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Fünf Konzerte allein im Januar

Wie Tribute-Bands den Sound der Weltstars nach Rastatt bringen

U2, Guns’N’Roses oder Eric Clapton kommen zwar nicht nach Rastatt, sind aber trotzdem dort live zu hören – dank Tribute-Bands. Was steckt hinter dem Trend?

Mit der Band Cream of Clapton bietet der badische Gitarrist Gerald Sänger eine Hommage an die Gitarren-Legende Eric Clapton.
Mit der Band Cream of Clapton bietet der badische Gitarrist Gerald Sänger eine Hommage an die Gitarren-Legende Eric Clapton. Foto: Claudia Kerner

Kennen Sie die Bands Century’s Crime, WE2 oder Reckless Roses? Nein? Nun gut, die sind auch nicht so bekannt wie Supertramp, U2 oder Guns’N’Roses. Aber sie klingen so. Und sie sind, im Unterschied zu den großen Namen, deutlich günstiger zu erleben als die großen Weltstars. Soweit die Stars überhaupt noch live auftreten.

Dichtes Musikprogramm in der Reithalle Rastatt

Tatsächlich sind alle diese drei Formationen in diesem Januar in der Reithalle Rastatt zu Gast. Und damit nicht genug: Auch Wiedergänger der Beatles und der Blues-Sound von Eric Clapton sind dort angekündigt. Das Zauberwort heißt: Tribute-Bands. Eine spezialisierte Form der Coverbands, die seit einigen Jahren immer mehr Verbreitung findet.

„Mittlerweile gibt es zu jedem namhaften Act mindestens eine Tribute-Band“, sagt Volker Winkelmann. Mit seiner Firma Ticket- und Konzertservice Rastatt veranstaltet er die erwähnten Gastspiele in der Reithalle. Vorzugweise mit Musik für die Zielgruppe Ü40. „Diese Generation hört Musik noch wirklich gerne live.“

Auch bei Orignal-Acts ist heute oft nur noch ein Originalmitglied dabei.
Volker Winkelmann
Veranstalter

Original-Acts bucht er kaum noch. „Die Preisspirale dort kann man nicht mehr mitgehen“, sagt Winkelmann. „Und wenn man ehrlich ist: Bei älteren Bands ist heute oft nur noch ein Originalmitglied dabei. Im Prinzip sind das auch schon Tribute-Bands – aber sie kosten ein Vielfaches an Gage und an Eintritt.“

Supertramp waren in der Erfolgsbesetzung seit 40 Jahren nicht zu hören

Wenn sie denn überhaupt noch auftreten. Zum Beispiel Supertramp: Die legendäre britische Band mit einem ganz eigenen Sound zwischen Jazz, Progrock und Pop existierte nur bis 1983 in ihrer prägenden Besetzung mit zwei Sängern. Die große Abschiedstour zum Ausstieg von Roger Hodson führte damals auch ins Karlsruher Wildparkstadion. Seitdem gab es keine Konzerte jener maßgeblichen Fünfer-Besetzung. Genau deren Ära möchte die Band Century’s Crime wieder erwecken.

Wieso widmet man als Musiker ein komplettes Repertoire dem Schaffen einer anderen Band? „Ich hatte schon immer mal den einen oder anderen Supertramp-Song gespielt und gemerkt, dass mir das liegt“, sagt der Sänger und Gitarrist der Band, der unter dem Namen Pino G. firmiert. „Und dann wollte ich das eben richtig machen.“

Tribute-Band Century’s Crime
Die Tribute-Band Century’s Crime spielt am 27. Januar in Rastatt Supertramp-Songs. Foto: Sascha Reitz

„Richtig“ bedeutet in diesem Fall die größtmögliche Nähe zum Original. „Wir sind weltweit die einzige Tribute-Band, die in der exakt gleichen Besetzung spielt wie Supertramp in ihren Glanzzeiten.“ Also einem Quintett mit Schlagzeuger, Bassist, Saxofonist und zwei Sängern am E-Piano bzw. an der Gitarre.

Konzertbesucher erwarten einen Sound wie von ihren Lieblingsplatten

„Richtig“ bedeutet für das Publikum von Tribute-Bands aber meistens vor allem eines: Der Sound muss stimmen. „Für die Konzertbesucher ist das Konzert umso besser, je mehr das Gespielte so klingt, wie sie es von den Platten her kennen“, weiß Veranstalter Winkelmann.

Da haben Tribute-Bands oft sogar einen Vorteil gegenüber dem Original: „Mit der heutigen Technik können wir den sehr ausgetüftelten Studiosound viel besser live reproduzieren als Supertramp selber es damals gekonnt hätten“, sagt Pino G. mit Blick auf sein Equipment. Und auch in anderer Hinsicht überholen die Nachfahren mitunter ihre Vorbilder. „Der einstige Deep-Purple-Gitarrist Steve Morse hat mal über die Deep-Purple-Tribute-Band Demon’s Eye gesagt, er würde gern so spielen können wie deren Gitarrist Marc Zyk“, sagt Winkelmann.

Eine Tribute-Band steht und fällt mit der Gesangsstimme.
Volker Winkelmann
Ticket- und Konzertservice Rastatt

Die elementarste Anforderung freilich muss ohne Technik erfüllt werden. „Eine Tribute-Band steht und fällt mit der Gesangsstimme“, so die Erfahrung von Winkelmann.

