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Auch in der Stadt

Verstärkt durch Corona und Ukrainekrieg: Immer mehr Rastatter bauen eigenes Gemüse an

Immer mehr Menschen bauen ihr Obst und Gemüse selbst an, auch in Rastatt. Grund dafür sind nicht nur Corona und der Ukraine-Krieg.

Heiß begehrt: Gemüsesetzlinge finden auf dem Rastatter Wochenmarkt gerade reißenden Absatz.
Heiß begehrt: Gemüsesetzlinge finden auf dem Rastatter Wochenmarkt gerade reißenden Absatz. Foto: Yvonne Hauptmann

„In welchem Abstand muss ich die Paprika denn pflanzen? Und mögen die die Sonne?“ Wasili Schaloba hat einige Fragen an die Verkäuferin am Stand der Gärtnerei Mack auf dem Rastatter Wochenmarkt. Er ist gerade dabei, einige Setzlinge für seinen Garten zu kaufen.

Damit liegt er voll im Trend. Auch in Rastatt bauen immer mehr Menschen ihr eigenes Obst und Gemüse an – eine Auswirkung von Corona- und Ukrainekrise. „Es ist sehr viel los derzeit“, sagt Sven Köberlein, Leiter der Abteilung Garten beim Raiffeisenmarkt in Malsch.

Nun herrscht in Garten-Centern und Gärtnereien naturgemäß immer im Mai Hochbetrieb, dieses Jahr habe das Geschäft aber schon noch einmal deutlich angezogen, berichten die Fachleute. Schon seit dem Beginn der Coronakrise verzeichne man steigende Absatzzahlen bei Sämereien und Nutzpflanzen, sagt Köberlein. Und jetzt gehe es genauso weiter.

Ich komme mit dem Bestellen dieses Jahr kaum hinterher.
Sven Köberlein, Raiffeisenmarkt in Malsch

„Und das, obwohl Corona ja quasi vorbei ist und die Menschen wieder in Urlaub fahren und unterwegs sind. Ich komme mit dem Bestellen dieses Jahr kaum hinterher. Kaum ist die Ware geliefert, ist sie schon wieder ausverkauft.“ Besonders begehrt: Tomaten-, Gurken, Zucchini-, Paprika- und Salatsetzlinge. Karolin Grampp hat auf dem Rastatter Wochenmarkt gerade Gurken- und Paprikasetzlinge gekauft.

Alte Gemüsesorten liegen wieder im Trend

„Die pflanze ich daheim mit meinen Kindern, die haben da viel Spaß daran. Letztes Jahr hatten wir eine tolle Ernte.“ Dass auch bei den Städtern die Nachfrage nach Nutzpflanzen gestiegen ist, weiß Dagmar Frittel, die mit ihrem Stand ebenfalls auf dem Wochenmarkt vertreten ist. Neben Kapkörbchen und Elfenspiegel verkauft sie auch Tomatenpflanzen – „gerade die alten Sorten sind im Trend.

Und selbst auf den Balkonen wird inzwischen fleißig Gemüse angebaut“, sagt sie. „Viele haben dort ein Hochbeet oder einen Kübel stehen und ihre Freude am Gemüse oder Erdbeeren aus eigenem Anbau.“ Wasili Schaloba baut seine Peperoni im eigenen Garten an, bezeichnet sich aber selbst als „richtigen Anfänger“. „Ich mache das erst seit letztem Jahr. Damit meine Kinder wissen, woher das Gemüse kommt.“

Seine Beweggründe? „Na, weil das echt bio ist. Außerdem ist es billiger als im Supermarkt. Der Trend geht zum Selbstversorgen.“ Schaloba ist nicht der Einzige, der sich auf den eigenen Nutzgarten besinnt. Laut einer Pressemitteilung des Handelsverbands Heimwerken, Bauen und Garten von Anfang Mai ist das Bedürfnis zum Selbstversorgertum eindeutig stärker geworden.

Nachfrage an Saatgut und Anzuchtpflanzen ist enorm gestiegen

Deutschlandweit werden dem Verband zufolge mehr Saatgut und mehr Anzuchtpflanzen verkauft. Das bekommt auch Martin Zarembovic vom Plittersdorfer Gartencenter Klingmann zu spüren. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir etwa 20 bis 30 Prozent mehr Tomatensetzlinge verkauft als zuvor“, sagt er. Bei den Gurken seien es gar 40 bis 50 Prozent mehr Umsatz.

„Die Nachfrage ist enorm gestiegen.“ Für Gerhard Müller, der gerade am Stand von Blumen Yesil ein paar Batavia-Setzlinge kauft, ist das mit dem Selbstversorgen nichts Neues. „Ich mache das schon seit 50 Jahren. Früher hatte ich noch viel mehr Beetfläche für Kohl, Salat oder Sellerie, inzwischen schaffe ich nicht mehr so viel – das Alter macht sich bemerkbar“, sagt er.

Müller unterhält sich gerade mit dem Verkäufer über die Vorzüge der Salatsorten, als eine andere Kundin dazu stößt. Für ihren Schrebergarten sucht sie noch ein paar Gemüsepflänzchen. „Früher, da habe ich nur Blumen gepflanzt und mich daran erfreut. Inzwischen habe ich aber auch eigene Tomaten. Wer weiß, wie hoch die Preise im Supermarkt noch steigen?“, sagt sie.

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