Rastatt (rw). „Er ist die Zuverlässigkeit in Person, pünktlich und hat ein äußerst waches Gedächtnis“, sagt Thomas König. Der Vorsitzende des Gesangvereins Liederkranz-Apollonia spricht von Werner Findling.
Dieser hält einen einsamen Rekord: Er ist mit seinen 96 Lebensjahren seit 1977 ununterbrochen im Amt des Kassenwarts. Werner Findling ist zudem seit Jahrzehnten der gute Geist der Stadtkirche St. Alexander und ein Vorbild im Ehrenamt.
Der gute Geist der Stadtkirche
Der 1927 im Rastatter Kalabrich geborene Findling wurde mit 18 Jahren noch zum Militär eingezogen, kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft und landete in Cherbourg.
Nach der Entlassung entdeckte er den Umgang mit Geld, fing im Finanzamt Rastatt an und arbeitete in der Finanzverwaltung bis zur Pensionierung 1989.
Schon früh entdeckte Findling seine Liebe zum Chorgesang und trat 1946 in den Gesangverein Liederkranz-Freundschaft ein. Er übernahm rasch das Amt des Notenverwalters mit Spezialauftrag. Denn manches Notenblatt musste aus den Bombentrümmern des Gasthauses „Zur Krone“ neben der Stadtkirche geborgen werden.
Außerdem schuf Findling die Grundlage für das Vereinsarchiv. „Ob Konzert, Ständchen oder traurige Anlässe, Werner war mit seiner Aktenmappe und den Noten immer präsent“, weiß Ehrenvorsitzender Karl-Heinz Lang zu berichten.“
Schon früh die Liebe zum Chorgesang entdeckt
Als 1977 die Liederkranz-Vorstandschaft neu besetzt werden musste, übernahm Findling das Amt des Kassenwarts und sollte es bis heute nicht mehr abgeben. Die finanzielle Abwicklung, gerade bei der Verschmelzung des Liederkranz mit der Apollonia, bereitete ihm keine Probleme.
Auch in der Zeit des Computers erledigt der Kassier alles mit der Hand. Ohne Beanstandungen wurden Opernkonzerte bis hin zum Brezelwürfeln zuverlässig und schnell finanziell von ihm begleitet.
Ein anderer Bereich, in dem sich Findling über Jahre engagiert hat, ist die Rastatter Kirchengemeinde. Seit 1974 ist er in St. Alexander Lektor (Vorleser) und Kommunionhelfer.
Neben seiner 25-jährigen Tätigkeit als Pfarrgemeinderat und zweijähriger Arbeit als Stiftungsrat ist Findling seit 1990 auch Aushilfsmessner.
Manche Geschichte weiß Findling zu erzählen. „Es brach einmal ein Brand im Kirchenkeller aus“, erinnert er sich. „Da haben wir die Messe im Gemeindehaus zu Ende gebracht.“
Tragisch endete der Kirchenbesuch in St. Alexander für eine Frau. Im fast leeren Kirchenraum saß sie im Bereich der Kanzel. In den Zeiten als der Verkehr noch zu beiden Seiten der Stadtkirche vorbeiflutete, löste sich ein schwerer Holzengel und verletzte die Betende tödlich.
Zu dritt waren wir mit dem Einbau eines neuen Klöppels beschäftigt.Werner Findling
Aushilfsmessner
Eines Tages stellte Findling fest, dass der Klöppel der großen Glocke von St. Alexander gebrochen war. Er erinnert sich: „Zu dritt waren wir mit dem Einbau des neuen Klöppels beschäftigt. Das war vielleicht schwierig, denn der war zentnerschwer.“
Der „Rekord-Kassenwart“ besucht mit Freude die Singstunden des Liederkranz-Apollonia im 1. Tenor und genießt nach eigenem Bekunden seine zahlreichen Auszeichnungen, wie etwa Ehrennadel des Landes Baden-Würrtemberg.