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Im Interview

Comedian Mario Barth: „Was ist am Spaßhaben schlecht?“

Mario Barth ist einer der bekanntesten Comedians Deutschlands. Ihm wird durch sein Bedienen von Geschlechterklischees immer wieder Sexismus vorgeworfen. Was sagt Barth dazu und was ist seine Meinung zur Frauenquote?

Mario Barth sitzt
Die BNN sprachen mit dem Comedian über sein neues Programm „Männer sind Faul, sagen die Frauen“, sein Verständnis von Comedy sowie seine Meinung zur Frauenquote. Foto: Collet

Für die einen ist es unterhaltsame Comedy, für die anderen eine triviale Reproduktion von Geschlechterklischees.

Seit 19 Jahren bespielt Mario Barth erfolgreich die verschiedensten Bühnen Deutschlands.

Wir sprachen mit dem Comedian über sein neues Programm „Männer sind faul, sagen die Frauen“ und sein Verständnis von Comedy.

Mit Ihrem neuen Programm touren Sie bis 2020 durch ganz Deutschland – Karlsruhe entfällt. Warum?
Barth

Es gab einen Planungsfehler meines Tourneeveranstalters. Die Route sollte von München nach Karlsruhe und wieder zurück nach Bayern, gehen. Wir spielen aber „back to back“, das heißt wir haben die komplette Bühne und das gesamte Equipment nur einmal, nicht in doppelter Ausführung. Unsere Crew muss alles aufbauen, nach der Show abbauen, in die nächste Stadt fahren und dort morgens für die nächste Show wieder aufbauen. Das ist mit einem Bühnenset für eine Crew bei einem so ungünstigen Routing kaum zu schaffen. Dazu kommt, dass es in Karlsruhe generell Schwierigkeiten mit dem Brandschutz gibt. In meiner Show gibt es zum Abschluss ein Feuerwerk. Dafür bekommt man in Karlsruhe keine Abnahme mehr und sogar Bühnenbilder werden trotz nachweislicher höchster Brandschutztauglichkeit in Frage gestellt, wie bei einem Kollegen geschehen. Deshalb sind jetzt auch Termine im Europapark Rust angesetzt. Wer Karten für Karlsruhe hat, kann da gerne hinkommen.

In Ihrer Sendung „Mario Barth deckt auf“ machen Sie auf verschiedene Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam. Finden gesellschaftskritische Themen auch den Weg in Ihr neues Bühnenprogramm?
Barth

Gar nicht. Das sind zwei verschiedene Paar Stiefel. In der Sendung geht es um den Missbrauch von Steuergeldern – da werden Milliarden verballert. Wir versuchen das lustig aufzubereiten, Humor ist für mich ein Transporteur. Wenn ich etwas lustig darstelle, bleibt es eher hängen als wenn ein Frank Plasberg – den ich sehr schätze – trocken sagt: „1,4 Milliarden sollte der Flughafen Berlin-Brandenburg kosten, jetzt kostet er 7,5 Milliarden“. In der Live-Show hingegen geht es wie seit 19 Jahren um die Themen Mann-Frau, Beziehung und Alltagskomik.

Was ist dann nach „Männer sind bekloppt, aber sexy“ neu bei „Männer sind faul, sagen die Frauen“?
Barth

Die Geschichten sind neu. Früher war Comedy lustig, heute ist Comedy leider oft sozialkritisch. Sozialkritisch und politisch korrekt ist nicht lustig – das wären dann Nachrichten. Comedy sollte lustig sein. Warum ist Schlager so irre erfolgreich? Weil es ein Stück heile Welt ist.

