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Vorpremiere in Karlsruhe

Wie „Elternzeit“-Comedian Sebastian Lehmann sein eigenes Vater-Sein behandelt

Sebastian Lehmann ist bekannt durch lustige Telefonate mit seinen Eltern. Nun ist der Comedian selber Vater – und nennt sein neues Programm „Kinderzeit“.

Mann auf Bühne mit Mikro in der rechten Hand, mit der linken klopft er auf einen Bistrotisch
Mittlerweile nicht nur Sohn, sondern auch Vater: Kleinkünstler Sebastian Lehmann Foto: Ron Teeger

Wie unterhaltsam sind die Telefonate eines Erwachsenen mit seinen Eltern? Sehr unterhaltsam, zumindest wenn Sebastian Lehmann die Gespräche mit seinen Eltern nacherzählt. Mit solchen Radiokolumnen, unter anderem der „Elternzeit“ auf SWR3, ist der gebürtige Freiburger und Wahl-Berliner bekannt geworden.

Nun aber verändert sich die Perspektive: Sein neues Programm heißt „Kinderzeit“. Am 18. Januar gastiert er damit im Tollhaus Karlsruhe. Ein kleiner Kreis aus Club- und Vereinsmitgliedern konnte das Programm schon vorab kennenlernen, bei einer Vorab-Premiere im kleinen Saal.

Sebastian Lehmann arbeitet noch am neuen Programm

Lehmann arbeite noch sehr intensiv an diesem Stück, erklärte der ehemalige Tollhaus-Geschäftsführer Bernd Belschner in seiner Anmoderation. Lehmann selbst zeigte sich an diesem Abend sehr angetan von dem intimen und gemütlichen Ambiente. Sein eigentlicher Auftritt wird im großen Saal stattfinden.

Dort habe auch die größte Veranstaltung stattgefunden, die er je gemacht habe, erzählt er. Und zwar im Februar 2020, also direkt vor Corona. „Es waren 5000 Leute da – knapp“, übertreibt er humorvoll. „Wahrscheinlich haben sich dabei alle direkt angesteckt.“

Bereits seit 2004 tritt Lehmann bei Poetry Slams, Lesebühnen und Mix-Shows im deutschsprachigen Raum auf. 2020 erhielt er den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. Aus der Kleinkunstszene ist er kaum noch wegzudenken.

Comedian Lehmann sieht sein Leben durch eigenes Kind total verändert

„In meinem alten Programm war ich hauptsächlich Sohn. Jetzt habe ich die Seiten gewechselt und bin auch Elternteil. Daher geht das neue Programm nicht nur um mich als Sohn, sondern auch um meinen eigenen Sohn“, erklärt Lehmann. Tatsächlich habe sich sein Leben total verändert, fügt er nach der Veranstaltung im Gespräch hinzu. So habe er für nichts mehr anderes Zeit als für sein Kind.

Darum sei dieses jetzt auch das Hauptthema. Statt mit den Eltern, werde nun mit den Großeltern telefoniert, die selbstverständlich auch nach ihrem Enkelkind fragten. So bleiben die Telefonate mit seinen in Freiburg lebenden Eltern auch weiterhin ein fester Bestandteil im Programm.

Telefonate mit Eltern greifen auch neue Sprachregelungen auf

Hierbei sind nicht nur die ganz eigenen Vorstellungen der Großeltern im Bezug auf ihr Enkelkind ein Thema, sondern auch aktuelle gesellschaftliche und politische Inhalte. So echauffiert sich sein Vater darüber, dass man „nichts mehr“ sagen dürfe: „Zum Beispiel Mohrzarella. Man soll ja nicht mehr Mohr sagen!“.

Während beim N-Wort Konsens herrscht, rätseln die Eltern über die Bedeutung des Z-Wortes. „Nein es steht nicht für Zwerg“, klärt Sebastian seine Eltern auf, nachdem sein Vater bereits über „Schneewittchen und die sieben Z-Worte“ philosophiert. Man dürfe zu Zwergen natürlich Zwerg sagen, nur eben nicht zu kleinen Menschen. „Aber Zwerge sind doch kleine Menschen“, wirft die Mutter ein. Nachdem sich die Diskussion dann auch noch auf Zwergkaninchen und das „Zwergfell“ ausweitet, gibt Sebastian schließlich auf.

Auch die eigene Elternschaft wirft für den 41-Jährigen Fragen auf. Wie macht man es zum Beispiel, wenn man im Park anderen Eltern begegnet? Nickt man sich zu? Bleibt man für einen kurzen Plausch stehen, so wie Hundehalter? Alles verändere sich. Und vieles, was man früher an den eigenen Eltern nervig gefunden habe, erscheine plötzlich total vernünftig, erzählt Lehmann. So beginne man in der dritten Person von sich und der Mutter zu sprechen. „Der Papa würde sich wahnsinnig freuen, wenn die Mama auch mal Pastinaken-Süßkartoffelbrei machen würde“.

Ich habe die wahre Müdigkeit erst als Vater kennengelernt.
Sebastian Lehmann
Comedian

Man mache sich als Elternteil plötzlich sehr viele Sorgen und stehe zudem morgens gar nicht mehr auf, weil man am Abend gar nicht erst ins Bett gegangen sei. „Ich habe die wahre Müdigkeit erst als Vater kennengelernt. Das ist so, als wäre man gleichzeitig betrunken und verkatert“, erfährt Lehmann die ungeahnten Freuden einer Elternschaft.

Komplettiert wird das bei der Vorpremiere mit viel Gelächter und Applaus bedachte Programm von der Kurzgeschichten-Reihe „Die schlechte Welt“, mit Paketzustellern, Geld und anderen Menschen, sowie mit Google übersetzte und in Poesie verwandelte Texte bekannter Hits der, wie es so schön heißt, „Achtziger, Neunziger und dem Besten von Heute“.

Service

Sebastian Lehmann gastiert am 18. Januar ab 20 Uhr im Tollhaus, Alter Schlachthof 35. www.tollhaus.de

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