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Bis zu 16 Jahren Dreharbeiten

Zum neuen „Star Wars“-Film aus Karlsruhe: Welche Fan-Filme man kennen sollte

„Star Wars“ inspiriert seit 45 Jahren Romanautoren, Games-Designer und Rollenspieler. Seit einigen Jahren kommen zahlreiche Fan-Filme im Internet dazu.

Computeranimierte Szene aus dem Karlsruher Star-Wars-Fan-Film „Wingman“.
Kinoreife Bilder im Stil von „Star Wars“ bietet der neue Fan-Film „Wingman“ von Michael Koepff aus Karlsruhe. Fan-Filme zu der Sternensaga sind ein großes Internet-Phänomen. Foto: Michael Koepff

Warum inspiriert „Star Wars“ weltweit so viele Hobbyfilmer? Der Karlsruher Michael Koepff, der mit „Wingman“ selbst einen Fan-Film gedreht hat, hat eine Vermutung: „Eine ganz große Stärke der Original-Trilogie ist, dass alles wie selbstverständlich da ist und nicht aufwendig erklärt wird. Das lässt ganz viel Spielraum für die Fantasie der Zuschauer.“

Schon während die Original-Trilogie zwischen 1977 und 1983 in die Kinos kam, wurde die Handlung in anderen Medien weitergesponnen. Bereits vor Abschluss der ersten Trilogie gab es zahlreiche Comics und Romane, in denen Luke Skywalker & Co immer wieder neue Abenteuer erlebten.

Bei „Star Wars“ gab es schon immer viele Stories über die Kinofilme hinaus

In den 16 Jahren zwischen der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ und dem Auftakt der Prequel-Trilogie („Die dunkle Bedrohung“, 1999) kamen unzählige weitere Stories hinzu, nicht zuletzt aufgrund von Computerspielen.

Seitdem digitale Kameras und Effektprogramme dank der rasanten technischen Entwicklung quasi für jedermann verfügbar sind, erzählen Star-Wars-Fans die Sternensaga mit eigenen Filmen weiter. Die Zahl solcher Projekte auf dem Portal YouTube ist kaum noch überschaubar.

Karlsruher Film „Wingman“ ist mit 50 Minuten überdurchschnittlich lang

Dennoch wird „Wingman“ dort nicht einfach nur einer von vielen Filmen sein. Das liegt schon allein an seiner Länge: Rund 50 Minuten dauert der Film, den Michael Koepff in siebenjähriger Arbeit erstellt hat.

Die meisten Fan-Filme haben eine Dauer von fünf bis zehn Minuten. Manche davon erreichen enorm hohe Zuschauerzahlen. Wir stellen fünf dieser Projekte vor.

1. Rekordverdächtig: „Darth Maul: Apprentice“

Die Zahlen: Sage und schreibe 32 Millionen Mal wurde dieser 17-minütige Fan-Film innerhalb von sieben Jahren auf YouTube abgerufen. Dort gibt es auch ein Making-Of, mehrere Reaction-Videos – und einen ZDF-Bericht über den Hype,

Die Story: Darth Maul, der Fiesling aus „Die dunkle Bedrohung“, befindet sich noch in der Ausbildung. Auf seinem Planeten landen mehrere Jedi-Ritter, gegen die er antreten muss.

Die Stärken: Szenerie, Kampfszenen, Schauspiel. Die Handlung besteht größtenteils aus Kampfszenen im Wald bzw. auf einer großen Lichtung. Die meisten Szenen konnten daher real gefilmt werden. Die Darsteller sind sowohl in der Kampfchoreografie als auch im emotionalen Ausdruck sehr überzeugend.

Die Produktion: Gedreht wurde der Fan-Film in der Eifel. Insgesamt stecken zwei Jahre Arbeit in dem Film. Köpfe des Projekts sind der Regisseur Shawn Bu, Bruder des Webvideo-Stars Julien Bem, und der Martial-Arts-Experte Vi-Dan Tran.

2. Effektgeladen: „Vader Episode 1“

Die Zahlen: In den fünf Jahren seit seiner Veröffentlichung 2018 wurde dieser viertelstündige Fan-Film 28 Millionen Mal abgerufen.

