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Der Ausblick von einem Heißluftballon auf die Märchenlandschaft Kappadokiens und viele andere Heißluftballons.

Land der Feenkamine und Felsenburgen

Kappadokien ist das Herz Anatoliens und ein einzigartiges Erbe der Natur

Kappadokien im zentralanatolischen Hochland (Türkei) ist längst kein Geheimtipp mehr. Es ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet und ein Touristenmagnet. Vier Millionen Besucher kommen jedes Jahr. Und es gibt viel zu sehen.
6 Minuten
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Flammen spucken meterhoch in das Innere des Ballons, als Pilot Serkan Kalenderoğlu den Propangasbrenner bedient. Langsam und sanft hebt der Heißluftballon mit 24 Passagieren im Korb ab. Vorbei an bizarren Felsformationen, die durch Erosion aus dem vulkanischen Tuffsteinfelsen geformt wurden.

Es geht höher und höher in den Morgenhimmel empor: 100 Meter, 500 Meter und schließlich 1000 Meter. Die Luft ist kalt und frisch. Die Sonne geht über den Tälern und Schluchten auf, tunkt die Landschaft Kappadokiens (Türkei) in ein sattes orange-rot. Wie bunte Flecken schweben rund 150 Ballons am Himmel. Es ist magisch.

Kappadokien ist weltweit das größte Fluggebiet für Heißluftballons. Die Fahrt in den Wolken dauert rund eine Stunde, kostet je nach Saison zwischen 90 und 200 Euro pro Person. Gelandet wird auf dem Anhänger eines Geländewagens. Pilot Serkan Kalenderoğlu parkt den fliegenden Korb zentimetergenau.

Kappadokien liegt in Mittelanatolien, ziemlich genau in der Mitte der Türkei. Die Provinzhauptstadt ist Nevsehir mit 80.000 Einwohnern. Es ist die Partnerstadt von Pforzheim.
Kappadokien liegt in Mittelanatolien, ziemlich genau in der Mitte der Türkei. Die Provinzhauptstadt ist Nevsehir mit 80.000 Einwohnern. Es ist die Partnerstadt von Pforzheim. Foto: Nelly Kühn

Tipp: Die Fahrt mit dem Heißluftballon mindestens eine Woche vorher online buchen (über die Anbieter GetyourGuide oder Viator). Am besten plant man die Ballonfahrt für den ersten Reisetag ein. Denn die Behörden entscheiden morgens je nach Wetterlage, ob sie die Fluggenehmigung erteilen. Wird nicht geflogen, hat man an den anderen Tagen noch die Möglichkeit.

Kappadokien im zentralanatolischen Hochland ist längst kein Geheimtipp mehr. Es ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet und ein Touristenmagnet. Vier Millionen Besucher kommen jedes Jahr.

Und es gibt viel zu sehen. Am besten bei Wanderungen durch die traumhaften Täler und spektakulären Schluchten. Das eröffnet ganz anderen Perspektiven und man kann den Touristenmassen entfliehen. Besonders schön: die „Feenkamine“. So nennen die Einheimischen die bizarren Felsnadeln, die durch Vulkanausbrüche und anschließende Erosion entstanden. In ihnen verbirgt sich eine geheimnisvolle Welt. Frühe Christen haben hier farbenprächtige Kirchen und Wohnungen angelegt.

Wer mehr Action will, macht eine Quad-Tour oder einen Reitausflug (auch für Anfänger geeignet). Die „Dalton Brothers Horse Ranch“ in Göreme bietet Reiten bei Sonnenuntergang und Fotoshootings mit Pferden an.

Das Wort Kappadokien bedeutet auch: „Das Land der schönen Pferde“. Es kommt vom persischen Wort „Katpatuky“. Zur Zeit der persischen Herrschaft wurden in Kappadokien Pferde gezüchtet.

Auch für Radfahrer ist Kappadokien ein Paradies. Entweder gemütlich auf gut angelegten Radwegen oder rasant hinab auf Mountain-Bike-Trails.