Century’s Crime benötigen nicht nur einen stimmlichen Doppelgänger, sondern deren zwei: Einen mit der hohen Stimmlage von Roger Hodson (hier vertreten durch Pino G.) und einen für den eher rockigen Gesang von Rick Davis (Thomas Burlefinger). Entsprechend groß ist der Radius, aus dem die Bandmitglieder kommen: „Die Basis ist in Bad Kreuznach, aber Thomas wohnt bei München“, sagt Pino G., „deshalb proben wir immer blockweise.“

Aber ist das Nachspielen von Studio-Aufnahmen nicht ein Korsett, das Musikalität einengt? „Nein“, sagt Pino G., „denn wir machen das ja, weil uns genau diese Musik gefällt.“ Der Spaß müsse an erster Stelle stehen. „Wenn man es wegen des Geldes macht, dann hat das keinen Sinn.“

Gitarrist Gerald Sänger covert Clapton – obwohl er sich nicht als Fan sieht

Beim Projekt Cream of Clapton gilt das Gleiche - und doch ist vieles anders. Gerald Sänger, seit Jahrzehnten einer der herausragenden Gitarristen in der mittelbadischen Szene, widmet sich hier mit einigen langjährigen Kollegen der Musik von Eric Clapton. Obwohl er sich selber gar nicht als Fan sieht.

„Es haben mich einfach so oft Leute darauf angesprochen, dass ich Clapton ähneln würde, dass ich mir das dann irgendwann mal durch den Kopf gehen ließ“, sagt Sänger. „Und dabei wurde mir klar: Er hat mich zwar nie so richtig gefesselt - aber wahrscheinlich, weil sein Stil genau dem entspricht, was ich selber auch spielen würde.“

Grundsätzlich ist Sänger in unterschiedlichen Genres unterwegs. Auch als Gitarrist des viel gefragten Elvis-Interpreten Eric Prinzinger hat er Tribute-Band-Erfahrung. „Dort hören die Leute mehr auf den Gesang“, sagt er. Bei Clapton hingegen steht die Gitarre im Mittelpunkt.

Beeindruckend finde ich die enorme Vielseitigkeit in seinem Lebenswerk.
Gerald Sänger
über Eric Clapton

Wobei für Sänger die viel gerühmte Virtuosität von „Slowhand“ Clapton nicht einmal das Wichtigste ist. „Wirklich beeindruckend finde ich die enorme Vielseitigkeit in seinem Lebenswerk. Auch wenn die Basis immer der Blues ist: Er war seit den 60er Jahren immer präsent und in jedem Jahrzehnt hat seine Musik anders geklungen.“

Dementsprechend nimmt sich Sänger live auch einige Freiheiten gegenüber den Originalaufnahmen heraus. „Es ist klar, dass die Leute wegen der Gitarrensoli kommen“, sagt er. „Aber ich würde die niemals Ton für Ton nachspielen. Das macht Clapton selber ja auch nicht.“

Leonard-Cohen-Projekt „Field Commander C.“ mit ganz eigenem Ansatz

Einen dritten Ansatz, sich dem Werk eines einzelnen Künstlers zu nähern, verfolgt das Projekt Field Commander C. um den Pfälzer Sänger und Gitarristen Rolf Ableiter. Hier werden ausschließlich Songs von Leonard Cohen interpretiert, Und zwar in Arrangements von dessen stilprägender 1979er-Tournee, deren Mitschnitte später auf dem Live-Album „Field Commander Cohen“ veröffentlicht wurden.

EIN PROJEKT ZIEHT KREISE: Rolf Ableiter (hier mit Esther Oberle und Ira Diehr) reist mit seinem Karlsruher Leonard-Cohen-Tribute "Field Commander C." bis nach Dresden. Foto: Bau
Rolf Ableiter (hier mit Esther Oberle und Ira Diehr) widmet sich mit dem Projekt „Field Commander C.“ der Musik von Leonard Cohen. Foto: Stephan Bau

Die Konzerte mit insgesamt zehnköpfiger Band haben den auch etliche Jahre in Karlsruhe lebenden Musiker in richtig große Locations geführt. Unter anderem in die Jahrhunderthalle Frankfurt, wo Cohen selbst auf der 79er-Tour gespielt hatte. „Das war ein ganz besonderer Abend“, sagt Ableiter. „Nach unserem Konzert wurden wir angesprochen von einigen Leuten, die seinen Auftritt 1979 erlebt hatten und jetzt tief bewegt waren.“

Ein Orchester mit Mozart-Programm würde man auch nicht als Tribute-Band bezeichnen.
Rolf Ableiter
Sänger und Gitarrist

Würde Cohen selber noch live spielen, gäbe es Field Commander C. nicht, betont Ableiter. Auch das Label „Tribute-Band“ trifft aus seiner Sicht nicht zu. „Wir behaupten auf der Bühne nie, Leonard Cohen und Band darzustellen.“ Im Gegenteil: Ziel des Projekts sei es, die Musik des 2016 gestorbenen Kanadiers möglichst originalgetreu aufzuführen. „So wie ein Orchester, das ein Mozart-Programm spielt. Und das würde man ja auch nicht als Tribute-Band bezeichnen.“

Service

Tribute-Band-Konzerte in der Reithalle Rastatt: 12. Januar: Century’s Crime (Supertramp) / 13. Januar: WE2 (U2) / 20. Januar: Reckless Roses (Guns’N’Roses) / 26. Januar: Help! (The Beatles) / 27. Januar: Cream of Clapton (Eric Clapton) / 24. Februar: Against The Machine (Rage Against The Machine).

Konzert von Field Commander C. am 20. Januar in der Badnerlandhalle Karlsruhe-Neureut.

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