Die Story: Kurz nach den Ereignissen von „Die Rache der Sith“ (Finale der Prequel-Trilogie) ringt der düstere Darth Vader, der zuvor der gute Anakin Skywalker war, mit seiner Rolle als Handlanger des bösen Imperators.

Die Stärken: Bildgestaltung, Sounddesign, Effekte. Fans der Prequel-Trilogie kommen beim Konflikt zwischen Vader und dem Imperator voll auf ihre Kosten.

Die Produktion: „Vader Episode 1“ ist ein Projekt des YouTubers Niatoos Dadbeh, dessen Kanal unter dem Namen „Star Wars Theory“ firmiert.

3. Ausdauernd: „Descendants of Order 66“

Die Zahlen: Bemerkenswert an diesem Projekt, hinter dem drei Münchner stehen, sind die Filmlänge und die Entstehungsdauer: Rund zwei Stunden Handlung sind auf fünf Einzelfolgen aufgeteilt, die Arbeit am Gesamtprojekt umfasste insgesamt 16 Jahre.

Die Story: „Descendants of Order 66“ spielt wie „Vader Episode 1“ zwischen der Prequel- und der Original-Trilogie. Der Sohn eines bei der Attacke „Order 66“ ermordeten Jedi entdeckt sein Vermächtnis.

Die Stärken: Einige Szenen entstanden an Drehorten der Originalfilme, beispielsweise in Tunesien. Die Hauptfiguren sind neue Charaktere, es treten aber auch Fan-Lieblingen wie Darth Vader, Boba Fett oder Yoda auf.

Die Produktion: Am Anfang stand die Idee von drei Freunden, bei einer Tunesien-Reise 2006 innerhalb von sieben Tagen einen Kurzfilm in den Originalkulissen des Wüstenplaneten Tatooine zu drehen. Im Juli 2022 feierten sie in einem voll besetzten Münchner Kino die Premiere eines zweistündigen Films mit rund 300 Mitwirkenden. Sogar die Filmzeitschrift „Cinema“ brachte einen vierseitigen Bericht über dieses Projekt.

4. Ästhetisch: „Hoshino“

Die Zahlen: Der Film dauert sechs Minuten, er hat in bislang sieben Jahren knapp 4,5 Millionen Abrufe generiert. Beide Zahlen gelten in ähnlicher Weise für viele andere Filme.

Die Story: Eine junge Jedi-Schülerin überwindet ihre Ungeduld durch ein schweres Unglück und geht gestärkt daraus hervor.

Die Stärken: Schauspiel, Drehbuch, Szenerie, Ästhetik. Der Film ist trotz seiner Kürze sehr reich, vielschichtig erzählt, brillant gefilmt und gespielt - und seine wenigen Dialoge sind von einer Prägnanz, die man in „offiziellen“ Star-Wars-Produkten vergeblich sucht.

Die Produktion: „Hoshino“ ist ein Film des US-Regisseurs Stephen Vitale, der auch hinter dem viel beachteten Parodie-Video einer angeblichen Präsidentschaftskandidatur von Tom Cruise für die US-Wahl 2020 steckt. Die Hauptrollen spielen mit Anna Hakana und Tim McKernan zwei Film- und Serienprofis.

5. Spektakulär: „The Last Padawan 2“

Die Zahlen: Mehr als 3,5 Millionen Abrufe in gut zwei Jahren gab es bislang für diesen im September 2021 veröffentlichten 50-minütigen Film.

Die Story: Ein Jedi-Schüler muss sich auf einem fremden Planeten durchschlagen. Eine junge Rebellin hilft ihm bei der Flucht vor einem unnachgiebigen imperialen Inquisitor.

Die Stärken: Kinotaugliche Bilder, spannende Story, starker Bösewicht. Dank der spektakulären Szenerie aus Wald und Küste vermisst man keine Weltraumszenen, und der von Bo Tomas gespielte Inquisitor ist der beste Star-Wars-Schurke seit Moff Gideon in „The Mandalorian“.

Die Produktion: Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller dieses dänischen Fan-Projekts ist der professionelle Film- und Theaterregisseur Jesper Tønnes.

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