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Nach Jubiläum

Gesangverein Liederkranz in Rheinstetten-Neuburgweier löst sich nach 125 Jahren auf

Das Sterben der Gesangvereine in der Region Ettlingen geht weiter. Jetzt hat es auch den Liederkranz Neuburgweier getroffen. Das Ende des Vereins war absehbar.

Das Konzert auf dem Friedhoch Neuburgweier an heilig Abend war das letzte des Liederkranzes Neuburgweier nach 125 Jahren Vereinsgeschichte.
Das Konzert auf dem Friedhof Neuburgweier an Heiligabend war das letzte des Liederkranzes Neuburgweier. Foto: Liederkranz Neuburgweier

„Wir wollten das 125. Jubiläum noch feiern und alle haben mitgezogen.“ Bei Friedrich Eich fließen noch Freude und Stolz in die Wehmut über das Ende des Gesangvereines Liederkranz Neuburgweier im Jubiläumsjahr ein.

Vor wenigen Tagen haben die Mitglieder bei einer außerordentlichen Versammlung die Auflösung des Traditionsvereins einstimmig beschlossen. Die Gründe sind offensichtlich: „Wir sind einfach zu alt, Nachwuchs gibt es keinen“ sagt Eich, der seit dem 13. Januar 1984, also 40 Jahre, Vorsitzender des Vereins ist.

Auftritte waren zuletzt immer ein Lotteriespiel.
Friedrich Eich
Vorsitzender

Der Altersdurchschnitt des Chores mit 28 Aktiven liege bei 79 Jahren, 15 Sängerinnen und Sänger seien teils weit über 80 Jahre alt, das jüngste Chormitglied sei 65 Jahre alt. Im Laufe der Zeit seien viele starke Stimmen weggefallen, „Auftritte waren zuletzt immer ein Lotteriespiel, ob genügend Sängerinnen und Sänger bereitstehen“, so der 75-jährige.

Das Konzert an Heiligabend auf dem Friedhof Neuburgweier, das es seit 50 Jahren gebe, sei das letzte des Liederkranzes gewesen. „Weiterhin Konzerte zu geben, geht nicht mehr, es fehlt auch der Ansporn dafür“, so Eich.

Liederkranz Neuburgweier hatte auch finanzielle Probleme

Das Ende für den am 5. Juni 1898 gegründeten Gesangverein sei auch aus anderen Gründen absehbar gewesen: finanziellen. Der Verein habe derzeit noch 100 Mitglieder, davon 90 zahlende, zehn seien Ehrenmitglieder. Die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen reichten nicht aus, so Eich.

Der Fortbestand sei nur möglich gewesen, weil Chorleiter Peter Ripp-Arnitz auf Honorar verzichtet habe, sagt Eichs Ehefrau Edeltraud, die auch im Chor gesungen hat. Einnahmen aus Festen, wie früher, seien aufgrund der Altersstruktur nicht mehr zu erwirtschaften gewesen.

Ripp-Arnitz wurde für seine Treue bei der zurückliegenden Versammlung zum Ehrenchorleiter ernannt, er hatte den Chor fast 40 Jahre lang geleitet. Albert Eich wurde für 70 Jahre aktives Singen im Chor mit einer Urkunde geehrt. Bei der Ehrungsmatinee wurde auch der vielen großen Ereignisse in der Geschichte des Vereins, etwa das Fest zum 100-Jährigen oder der großen Konzerte und Festlichkeiten, gedacht.

Mitglieder des Gesangvereins wollen sich trotzdem weiterhin treffen

Das weitere Prozedere zieht sich. Das Protokoll der Auflösungsversammlung wurde notariell beglaubigt und geht nun ans Amtsgericht Mannheim, wo es ein Jahr und drei Tage liegen wird.

Wir wollen die Erinnerung an den Liederkranz hochhalten.
Friedrich Eich
Vorsitzender

Danach gehen Kopien ans Finanzamt und die endgültige Abwicklung des Vereins kann erfolgen, dahingehend, dass das „recht geringe noch vorhandene Vereinsvermögen an die Stadt Rheinstetten fließt, die auch das Vereinsklavier überreicht bekommt“, so Eich. Gemeinsam mit seiner Vize Karin Sehnert wird er mit der Liquidation des Vereins betraut.

So ganz wird der Liederkranz Neuburgweier aber nicht von der Bühne verschwinden, „meine Frau und ich wollen den Kontakt zu den Mitgliedern nicht abbrechen lassen“ betont Eich. So seien regelmäßige monatliche Treffen geplant und auch Besuche bei runden Geburtstagen von Sängerinnen und Sängern. „Wir wollen die Erinnerung an den Liederkranz hochhalten“, sagen die beiden.

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