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Initiative Stromgitarre

36 Bands auf vier Vinyl-Scheiben: Soli-Aktion für die Alte Hackerei und das P8 in Karlsruhe

Lebenszeichen der Club- und Musikszene: Ein Benefizprojekt in Karlsruhe versammelt 36 Bands der Punk-, Indie- und Metalszene für eine Vinyl-Box zugunsten der Alten Hackerei und des P8.

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So wild soll’s irgendwann wieder werden: Punkkonzerte wie hier mit „Fluppen Jupp“ zu Halloween 2019 gibt es in der Alten Hackerei seit zehn Monaten nicht mehr. Eine Benefizplatte soll dazu helfen, den beliebten Club durch die Krise zu bringen. Foto: Paul Needham

Es ist ein trotziges „Wir sind noch da!“, ein hoffnungsvolles „Wir machen weiter!“

Mit einem Projekt namens „Soliplatte Karlsruhe“ will die Initiative Stromgitarre - sieben Musiker und Techniker aus dem Umfeld der Alten Hackerei und des P8 – zum einen die beiden Clubs wieder ins Gedächtnis rufen und ein Lebenszeichen an die Öffentlichkeit senden.

Zum anderen macht die Ansammlung mit Beiträgen von 36 Bands darauf aufmerksam, wie bunt und vielfältig die Musik aus diesem Bereich ist: Die Palette reicht von Punk, Hardcore und Garage über Electro, Psychedelic und Indie bis hin zu Rock und Metal.

Die Idee mit dem Soli-Sampler sei ihm in der ersten Phase des Lockdowns gekommen, sagt Manu Millot, der Sänger der Zero Zeroes. Genauer, als klar wurde, dass es jetzt etwas eng werden würde mit manch einem Club und mit dem kreativen Schaffen, das man dort aufblühen lassen konnte.

Der zweite Gedanke sei es gewesen, die verschiedenen Szene-Ecken jetzt in diesen Zeiten wieder zusammenzurücken und gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.

Corona-Lockerungen im Sommer genutzt

Nach Gesprächen mit seinen Bandkollegen Max Mörmann, Ray Laux und Basti Örtle nahm das Projekt zur Zeit der Lockerungen im Sommer 2020 allmählich Gestalt an. Bands wurden angefragt, mit Sebastian Huber, Jonas Weiß und Gregor Jekat kamen drei weitere Helfer aus diesem Umfeld hinzu – Initiative Stromgitarre war gegründet.

Das Ganze hat es verdient, groß zu werden.
Manu Millot, Mitgründer Initiative Stromgitarre

„Wir haben uns bewusst für eine Vinylausgabe entschieden, da sie einen höheren Stellenwert hat, zeitlos ist und in der Szene eines der bevorzugten Medien. Außerdem wollen wir der LP einen Downloadcode für die Digitalversion hinzufügen“, erklärt Sänger Manu Millot. Immer mehr Bands zeigten Interesse und bald schon wurde klar, dass eine LP nicht ausreichen würde, nicht einmal eine Doppel-LP – eine Vierer-Vinyl-Box sollte es werden. „Warum tiefstapeln“, so Millot. „Das Ganze hat es verdient, groß zu werden.“

Anstatt schon vorhandene Aufnahmen zu sammeln und zu veröffentlichen, wurde beschlossen, die Beiträge der Karlsruher Bands live in der Alten Hackerei aufzunehmen. Und so standen nach kurzer Rücksprache mit Christian „Plüschi“ Bundschuh, dem Macher der Alten Hackerei, an zwei Juli-Wochenenden insgesamt 36 Bands nacheinander auf der Bühne. Jede davon hatte eine Stunde Zeit, ihren Song einzuspielen.

9.500 Euro dank Crowdfunding gestemmt

Bemerkenswert schnell kamen auch die Produktionskosten zusammen. Eine Förderung durch das Kulturamt kam nicht zustande, daher wurde die „Soliplatte Karlsruhe“ zu Beginn dieses Jahres per Crowdfunding via Kickstarter finanziert. Innerhalb einer Woche waren die Kosten von 9.500 Euro zusammengetragen.

In der Punk/Indie-Szene gäbe es ein großes Bewusstsein für Vinyl, so Bundschuh zur Entscheidung der Initiative Stromgitarre für die erheblich teurere Tonträger-Variante. „Eine Vinyl-Platte wird nach wie vor als einheitliches Produkt betrachtet. Da spielt sowohl die Covergestaltung eine erhebliche Rolle als auch die Platteninlays, also Beiblätter mit Texten, Danksagungen und Bildern.“

Vinyl-LP als Gesamtkunstwerk

Dazu käme auch oft noch eine limitierte Edition in farbigem Vinyl. Alles in allem sei eine Platte ein Gesamtkunstwerk, welches die Kreativität einer Band widerspiegele, was bei einer CD in diesem Umfang nie möglich gewesen sei. „Die Punk- und Indieszene besteht aus Musikliebhabern und Musikliebhaberinnen, die sich dieser Musik und dem Lebensgefühl verschrieben haben und Platten nicht als Konsumware sehen.“

Im Vorverkauf wurden 130 Exemplare zu je 50 Euro erworben, 30 Spender entschieden sich für die Version zu 100 Euro, inklusive T-Shirts und Stoffbeuteln der Alten Hackerei und des P8, sowie diverser Sticker der teilnehmenden Bands. Wer das Album, das derzeit hergestellt wird, auf diesem Weg vorfinanziert hat, soll die Vierer-Box im März erhalten. Die restlichen Exemplare werden in der Alten Hackerei, dem P8, Studio Eins Records, Mo´s Plattenladen und der Nerdzentrale Karlsruhe erhältlich sein.

Das Projekt hat die Szene wieder näher zusammengebracht.
Manu Millot, Sänger der Band Zero Zeroes

Alle Helfer, die bei der Entstehung dieses Mammutprojekts mitwirkten, arbeiteten ehrenamtlich. Sämtliche Erlöse der Box gehen vollständig an die Alte Hackerei und das P8, das aufgrund der beginnenden Bauarbeiten auf dem C-Areal in der Nordstadt auf der Suche nach neuen Räumen ist. „Das Projekt hat die Szene wieder näher zusammengebracht und wir würden uns freuen, wenn sich viele Leute dieses Gefühl auch nach Hause ins Regal holen“, sagt Manu Millot abschließend. „Wegen der guten Zusammenarbeit haben wir mittlerweile beschlossen, nach der Corona-Krise in dieser Konstellation weitere Projekte durchzuführen.“

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