Die schönsten Orte in Kappadokien

Rose Valley

Fünf Autominuten von Göreme liegt das Gebiet „Rose Valley“ (deutsch: Tal der Rosen). Der Namen spielt auf die vielen rosafarbenen Felsformationen an. Wenn die Sonne langsam untergeht, ist der Blick von einem Aussichtspunkt spektakulär und erinnert an die Canyons in Arizona (USA). Es gibt auch einen Wanderweg, der durch das „Rose Valley“ bis in die sogenannte rote Schlucht führt.

Das Rose Valley in Kappadokien mit bizarren Felsen in rosaner Farbe.
Ein Wunder der Natur: das Rose Valley in Kappadokien. Foto: Nelly Kühn

Love Valley

Es ist ein wunderschönes Tal mit bizarren Steintürmen, die wie Speere aussehen. Der Aussichtspunkt ist geschmückt mit Herzrahmen und Schaukeln für das perfekte Foto. Ein absolutes Must-See.

Ein Herz aus bunten Klingeln - ein beliebtes Fotomotiv im Tal der Liebe.
Ein Herz aus bunten Klingeln - ein beliebtes Fotomotiv im Tal der Liebe. Foto: Nelly Kühn
Das Love Valley im Göreme Historical National Park ist bekannt für seine bizaren Felsformationen.
Das Love Valley im Göreme Historical National Park ist bekannt für seine bizaren Felsformationen. Foto: Nelly Kühn

Festungsburg Uçhisar Schon von weit weg, ist die 60 Meter hohe Festungsburg Uçhisar zu sehen. Hier wurde in römischer Zeit ein ganzer Berg ausgehöhlt und in eine Verteidigungsanlage verwandelt. Heute ist das Schloss von Geschäften und Verkaufsständen umgeben. Es gibt Souvenirs wie Teppiche, Marmorornamente und Trockenfrüchte.

Uçhisar hat auch einen der schönsten Wanderwege Kappadokiens, der direkt durch das „Güvercinlik Vadisi“ (Taubental) führt.

Pigeon Valley (Taubental) Wasser, Wind und Wetter haben hier aus den Felswänden pilzartige Überhänge und spitz aus dem Boden ragende Tuffsteinkegel geformt. Seinen Namen verdankt das Tal bei Uchisar vieler Taubenschläge, die in die Felsen eingearbeitet wurden.

Ortahisar Die Burg von Ortahisar gilt als eine der ersten mehrstöckigen Siedlungen der Welt. Tipp: Gegenüber der Burg den Aussichtspunkt ansteuern und den Blick auf die Burg mit einem türkischen Café und Baklava genießen.

Der Blick auf die Burg von Ortahisar.
Der Blick auf die Burg von Ortahisar. Am Baum hängen Glücksbringer, sogenannte Nazar-Amulette, die vor dem „Bösen Blick“ schützen. Foto: Nelly Kühn

Zelve Open Air Museum Drei Täler befinden sich in dem weitläufigen Areal mit Felsenhäusern, Kirchen und einem großen Klosterkomplex. Die wichtigsten Kirchen im Tal sind Balıklı und Üzümlü. Ein 30 Meter langer Tunnel verbindet zwei der drei Täler miteinander. „Noch bis in die 1950er-Jahre haben Einheimischen in den Höhlen gelebt. Den Kot der Tauben haben sie als Dünger für ihre Felder verwendet“, erklärt Reiseführerin Gonul Demirkol. Denn in den Tuffsteinhöhlen ist es in den kalten anatolischen Wintern relativ warm und in den heißen Sommermonaten angenehm kühl.

Zelve Open Air Museum
Das Zelve Open Air Museum. Hier haben bis in die 1950er-Jahre noch Menschen in den Felsen gelebt. Foto: Nelly Kühn
Für das weitläufige Zelve Open Air Museum sollte man ein bis zwei Stunden einplanen.
Für das weitläufige Zelve Open Air Museum sollte man ein bis zwei Stunden einplanen. Foto: Nelly Kühn

Devrent Valley Es ist das Tal der Fantasie: Die Steinformationen hier erinnern an ein Kamel, ein Pferd und einen Adler. Ganz in der Nähe sind die Feenkamine „Drei Schönheiten“, die zu den meistbesuchtesten Orten in der zentralanatolischen Region zählen. Es ist ein Symbol Kappadokiens und soll Vater, Mutter, Kind zeigen.

