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Mutmaßungen über USA

Putin-Propaganda: Warum Gerhard Schröder immer noch jeden Rubel wert ist

Ein Ex-Kanzler, der wie ein Kreml-Sprecher argumentiert. Warum Gerhard Schröders jüngste Schwurbeleien über den Ukraine-Krieg und die Rolle der USA gemeingefährlich sind – und es immer noch um Gas geht.

Altkanzler Gerhard Schröder steht wegen seiner Russland-Nähe in der Kritik.
Altkanzler Gerhard Schröder hat sich zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine geäußert. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Wer geglaubt hatte, Ex-Kanzler Gerhard Schröder könnte die hierzulande breite gesellschaftliche Ablehnung seines Verhaltens im Ukraine-Krieg zum Anlass für Selbstreflexion nehmen, sieht sich bitter belehrt.

In einer Reihe von Interviews schwurbelt sich der Ex-Kanzler derzeit zurück in die Debatte über den russischen Angriffskrieg. Dabei ist sich der frühere deutsche Regierungschef nicht für perfideste Kreml-Propaganda zu schade. Vorläufiger Tiefpunkt: Schröder bezichtigt die USA, sie hätten der Ukraine im Frühjahr 2022 einen schnellen Friedensschluss verboten.

Schröder bedient antiamerikanisches Weltbild

Zur Erinnerung: Schröder hatte sich kurz nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 als Vermittler geriert und war ohne Erfolg von angeblichen Verhandlungen in Istanbul und Moskau zurückgekehrt. Nun liefert er eine Begründung nach, die praktischerweise auch sein eigenes Scheitern als Gewährsmann relativiert und Putin-Verstehern von Links- bis Rechtsaußen als Bestätigung ihres antiamerikanischen Weltbildes willkommen ist.

Belege für seine Mutmaßungen legt Schröder nicht vor. Das braucht es auch gar nicht, um Putins Märchen im Westen zu verbreiten. Mit ein paar wohl platzierten Sätzen arbeitet der Polit-Profi effektiv daran, die Souveränität der ukrainischen Nation zu delegitimieren. Der 79-Jährige, der bis heute auf Putins Payroll steht, ist immer noch jeden Rubel wert.

Für Putin sind Schröder-Kritiker wie Nazis

Wie wertvoll Gerhard Schröder für Wladimir Putin ist, sieht man auch daran, wie häufig der Autokrat ihn verteidigt. Die Deutschen sollten Schröder dankbar sein, mahnte Putin Anfang Oktober – und meinte dessen Engagement für billiges russisches Erdgas. Und erst am Samstag dozierte Putin gar auf Deutsch, warum Schröder-Kritiker wie Nazis seien.

Wenn man bedenkt, was Putin mit Blick auf Deutschland derzeit sonst noch umtreibt, wird klar, wofür Schröder noch gebraucht wird. Der Kreml-Herrscher wirbt zum Beginn der Heizsaison erneut für Erdgaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 2. Ein Strang der neuen Doppelröhre war auf wundersame Weise intakt geblieben bei den bis heute ungeklärten Nord-Stream-Anschlägen in der Ostsee vor einem Jahr. Sämtliche Gaslieferungen durch Nord Stream 1 hatte Putin schon Wochen vor den Anschlägen einstellen lassen.

Laut Putin kann das Gas über Nord Stream 2 jederzeit wieder nach Deutschland fließen. Dass die Bundesregierung die Zulassung der neuen Pipeline wegen des Ukraine-Kriegs stoppte, ist für ihn kein unüberwindliches Hindernis. Gerhard Schröder sieht das genau so. Schließlich ist er bis heute der Präsident der Pipeline-Betreibergesellschaft.

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