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Sehr gut angenommen

Kleidertausch in Rastatt: Im Kreistagssaal dreht sich der Klamottenzirkel

Im Landratsamt Rastatt hat am Samstag erstmals eine Swap-Party stattgefunden. Gebrauchte Klamotten fanden neue Besitzer. Die Veranstaltung richtete sich an Teenager. Das hat einen Grund.

Kruschteln an Tischen und Kleiderständern: Das Landratsamt verwandelte sich am Samstag fünf Stunden lang in eine Textilien-Fundgrube.
Kruschteln an Tischen und Kleiderständern: Das Landratsamt verwandelte sich am Samstag fünf Stunden lang in eine Textilien-Fundgrube. Foto: Ralf Joachim Kraft

Einige suchen in der Klamotten-Fundgrube nach neuen Lieblingssachen und sind bereit, eigene Teile einzutauschen. Andere haben zu Hause den Kleiderschrank ausgemistet.

Eine Frau verrät: „Ich habe nur Sachen abgegeben, nehme aber nichts mit.“ Ein kleiner Junge strahlt derweil übers ganze Gesicht. Ihm ist ein Black-Sabbath-T-Shirt in die Hände gefallen. Ob den Eltern das Teil genauso gut gefällt wie ihm, scheint noch nicht sicher.

Es ist Samstag, 11 Uhr: Im Foyer des Rastatter Landratsamt und im Kreistagssaal hat auf Einladung des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) eine „Swap-Party“ für Teenager und Jugendliche begonnen. Statt regelmäßig viel Geld für neue Kleidung auszugeben und die alten oder nicht mehr trendigen Klamotten wegzuschmeißen, können die Besucher hier ihre Sachen tauschen oder verschenken.

Bei der Premiere wird es nicht bleiben.
Melissa Männle, Projektleiterin

„Es ist der erste Textilien-Tausch- und Verschenk-Markt für diese Zielgruppe. Ich bin selbst gespannt, wie viele Leute zur Premiere kommen werden und wie es laufen wird. Da lassen wir uns mal überraschen“, sagt Projektleiterin Melissa Männle, während die ersten Gäste mit vollen Taschen und Papier-Einkaufstüten eintrudeln.

Am Ende der Veranstaltung berichtet Männle von rund 100 Besuchern und dem Wunsch nach einer Wiederholung. „Die Resonanz war durchweg positiv. Bei der Premiere wird es nicht bleiben.“

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Und warum die junge Generation als Zielgruppe? „Weil sie den höchsten Konsum hat, aber am wenigsten darüber nachdenkt“, sagt die Projektleiterin.

Mit der Swap-Party wolle der AWB im Rahmen der „Europäischen Woche der Abfallvermeidung“ gerade bei jungen Leuten den nachhaltigen Umgang mit Textilien fördern. „Wir setzen ein Zeichen für die Wiederverwendung und gegen Ressourcenverschwendung.“

Vier Umkleidekabinen stehen bereit

Fünf AWB-Mitarbeiter, genauso viele Landratsamt-Azubis, drei Vertreter des Caritasverbandes Rastatt und drei Security-Kräfte stehen bereit. Auf den Tischen liegen Textilien, fein säuberlich nach Größe sortiert.

Auch bei den Kleiderständern und in den vier Umkleidekabinen dreht sich fünf Stunden lang alles um Second-Hand-Klamotten. Moderne Musik in angenehmer Lautstärke animiert zum Stöbern nach gebrauchten, aber noch gut erhaltenen Jacken, Westen, Hemden, Shirts, Blusen, Hosen, Kleidern, Röcken, Schuhen, Handtaschen, Hüten, Mützen und Schals.

Wer beim Kruschteln Durst bekommt oder mal eine kulinarische Pause braucht, besucht im Foyer die Café-Bar, den Stand mit den alkoholfreien Cocktails oder die Waffelbäcker der Freien Waldorfschule Rastatt.

Schülerin Cindy Kiss ist nicht nur ins Landratsamt gekommen, „weil meine Geschwister unter den Waffelverkäufern sind“. Die 14-Jährige hat auch mehrere Kleidungsstücke im Gepäck, die sie tauschen und damit wieder in Umlauf bringen möchte.

Caritasverband freut sich über Spenden

„Die Second-Hand-Sachen sind einfach bunter und individueller. Ich halte nichts von dem Einheits-Look und hole fast alle meine Klamotten vom Flohmarkt“, sagt die junge Rastatterin. Ihre Freundin findet, dass die Preise in den Läden übertrieben seien. Vielen Leuten fehle schlicht das Geld, um sich ständig was Neues zu kaufen.

Die 16-jährige Lisa trennt sich derweil von ihrer pinkfarbenen Jacke und ergattert dafür einen „todschicken Schal“. Auch Eleonora Gefele von der Jugendförderung der Stadt Rastatt wird fündig.

Sie begleitet drei ukrainische Flüchtlingskinder und eine Jugendliche aus dem Jugendtreff: Sie freut sich: „Wir gehen mit mehreren Hosen und T-Shirts nach Hause.“ Textilien, die keinen neuen Besitzer finden, gehen als Kleiderspende an den Caritasverband.

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