Göreme Freilichtmuseum In die Geheimnisse von Göreme eintauchen: Dieser Ort ist geprägt von einzigartiger Höhlenarchitektur. Umringt von Felsen und Feenkamininen pulsiert die kleine Stadt mit vielen Cafés, Restaurants, Souvenirshops und Höhlenhotels. 1985 wurde Göreme zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Im Göreme Freilichtmuseum gibt es rund 150 Höhlenkirchen mit Fresken und zahlreiche in Felsen gemeißelte Wohnräume. Die meisten Bauwerke stammen aus dem 10. und 13. Jahrhundert von den Byzantinern. In der „dunklen“ Kirche (Karanlik) aus dem 11. Jahrhundert gibt es nur ein Fenster, innen ist es sehr dunkel. Deshalb sind die Fresken gut konserviert. Ornamente und biblische Szenen schmücken die Wände der Kirche. 

Avanos Das Städtchen Avanos ist eine Töpferei-Hochburg und das schon seit 3000 Jahren. Aber Achtung, die „Töpfer-Kurse“ sind Verkaufstouren. Nach einem Besuch in der Werkstatt geht es in die „Galerie“, dem Verkaufsraum. Handgefertigte und kunstvoll bemalte Vasen kosten rund 700 Euro, Schalen um die 100 Euro.

Derinkuyu Abtauchen in die unterirdische Stadt Derinkuyu: Hier haben sich Einheimische 85 Meter unter der Erdoberfläche vor Verfolgung und Angriffen versteckt. Es gab Lüftungsschächte, Brunnen, Kirchen und sogar eine Schule. Heute können zehn Prozent der unterirdischen Stadt besucht werden.

Wissenswertes

Beste Reisezeit: Die Hauptsaison in Kappadokien geht von April bis Oktober. Es herrscht Steppenklima. Das heißt: Tagsüber wird es sehr heiß, zur Nacht hin kühlt es enorm ab. Achtung: Im Juli und August kann es extrem heiß werden.

Anreise: Die nächst größeren Städte sind Kayseri und Nevsehir. „SunExpress“ fliegt direkt von Stuttgart nach Kayseri. Eine Stadt mit vielen Hochhausblöcken, die an die Problembezirke Berlins erinnert. Hier lieber schnell weg und ab in die Märchenlandschaft rund um Göreme, Uchisar und Ürgüp.
Auch empfehlenswert: Hin- oder Rückflug über Istanbul buchen und die Metropole am Bosporus entdecken.

Einreise: Für deutsche Staatsbürger reicht ein gültiger Personalausweis.

Telefon: In den meisten Hotels und Restaurants gibt es WLAN. Da die Türkei nicht zur EU gehören, fallen hohe Roaming-Gebühren an. Um nicht in eine Kostenfalle zu tappen, einfach die mobilen Daten ausschalten. 

Elektrik: Ein Adapter für Ladekabel, Föhn oder Lockenwickler ist nicht notwendig. Das Steckersystem ist in der Türkei dasselbe wie in Deutschland.

Währung: Die Währung in der Türkei ist die türkische Lira. 100 Lira entsprechen nach aktuellem Wechselkurs circa drei Euro.

Übernachten: Als Start für Ausflüge und Wanderungen sind die Städte Göreme oder Uchisar optimal. Am besten in einem Höhlen-Hotel einchecken und ein paar Nächte wie Fred Feuerstein wohnen.

Touren: Überall werden Touren angeboten (gelbe, rote und grüne Tour). Für Gruppen lohnt sich ein privater Fahrer, um sich die Zeit selbst einteilen zu können.

Aktivitäten: Heißluftballon-Fahrt, Reitausflüge, Quad- oder Fahrradtouren, Wanderungen.

Die Recherche wurde unterstützt von Kappadokien-Tourismus. Über Art und Inhalt des Artikels entscheidet allein die Redaktion.

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