Bei Ihnen gibt es also heile Welt?
Barth

Ich mache Unterhaltung. Einige Kritiker sagen, das ist ihnen zu einfach. Ich verstehe nicht, was an „einfach“ negativ ist. Es ist doch cool, wenn etwas einfach sauber zu machen oder einfach zu öffnen ist. Es gibt so viele schwerwiegende Fragen, die wir von morgens bis abends hören: Wer wird Bundeskanzler? Hält die Koalition bis zum Ende durch – ja oder nein? Die Leute sind genervt von diesen Fragen. Daher mache ich auf der Bühne Comedy. Mir ist wichtig, dass der Zuschauer entspannen kann, er muss meine vorherigen Programme nicht kennen, er muss kein Politologe sein, er kann einfach mal abschalten und Spaß haben. Das ist wie ein schöner Kinofilm.

Die Art Ihrer Comedy wird gerne kritisiert, immer wieder wird Ihnen Sexismus vorgeworfen. Stört Sie das?
Barth

Ich lese das gar nicht mehr. Am Anfang habe ich das noch getan und mich immer wieder irritiert gefragt: Was habe ich dem Kritiker denn getan? Häufig stellte sich heraus, dass er nie in meiner Live-Show war. Ich lade jeden herzlich zu meinen Auftritten ein. Er kann sich auch mit dem Rücken zu mir drehen und in das Publikum schauen. Da gibt es keine Schlägereien, die Leute haben Spaß und nehmen sich gegenseitig in den Arm. Was ist denn daran schlecht? Meine Fans gehen mit guter Laune nach Hause. Für die mache ich das, nicht für den einen, der schreibt, dass es ihm nicht gefällt.

Oftmals geht es nicht nur um Missfallen, sondern den konkreten Vorwurf der Frauenfeindlichkeit.
Barth

Ich finde das gefährlich. Nachweislich sind über 70 Prozent meiner Fans weiblich – die kaufen die Karten freiwillig. Wenn dann jemand ungefragt in deren Bresche springt, tut er den 70 Prozent unrecht.

Sie erwähnen in Ihrem neuen Programm Ihre 16-Jährige Patentochter. Glauben Sie, dass ihr die gleichen Türen offenstehen wie einem Mann?
Barth

Ich habe keine Glaskugel. Als Laie sage ich: Wir haben eine Bundeskanzlerin, unser Militär wird von einer Frau geführt, wir haben in zwei Bundesländern eine Frau an der Spitze. Ich bin mir gar nicht sicher, ob es so wenig Frauen in Führungspositionen gibt. Mir stellt sich nicht die Frage, ist das ein Mann oder eine Frau? Ich frage mich: Was kann dieser Mensch? Die Frauenquote ist mit Abstand das diskriminierendste für eine Frau, was es seit Jahrzehnten geben hat. Es ist diskriminierend, dass ein Gesetz verabschiedet werden muss, damit eine Firma eine Frau einstellt. Es gibt so viele Frauen, die sind hochintelligent und haben einen hervorragenden Job – sie bestechen durch ihre Qualität, durch das, was sie können, nicht durch eine Quote.

Die Frauenquote sieht nicht vor, dass Frauen sich aufgrund ihres Geschlechts für einen Arbeitsplatz qualifizieren. Bei gleicher Qualifikation von Mann und Frau wird die Frau bevorzugt eingestellt.
Barth

Ist das nicht eine Diskriminierung gegenüber dem Mann?

Nicht, wenn man bedenkt, dass in den vergangenen Jahrzehnten …
Barth

Ach, wir müssen jetzt aufholen? Das ist nun Emanzipation? Das ist das, was falsch verstanden wird. In Berlin wird über Ampelmännchen diskutiert – wir brauchen auch Ampelfrauchen, heißt es. Ich weiß nicht, ob das unsere dringlichsten Probleme auf der Welt sind.

Worüber sollten wir Ihrer Meinung nach stattdessen sprechen?
Barth

Diese Frage können andere mit Sicherheit viel besser beantworten, das ist nicht mein Job. Meine Aufgabe ist es, Menschen zu unterhalten. Wenn das Publikum nach zweieinhalb Stunden nach Hause geht und sagt „Was für ein geiler Abend“, habe ich meine Aufgabe erfüllt.

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