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Meinung

von Holger Siebnich

Öffentliche Hand ist gefragt

Sicherheit ist Glückssache: Opfer häuslicher Gewalt brauchen mehr Unterstützung

Frauenhäuser bieten Opfern von häuslicher Gewalt die Möglichkeit, abzutauchen. Ob sie dort auch wirklich einen Platz bekommen, ist allerdings Glückssache. Und das ist erst der erste Kampf.

Häusliche Gewalt hat viele Facetten: Dabei geht es nicht nur - wie hier (auf diesem gestellten Bild) -  um körperliche Gewalt.
Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, können unter anderem ein Frauenhaus kontaktieren. Dort einen Platz zu bekommen, ist allerdings Glückssache. Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Diese Aussagen schockieren: Gäbe es ein zweites Frauenhaus in Mittelbaden, wäre es schnell voll. Jede Woche müssen die Helferinnen Frauen abweisen, weil es keinen Platz gibt. Dabei gibt es keinen Zweifel, dass sich die Betroffenen in einer akuten Notlage befinden.

Wenn sich Frauen entscheiden, aus ihrem Zuhause zu fliehen, haben sie in der Regel ein langes Martyrium ertragen. Einen gesetzlichen Anspruch auf einen Platz gibt es nicht. Wenn kein anderer Zufluchtsort existiert, bleibt den Opfern nur die Möglichkeit, den Täter von der Polizei aus der Wohnung schmeißen zu lassen.

Doch wenn die Beamten verschwunden sind, gibt es keine Garantie, dass sich der Mann an den Platzverweis hält. Das Frauenhaus bietet den Betroffenen die Möglichkeit, abzutauchen. Es ist eine Schande, dass es in Deutschland Glückssache ist, ob dort jemand einen Platz bekommt.

Wohnungssuche ist für viele fast aussichtslos

Für eine Frau, die dieses Glück hatte, beginnt nach kurzer Verschnaufpause ein neuer Kampf: der um eine Unterkunft auf dem mittelbadischen Immobilienmarkt. Dieser Kampf ist für Menschen mit wenig Geld schon unter normalen Bedingungen schwierig zu gewinnen. Die Nachfrage ist riesig, die Preise sind hoch.

Wenn ein Vermieter die Auswahl unter mehreren Kandidaten hat, zieht die Alleinerziehende mit lückenhaften Unterlagen den Kürzeren. Mit einem Migrationshintergrund ist die Wohnungssuche fast aussichtslos. Abhilfe kann nur der soziale Wohnungsbau schaffen – und damit abermals die öffentliche Hand.

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