitsamt im Ernstfall Infektionsketten nachverfolgen könnte. Die Mitglieder müssen mit ihrer Karten einchecken, auf der ihre Daten registriert sind

Das Gymnasion ist unterteilt in verschiedene Abteilungen. Die Anzahl der Sportler, die zeitgleich in einem Bereich trainieren darf, ist begrenzt. Ein simples, aber effektives System mit farbigen Bändchen reguliert den Zugang. Aber noch sind bei weitem nicht alle Mitglieder zurückgekehrt. Laut Chefin Brigitta Lenhard liegt die Auslastung ungefähr bei zwei Dritteln des Normalbetriebs.

Das führt auch schon
mal zu DiskussionenBrigitta Lenhard, Gymnasion-Chefin

mal zu Diskussionen

Maskenpflicht gilt nicht an den Geräten

Mich führt Kilka an eine Wand mit modernen Seilzügen. Dort darf ich meinen Mundschutz ablegen. Maskenpflicht herrscht nur auf den Wegen und nicht bei den Übungen. Aber auch damit geht das Gymnasion über die Corona-Verordnung des Landes hinaus, nach der Fitnessstudio-Besucher generell keinen Mundschutz tragen müssten. Doch Lenhard will auf Nummer sicher gehen. „Es ist nach wie vor ein Virus in der Welt“, sagt sie. Sie fürchtet, dass die Kunden ganz ohne Maske auch die anderen Regeln zu wenig beherzigen könnten.

Dazu zählt neben ständiger Desinfektion der Geräte auch der Mindestabstand von 1,5 Meter. Ich bin an der Seilzugwand allein, so dass dieses Problem schon einmal erledigt ist. Kilka schleust mich einmal durch einen Ganzkörper-Zirkel. Mit wenigen Übungen fordere ich Brust, Beine, Rumpf, Schultern, Arme und Bauch. „Davon zwei Durchgänge, dann bist Du nach 20 Minuten fertig“, sagt er. Kurz und knackig: So sieht das ideale Training unter Corona-Bedingungen aus.

Badminton-Halle zur riesigen Trainingsfläche umgerüstet

Zum Finale will er mich aber noch schinden. Die Hälfte der Badminton-Halle ist seit der Wiedereröffnung zu einer riesigen Fläche für funktionelles Training umgerüstet. Die Ausstattung mit Ringen und Reckstange ruft Erinnerungen an den Sportunterricht wach. Eine Gruppe gratuliert ihrem Trainer gerade zum Geburtstag, indem die Jungs und Mädchen ihm zu Ehren zehn Burpees machen, eine mörderische Kombination aus Liegestütz und Strecksprung.

None
Hygiene ist derzeit das oberste Gebot: Trainer Christian Kilka desinfiziert den Seilzug nach dem Workout. Foto: Siebnich

Mich lässt Kilka den sogenannten Schlitten schieben. Er lädt knapp 40 Kilo auf das Gestell, und ich darf mich wie Rocky Balboa fühlen, als ich das Ding auf die andere Seite der Halle wuchte. Dann ist Schluss. Leider gibt es zur Belohnung kein Hefeweizen. Die Bar des Studios ist nach wie vor geschlossen.

Auch deshalb kann Lenhard noch lange keinen Schlussstrich unter die Corona-Verlustrechnung ziehen. Wegen der Mitgliedsbeiträge sucht ihr Team mit jedem Betroffenen individuelle Lösungen. Manche wollen das Geld zurück, manche bekommen die Schließzeit an ihren Vertrag hinten angehängt, andere erhalten das Geld und einen Bonus als Guthaben, um sich zum Beispiel Eiweis-Shakes oder Fitnesszubehör zu kaufen.

Doch Lenhard will nicht klagen. „Es ist wichtig, nicht nur nach Hilfe zu rufen, sondern selbst etwas zu unternehmen“, meint sie am Ende meine Besuchs. Dann trete ich den Heimweg an. Diesmal durch die richtige Tür.

nach oben Zurück zum Seitenanfang