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Ungewöhnliches Museumsprojekt

Ein U-Boot rollt nach Sinsheim: Technik Museen bereiten sich auf besonderen Transport vor

Zwei badische Museen bereiten sich auf eine außergewöhnliche Herausforderung vor: Ein Ozeanriese soll über 600 Kilometer weit nach Speyer und später nach Sinsheim transportiert werden.

Ein besonderes Museumsexponat: Das Unterseeboot U17, das bis 2010 im Dienst der Deutschen Marine stand, wird im Frühjahr erst per Schiff und dann auf der Straße aus Kiel nach Baden transportiert werden. Nach einem Umbau wird es später im Technik Museum Sinsheim zu sehen sein.
Das Unterseeboot U17 wird im Frühjahr erst per Schiff und dann auf der Straße aus Kiel nach Baden transportiert werden. Foto: Technik Museum Speyer

So groß wie ein zweistöckiges Haus, Hunderte Tonnen schwer und fast 50 Meter lang: Dieser Koloss war nie für die Fortbewegung auf der Straße gedacht.

Das U-Boot U17 der Deutschen Marine hatte viele Mannschaften erlebt und historische Missionen im Atlantik bewältigt, ehe seine aktive Dienstzeit Ende 2010 im norddeutschen Eckernförde zu Ende ging.

Es hätte verschrottet werden können. Doch es gibt noch eine allerletzte Mission für das Boot, das voraussichtlich in wenigen Wochen im Schritttempo durch die Straßen von Speyer fahren wird.

Besonderes Exponat für die Technik Museen Sinsheim und Speyer

Es ist ein besonderes Exponat, das sich die Technik Museen Sinsheim und Speyer gesichert haben: Ihre Besucher sollen in Zukunft in ein ausgemustertes U-Boot der Klasse 206 A steigen und sich wie Seeleute fühlen können.

Dies wird ein Transport an der Grenze zum Machbaren sein.
Hermann Layher, Präsident der Technik Museen Speyer und Sinsheim

Besonders ist auch die Herausforderung, vor der das vierköpfige Kern-Projektteam steht: Der Ozeanriese muss aus dem Kieler Hafen über Meer, Flüsse und Straßen an seinen neuen Standort in Baden bewegt werden. Teilweise ist höchste Präzisionsarbeit gefragt. „Dies wird ein Transport an der Grenze zum Machbaren sein“, schätzt Hermann Layher, Präsident beider Museen.

Dann steht fest: U-Boot U17 kommt nach Baden-Württemberg

Sie verfolgen diese ehrgeizige Idee bereits seit Jahren. Auf einem Treffen im September 2017 in Speyer legte sich eine Arbeitsgruppe fest, das U17 in den Südwesten zu holen. Dazu war jedoch erst die Erlaubnis des zuständigen Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr notwendig. Wenige Monate später sagte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu.

„Das war eine ganz tolle Nachricht. Wir wussten, dass es einige Firmen gab, die Interesse an den ausgemusterten U-Booten haben, um sie einer Verschrottung zuzuführen. Und das wäre furchtbar schade“, so Layher in einer Pressemitteilung der Museen.

Im Januar 2023 hat er einen Leihvertrag unterschrieben. Danach begannen die Planungen für den Großtransport. Zunächst einmal mussten aus dem Unterwasserboot die Waffensysteme und Batterien ausgebaut werden.

Riesen-Transport ins Technik Museum startet Ende April

Nach aktuellem Zeitplan wird es zunächst am 28. April in Kiel mit einem 900-Tonnen-Kran auf ein see- und flusstaugliches Schwimmponton verladen werden. Das U17 geht dann auf die Reise durch den Nord-Ostsee-Kanal entlang der Nordseeküste nach Rotterdam. Von dort aus geht es durch Holland auf der Waal wieder zurück nach Deutschland.

Die ungewöhnliche Fracht wird auf dem Rhein vorbei am Kölner Dom (12. Mai), dem Deutschen Eck in Koblenz und der Loreley (13. Mai) über Mannheim (15. Mai) nach Speyer geschippert werden, wo sie voraussichtlich am 16. Mai im Naturhafen ankommen soll.

Wenn alles nach Plan läuft, soll das U-Boot am 21. Mai auf der Straße mit einem Schwerlasttransporter einer Spezial-Spedition ins dortige Technik Museum befördert werden. Dort seien einige vorbereitende Arbeiten am Exponat vorgesehen, heißt es in der Mitteilung.

Am Ende wird es erneut auf der Straße an den finalen Bestimmungsort im Technik Museum Sinsheim überführt werden. Der Termin dafür steht noch nicht fest. U17 ist der erste Großtransport seit über zehn Jahren für beide Museen. Seine Teams seien „motiviert bis in die Haarspitzen“, erklärt Layher.

Historische Mission jenseits des Atlantik

Die Boote der Klasse 206 standen fast vier Jahrzehnte lang der deutschen Marine zur Verfügung und damit länger als alle anderen U-Boot-Typen zuvor. Das Schiff mit der Kennung S 196 war seit 1973 im Einsatz: hauptsächlich in der Nord- und Ostsee, später nach der Umrüstung zur Klasse 206 Alpha auch im Mittelmeer.

Im Jahr 1997 überquerte U17 als erstes deutsches Nachkriegs-U-Boot den Atlantik. Anschließend nahm es in der Karibik und an der US-Ostküste an einem militärischen Übungsprogramm mit Nato-Kräften teil. Der 4,6 Meter breite und neun Meter hohe Riese lag nach seiner Stilllegung ab 2010 im Wilhelmshavener Marinearsenal. Mitte 2021 war er das vorletzte Mal in See gestochen, um später auf einer Werft in Kiel demilitarisiert zu werden.

Projekt U17

Aktuelle Informationen zum Boot-Transport, dem detaillierten Zeitplan und den Fördermöglichkeiten für das Projekt gibt es unter www.technik-museum.de/u17

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