Wer sich an diesem Freitag oder irgendwann im Advent nach Straßburg aufmacht, der fragt sich nicht nur, wie extravagant die Dekorationen in diesem Jahr ausfallen mögen, sondern auch, wie es um die Sicherheit bestellt ist.
Der Weihnachtsmarkt zieht Menschenmassen an. Mit 2,8 Millionen im Jahr 2022 ist ein neuer Rekord erreicht, und angesichts der aktuellen politischen Lage schätzen die französischen Behörden die Terrorgefahr nach wie vor als hoch ein und rüsten entsprechend bei der Sicherheit auf.
Gegen Terroristen und Taschendiebe auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt
Erstmals werden diesem Jahr zwei Drohnen eingesetzt, zusätzlich zu den ohnehin überall in der Stadt vorhandenen Überwachungskameras.
„Damit verschaffen sich die Einsatzkräfte einen weiträumigen Überblick und können eine Gefahrenlage schneller erkennen“, sagt die Straßburger Präfektin Josiane Chevalier. Im Ernstfall würde die Suche nach verdächtigen Personen erleichtert und die Zeitspanne bis zu einem Zugriff reduziert. Darüber hinaus könnten Drohnen auch gewöhnliche Taschendiebe abschrecken.
Wie schon im Vorjahr wird es keine Checkpoints mehr geben, dafür flexible Kontrollen, auch an den Brücken zur Altstadtinsel. Diese Strategie habe sich bewährt, sagt Chevalier.
Mehr als 1.000 Sicherheitskräfte sollen die Altstadt engmaschig durchkämmen. Das Aufgebot umfasst neben der städtischen Polizei und privaten Sicherheitsdiensten insbesondere mobile Einheiten der Police Nationale und der für die Terrorabwehr ausgebildeten Spezialkräfte (Opération Sentinelle). Zugang zur Ill-Insel haben motorisierte Fahrzeuge wie schon in den Vorjahren nur mit Sondergenehmigung.
Angesichts der Menschenmassen breitere Durchgänge beim Christkindelsmärik
Eine Entzerrung der Menschenmassen und damit mehr Übersichtlichkeit versprechen sich Stadt und Präfektur von breiteren Durchgängen zwischen den Buden, wodurch aber auch Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr leichter an einen Einsatzort gelangen.
Für mehr Sicherheit bleiben zudem die Tram-Haltestellen Broglie, Alt Winmärik und Grand’Rue während der Öffnung des Marktes zwischen 11.30 und 21 Uhr geschlossen. Die französischen Behörden empfehlen auch, bei einem Besuch des Weihnachtsmarktes lieber kleinere Taschen und Rucksäcke - um Kontrollen zu erleichtern.
„Dass der Staat wehrhaft ist, soll sichtbar sein und potenzielle Angreifer abschrecken“, fasst der Straßburger Militärgouverneur Ludovic Pinon den Leitgedanken bei der Planung zusammen. Die Zahl der Patrouillen werde verdreifacht, damit sich die Bevölkerung und Gäste sicher fühlen können.
Aus den Erfahrungen von 2018, als ein Straßburger auf dem Weihnachtsmarkt fünf Menschen erschoss und elf verletzte, zieht man in diesem Jahr neben dem erstmaligen Einsatz von Drohnen noch eine weitere Konsequenz: Sollte es zu einem schwerwiegenden Ereignis kommen, wird die Polizei Warnmeldungen auf alle Smartphones in einer Gefahrenzone schicken.
Bei der Eröffnung an diesem Freitag versucht die Stadt sich am Unmöglichen: Die Massen zu zerstreuen, wo möglichst viele Menschen erwünscht sind. „Diese Momente mit einer sehr großen Verdichtung sind heute nicht mehr vorstellbar“, sagt Jeanne Barseghian.
Den Startschuss für den Christkindelsmärik gibt die Oberbürgermeisterin nicht, wie es früher üblich war, bei einer zentralen Veranstaltung im dichten Gedränge um den Weihnachtbaum an der Place Kléber. Barseghian wird mit einer Gruppe durch die Gassen flanieren. Auch die Gäste sind eingeladen, sich ab dem Nachmittag auf die verschiedenen Plätze zu verteilen, wo überall ein festliches Programm mit Chören angekündigt wird.
Der Straßburger Weihnachtsmarkt ist täglich geöffnet von 11.30 bis 21 Uhr. Ausnahmen: 24. November erst ab 14 Uhr, 24. Dezember 11 bis 18 Uhr.
