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Goldener Ehrenbär für Lebenswerk

Warum Martin Scorsese erst mit 81 Jahren einen Berlinale-Bären erhält

Seit mehr als 35 Jahren hat US-Meisterregisseur Martin Scorsese der Berlinale starke Filme und Star-Prominenz beschert. Jetzt erhält er erstmals eine Auszeichnung.

Martin Scorsese im Jahr 2010 bei der Berlinale-Pressekonferenz zu seinem Film „Shutter Island“
Martin Scorsese war bei der Berlinale oft mit aktuellen Filmen vertreten, unter anderem 2010 mit dem Psychothriller „Shutter Island“. Nun wird der 81-jährige Regisseur mit dem Goldenen Ehrenbären des Festivals ausgezeichnet. Foto: Marcus Brandt/dpa

81 Jahre alt musste Martin Scorsese werden, um bei der Berlinale ausgezeichnet zu werden. Allerdings nicht im Wettbewerb. Dort bleibt der US-amerikanische Meisterregisseur preislos. Denn die große Hommage-Gala für Martin Scorsese am Dienstagabend wurde nicht im Zeichen eines einzigen Films angesetzt, sondern im Zeichen eines außergewöhnlichen, ja einzigartigen Lebenswerks, für das die Berlinale nun Scorsese den Goldenen Ehrenbären zusprach.

Dabei war er wirklich oft mit aktuellen Werken präsent gewesen bei der Berlinale. Ihre Weltpremiere erlebten dort unter anderem „Die Farbe des Geldes“ (1987, mit Paul Newman und Tom Cruise), „Kap der Angst“ (1992, mit Robert DeNiro und Nick Nolte), „Gangs of New York“ (2002, mit Leonardo DiCaprio und Daniel Day-Lewis), „Shine A Light“ (2008, mit den Rolling Stones) und „Shutter Island“ (2010, mit Leonardo DiCaprio und Matt Ruffalo).

Berlinale angelte sich Scorsese oft mit einem besonderen Kniff

Und für all das gab es nie einen Preis? Ja. Aus einem einfachen Grund: Scorsese beteiligte sich nur ein einziges Mal (mit „Kap der Angst“) tatsächlich am Wettbewerb. Alle anderen Filme liefen unter dem Label „Außer Konkurrenz“ – ein Kniff, den Filmfestivals gerne anwenden, um Stars auf den roten Teppich zu holen, ohne sie durch den Konkurrenzdruck einer Jury-Bewertung abzuschrecken.

Und gerade Scorsese ist ein gebranntes Kind, was Preise angeht. Acht Mal war er vergeblich er für den Oscar nominiert, bevor er ihn endlich bekam (2006 für „Departed – Unter Feinden“). Und seitdem wurde er weitere acht Mal nominiert, ohne ihn ein weiteres Mal zu gewinnen. Auch die Goldene Palme von Cannes gewann er nur ein einziges Mal (1976 mit „Taxi Driver“), obwohl er dort mehrfach sein Glück versuchte.

Scorsese brachte die Rolling Stones auf den Berlinale-Teppich

Frei von Wettbewerbsdruck allerdings bescherte Scorsese der Berlinale einige von deren eindrücklichsten Momenten. Beispielsweise als er 2008 einwilligte, das Festival mit seinem Konzertfilm „Shine A Light“ zu eröffnen – und dafür die Komplettbesetzung der Rolling Stones mit auf den roten Teppich brachte.

Die Rolling Stones und der Regisseur Martin Scorsese (2.v.r.) in Berlin beim Fototermin zum Eröffnungsfilm "Shine a light" der Berlinale 2008.
Der Meisterregisseur und die Rolling Stones: Ron Wood, Charlie Watts, Keith Richards, Martin Scorsese und Mick Jagger am Eröffnungstag der Berlinale 2008, wo sie gemeinsam den Konzertfilm „Shine A Light“ präsentierten. Foto: Rainer Jensen/ dpa

Und er brachte sogar Hollywood-Glamour nach Berlin, wenn er keinen neuen Film dabei hatte. Denn der 1942 im New Yorker Stadtteil „Little Italy“ geborene Regisseur trägt mit seiner Firma „The Film Foundation“, die Klassiker der Kinogeschichte restauriert, massiv dazu bei, das Erbe der Filmkunst zu pflegen. So präsentierte er 2014 in der Reihe „Berlinale Classics“ gemeinsam mit seinem langjährigen Kameramann Michael Ballhaus den James-Dean-Kultfilm „Rebel Without A Cause“ (hierzulande bekannt als „...denn sie wissen nicht, was sie tun“).

Insofern ist es wirklich allerhöchste Zeit, dass Scorsese in Berlin auch offiziell ausgezeichnet wird – auch wenn seine jüngsten beiden Werke „The Irishman“ und „Killers Of The Flower Moon“ im Auftrag der von Filmfestivals wenig geschätzten Streamingdienste entstanden sind. Man kann dem nun scheidenden Berlinale-Leitungsduo Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian nur recht geben bei der Begründung: „Für jeden, der Film als die Kunst betrachtet, eine Geschichte so zu gestalten, dass sie sowohl ganz persönlich als auch universell ist, ist Martin Scorsese ein unübertroffenes Vorbild.“

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