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Bedarf ist groß

So will die Freiwillige Feuerwehr in Rastatt Kinder und Jugendliche begeistern

Die Feuerwehrjugend in Rastatt steht gut da. Das wird langfristig aber nicht reichen. Wie abwechslungsreiche Übungen den Nachwuchs begeistern sollen.

Stadtjugendwart David Ullrich der Freiwilligen Feuerwehr Rastatt rollt mit der Jugendfeuerwehr die ausgeworfenen Schläuche wieder ein.
Wieder auf Anfang: Die Schläuche müssen nach dem Auswerfen wieder eingerollt werden. Dazu geht Stadtjugendwart David Ullrich mit der Feuerwehrjugend in die Wache. Foto: Marcel Kisch

David Ullrich fährt das Feuerwehrauto aus der Halle. Es ist 17.30 Uhr. Gleich startet für die Jugendfeuerwehr der Kernstadt Rastatt die Übung. Auf der Tagesordnung steht: Schläuche auswerfen und eine Bockleiter bauen. Zehn Kinder und Jugendliche sind an diesem Abend da.

Warum sind sie bei der Jugendfeuerwehr? „Ich habe schon immer gern Feuerwehrmann Sam geschaut“, sagt ein Zehnjähriger. Deshalb habe er selbst Mitglied bei der Feuerwehr werden wollen. Andere seien hier, weil ihre Freunde hier sind. Ein anderer hat eine knappe, aber aussagekräftige Antwort: „Es macht einfach Spaß.“

Ullrich ist Stadtjugendwart der Feuerwehr Rastatt. „Wir stehen gut da“, sagt er. In der Kernstadt sind es zurzeit zwölf Kinder und 20 Jugendliche. Trotzdem müsse man am Ball bleiben. In den kommenden Jahren sei die Feuerwehr stark auf Nachwuchs angewiesen.

Feuerwehr im Kreis Rastatt
Feuerwehr im Kreis Rastatt Foto: BNN-Infografik

Weil die Ehrenamtlichen den aktiven Dienst mit 65 Jahren verlassen müssen, steht den Freiwilligen Feuerwehren eine schwierige Zeit bevor. Das gilt nicht nur für Rastatt, sondern auch für weitere Feuerwehren im Landkreis. Die geburtenstarken Jahrgänge überschreiten in den nächsten Jahren die Altersgrenze. Jürgen Segewitz, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Rastatt, sagt: „Das wird die Feuerwehr schwächen.“

Um diese Lücken zu schließen, steuert der Verband gegen. Das Projekt „Hundert12“ macht auf die Arbeit der Feuerwehr aufmerksam. Es stellt die Akteure und ihre Arbeitsbereiche vor und will insbesondere Quereinsteiger durch den persönlichen Zugang zu den Ehrenamtlichen anwerben. Um den drohenden Mitgliedermangel langfristig zu bekämpfen, kommt es aber auf die Jugendarbeit vor Ort an.

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Rastatt sind 154 Kinder und Jugendliche

Die 45 Jugendbetreuer in den Rastatter Stadtteilen sind laut Ullrich für 154 Kinder zuständig – 63 in den Kinder- und 91 in den Jugendfeuerwehren. Jedes Jahr kämen 25 Kinder dazu, der Verlust sei mit 20 Kindern aber ebenfalls groß. Etwa fünf wechseln jährlich in die Gruppe der Aktiven. Ullrich sagt: „Es ist schwierig, die Kinder und Jugendlichen bei der Stange zu halten.“

Zu echten Einsätzen dürfen sie erst im Alter von 18 Jahren mit. In den Jugendgruppen gehe es zunächst darum, ihnen spielerisch das Feuerwehr-Einmaleins näherzubringen, also Grundwissen über die Aufgaben der Feuerwehr. Um die Jugendlichen zu halten, müsse man die Übungen abwechslungsreich gestalten.

An diesem Abend teilen die Betreuer die Teilnehmer in zwei Kleingruppen auf. An einer Station zeigt ihnen Jugendleiter Johannes Ohnesorge, wie man eine Feuerwehrleiter richtig aufstellt. Klingt simpel – ist aber eine Wissenschaft in sich. Bei der Übung steht die Bockleiter auf dem Plan. Dazu stellen sie zwei Leitern pyramidenförmig zusammen und sichern sie mit Leinen.

Zwei Leitern sind in der Feuerwache in Rastatt pyramidenförmig angeordnet.
Die Leitern sind auf Position. Jetzt müssen sie nur noch mit Leinen gesichert werden. Foto: Marcel Kisch

Die Kinder stehen in einem Halbkreis um Ohnesorge. „Welche Knoten brauchen wir?“, fragt er. Die Kinder raten eifrig. Sie beginnen aufzuzählen: Mastwurf, Zimmermannsschlag, Doppelschlinge. Immerhin den Achterknoten kennt auch mancher Laie – zumindest vom Hörensagen. Der Jugendleiter macht die Knoten vor, danach dürfen die Kinder selbst ran. Manchmal braucht es einen Tipp, aber am Ende ist der Knoten fest.

Kinderfeuerwehr startet mit sechs Jahren

Ab zehn Jahren können Kinder in die Jugendfeuerwehr eintreten. Die Jüngsten starten schon mit sechs Jahren in der Kinderfeuerwehr. „Es ist wichtig, dass Kinder schon früh Mitglied bei uns werden können“, sagt Ohnesorge. Wäre das Einstiegsalter höher, hätten sie längst andere Hobbys. In dieser Altersgruppe gehe es vor allem um Spaß, die Wissensvermittlung stehe im Hintergrund.

Danach geht die Gruppe nach draußen. Vor der Wache hat Ullrich schon die nächste Übung aufgebaut. Zwei Hütchen dienen als Ziel. Der Nachwuchs muss Schläuche auswerfen und im besten Fall durchs Ziel befördern.

Dazu müssen sie den eingerollten Schlauch auf ihren Arm legen, Schwung holen, das eine Ende gut festhalten und abrollen. Anschließend nehmen sie ihn mit in die Wache, um ihn wieder einzurollen.

Um weitere Kinder für die Feuerwehr zu begeistern, präsentieren sich die Rastatter Einsatzkräfte etwa bei einem Tag der offenen Tür oder dem verkaufsoffenen Sonntag. Manchmal kommt Mitgliederwerbung laut Ullrich auch unverhofft. Im vergangenen Jahr bewachte die Jugendfeuerwehr das Martinsfeuer am Schloss.

Ohne Nachwuchs stehen wir irgendwann ohne Leute da.
David Ullrich, Stadtjugendwart Rastatt

Drei Jungs hätten gefragt, ob sie sich das Feuerwehrauto anschauen dürften. „Zwei von ihnen waren bei unserer darauffolgenden Übung dabei.“ Diese finden alle zwei Wochen statt.

Die Jugendbetreuer in Rastatt sind sich darüber bewusst, dass sie auch weiterhin auf Neuzugänge angewiesen sind. Ullrich bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Ohne Nachwuchs stehen wir irgendwann ohne Leute da. Und ohne Feuerwehr geht es nicht.“

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