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ZDF in der Kritik

Precht-Aussagen über Juden: Antisemitismusbeauftragter rügt auch Markus Lanz

Nach dem Eklat um eine Aussage von Richard David Precht im ZDF-Podcast „Lanz & Precht“ hat Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter Michael Blume einen Faktencheck erstellt. Ergebnis: „Die Sendung strotzt vor Antisemitismus.“

Richard David Precht (l) und Markus Lanz bei einem Bühnengespräch (Archivbild).
Die ZDF-Moderatoren Richard David Precht (links) und Markus Lanz stehen nach Aussagen über Israel in ihrem gemeinsamen Podcast „Lanz & Precht“ in der Kritik. Foto: Christian Charisius/dpa

„Lanz & Precht“ ist einer der erfolgreichsten Podcasts des Landes. Was sich die beiden prominenten ZDF-Moderatoren Markus Lanz und Richard David Precht aber in der jüngsten Ausgabe des Hörformats erzählten, sorgt für besonders viele Reaktionen – vor allem empörte.

Thema der am Freitag veröffentlichten Folge ist der Gaza-Krieg, dessen Entwicklung und Hintergründe von Lanz und Precht besprochen werden. Dabei fällt auch ein Satz, den das ZDF aus der Aufzeichnung wieder entfernte – nach massiver Kritik unter anderem von jüdischen und israelischen Institutionen.

Precht hatte über streng gläubige orthodoxe Juden gesagt, ihre Religion verbiete es ihnen zu arbeiten, „ein paar Sachen, wie Diamanthandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen“.

Lanz stimmte umstrittener Juden-Aussage zu

Sein Podcast-Partner Markus Lanz widersprach dieser mit antisemitischen Stereotypen garnierte Falschbehauptung nicht, sondern kommentierte mit einem knappen „Richtig!“ – was vom ZDF ebenfalls herausgeschnitten wurde.

Im Begleittext zur Episode ergänzte die Redaktion: „Wir bedauern, dass eine Passage in der aktuellen Ausgabe von Lanz & Precht Kritik ausgelöst hat. An einer Stelle wurden komplexe Zusammenhänge verkürzt dargestellt, was missverständlich interpretiert werden konnte. Deshalb haben wir diesen Satz entfernt.“

Und dies wenige Tage, nachdem die Hamas über 1.200 Menschen ermordete.
Michael Blume
Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg

Zudem wurde dem Podcast eine Erklärung Prechts vorangestellt, dass der Satz „nicht ansatzweise irgendwie so gemeint gewesen ist, wie es aufgefasst wurde“.

Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg.
Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg. Foto: Stefan Puchner/dpa/Archivbild

Ergebnis des Faktenchecks von „Lanz & Precht“ ist verheerend

Damit will es aber Michael Blume (CDU) nicht bewenden lassen. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg zeigt sich entsetzt – nicht nur über eine Aussage. In einem Faktencheck auf Spektrum.de nimmt sich der Religionswissenschaftler die ganze, etwa einstündige Sendung vor.

Das Ergebnis ist verheerend für die beiden ZDF-Moderatoren, die in ihrem wöchentlichen Format gerne das Image kongenialer Welterklärer pflegen. Journalist Lanz und der Bestsellerautor Precht bekommen in Blumes Faktencheck eine Reihe „schlimmster Falschbehauptungen“ attestiert.  „Die Sendung strotzt vor Antisemitismus.“

Die Precht-Aussage zu Orthodoxen, die nicht arbeiten dürften, stimme so „ganz und gar nicht“, schreibt Blume. Und mit seiner vermeintlichen Beschränkung „auf Diamanten und Finanzen“ betreibe Precht eine Täter-Opfer-Umkehr. Vielmehr seien Juden in christlichen und muslimischen Gesellschaften diskriminiert und von vielen Berufen ausgeschlossen worden.

Hat Markus Lanz antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet?

„Eine der schlimmsten Passagen“ wirft Blume aber Markus Lanz vor. Der Moderator verbreite „antisemitische Verschwörungsmythen“, wenn er dem orthodoxen Judentum vorwerfe, über die Religion Menschen „fast als Geisel zu nehmen”, und dabei „andere Kräfte und Mächte dahinter“ sehe.

Blume fassungslos: „Und dies wenige Tage, nachdem die Terrororganisation der Hamas über 1.200 Menschen ermordete.“

Auch der verantwortliche Sender ZDF wird vom Antisemitismusexperten nicht verschont. Blume spricht von einem „medienethisch unterirdischen Vorgang“ in dem gebührenfinanzierten Format. Blume hofft nun, dass in Zukunft „ernsthafte Expertisen eingeholt und Qualitätsstandards eingezogen werden“.

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