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Vom Experiment zum Publikumserfolg

Karlsruher Theatermacherin Cosmea Spelleken ausgezeichnet

Die Karlsruher Theatermacherin Cosmea Spelleken wurde mit dem Online-Stück „werther.live“ in die Top Ten des Nachtkritik-Theatertreffens 2021 gewählt und erzählt, wie aus der fixen Idee ein Hit wurde.

Stoßen am Bildschirm an: Jonny Hoff, Regisseurin Cosmea Spelleken und Lotta Schweikert,
Klara Wördemann, Florian Gerteis und Michael Kranz
Ein Grund zum Feiern: „werther.live“ ist eine von zehn bundesweit ausgewählten Produktionen, die beim Publikumsvoting des Nachtkritik-Theatertreffens die meisten Stimmen bekommen haben. Darauf stoßen an v. l. Jonny Hoff (Werther), Cosmea Spelleken (Regie) und Lotta Schweikert (Regieassistenz), Klara Wördemann (Lotte S.), Florian Gerteis (Wilhelm) und Michael Kranz (Albert). Foto: Elisa Walker

Erstmals hat es eine reine Online-Theaterproduktion in die besten Zehn der vom Publikum gewählten Inszenierungen des „Nachtkritik-Theatertreffens“ geschafft – und sie kommt aus Karlsruhe. „Als wir erfahren haben, dass wir in die Top Ten gewählt wurden, sind wir komplett ausgerastet“, sagt Cosmea Spelleken, Ideengeberin und Regisseurin von „werther.live“.

Das Nachtkritik-Theatertreffen ist eine Auswahl des Feuilleton-Portals nachtkritik.de, das nun zum 14. Mal als virtuelles Gegenstück zum renommierten Berliner Theatertreffen stattfand. Während das Berliner Festival seit 1964 die Auswahl einer Jury aus Theaterkritikern zu Gastspielen einlädt, stellt die Nachtkritik-Redaktion eine Vorauswahl (in diesem Jahr 40 Produktionen) zur Publikumsabstimmung.

Wie am Mittwoch bekannt gegeben wurde, nahmen daran 6.721 Theaterfreunde teil und wählten ihre Favoriten. Hierbei kam „werther.live“ als einziger von vier nominierten Beiträgen aus Baden-Württemberg in die Top Ten. Dies ist zwar nicht mit Preisgeld verbunden, aber mit Aufmerksamkeit.

Nachtkritik-Autorin Sophie Diesselhorst begründete die Nominierung der Produktion unter anderem damit, dass es das Theaterprojekt geschafft habe, den Stoff des Goethe-Romans „Die Leiden des jungen Werthers“ von historischem Staub zu befreien: „In live performten WhatsApp-Konversationen, symbolgeladenen Instagram-Posts und romantischen Zoom-Dates werden Werther & Co. äußerst lebendig – und mit ihnen das junge Genre des Netztheaters, dem diese Arbeit neue Wege weist.“

Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass unser Stück so große Wellen schlägt!
Cosmea Spelleken, Theaterregisseurin

Cosmea Spelleken hat das vom Kulturamt Karlsruhe geförderte Projekt während ihres Studiums der Medienkunst angestoßen. Aus einer experimentellen Idee wurde ein crossmediales Theaterprojekt. Am 5. November 2020 hatte „werther.live“ online Premiere vor 120 Zuschauern. „Bei der letzten Vorstellung am 29. Januar waren es schon 500 verkaufte Tickets. Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass unser Stück so große Wellen schlägt“, so Spelleken.

Sogar Zuschauer aus Italien, Schweden und Australien hätten sich zugeschaltet. Das Interesse an der Live-Interaktion mit den Figuren während des Stückes sei auch gestiegen. „Es gibt deshalb jetzt in einzelnen Szenen mehr Zeit für Werther, um mit den Leuten zu schreiben. Das muss nicht aktiv mit ins Stück einfließen, schafft aber ein besonderes Theatererlebnis.“

Nach der Auszeichnung mit dem „Deutschen Multimediapreis“ Ende November 2020 konnten mit dem Preisgeld von 1.000 Euro die Ausgaben gedeckt werden, erklärt Spelleken. Nun dürfen die Theaterschaffenden mit dem künftigen Ticketverkauf an ein kleines Plus in der Kasse denken. „Wir hätten auch gespielt, wenn nichts dabei rumgekommen wäre, aber es ist schön zu merken, was sich daraus entwickelt hat.“

Der Einzug in die Top Ten des Nachtkritik-Theatertreffens habe der Truppe noch einen Motivationsschub gegeben. Man wolle nun ein Kollektiv gründen und dann das Thema für das nächste Stück festlegen, so Spelleken. „Wir haben ganz viele Ideen gesammelt. Es muss nicht genau dieselbe Machart sein – man will sich ja auch nicht selbst kopieren. Aber für uns steht jetzt fest, wir wollen Nägel mit Köpfen machen!“

Service

Nächste Aufführungen: Freitag, 5. Februar und Mittwoch, 27. Februar, sowie Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr. Tickets unter www.werther-live.de

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