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Kosten schrecken ab

Neuer Ladepark in Wörth: Daimler will Umstieg auf E-Lkw erleichtern

Der CO2-Ausstoß der Truck-Flotte ist vergleichbar mit dem von ganz Frankreich, sagt Michael Scheib, Leiter des Produktmanagements bei Mercedes Benz-Trucks. Doch das Unternehmen will das künftig ändern.

Neuer Ladepark im Werk Wörth: Daimler Truck will die E-Mobilität beim Schwerlastverkehr auch durch den Ausbau der Infrastruktur voranbringen.
Neuer Ladepark im Werk Wörth: Daimler Truck will die E-Mobilität beim Schwerlastverkehr auch durch den Ausbau der Infrastruktur voranbringen. Foto: Dirk Weyhenmeyer/Daimler Truck

Die Sonne heizt mächtig ein im Daimler-Werk Wörth, als die Verantwortlichen am Montagmittag das Band zur Eröffnung eines neuen Ladeparks für elektrisch fahrende Lkw vor einem E-Actros durchtrennen. Die Gäste profitieren von der Einstrahlung weniger als die Solarmodule auf dem Tankstellendach.

Doch die Module allein reichen nicht aus, um alle Ladepunkte gleichzeitig zu versorgen, erläutert Axel Hausen von der Dienstleistungssparte der Netze BW. Diese hat den Ladepark auf dem Werksgelände gebaut: und zwar fristgerecht, wie Daimler-Managerin Laura Gänzle bei der Eröffnung betont – eine Seltenheit in Zeiten von Materialmangel und Lieferengpässen.

Das Stromnetz des Daimler-Werks machte den Netz-Spezialisten der EnBW die Arbeit wohl einfacher als manch anderes Lade-Projekt. „Die Werks-Infrastruktur war ausreichend, um den Ladepark zu versorgen“, sagt Hausen. Die Trasse vom Werksknotenpunkt war nur 200 Meter lang. „Das ist eher die Ausnahme, manchmal müssen Sie da kilometerweit die Trasse legen.“

Rasante Entwicklung bei Ladekapazität

Hausen weiß, wovon er spricht: Er hat gerade deutschlandweit für EnBW 150 Schnell-Ladepunkte an Autobahnraststätten gebaut. Bei einigen ist Hausens Team jetzt schon wieder dabei, die bisherigen in noch leistungsfähigere Ladepunkte auszuwechseln.

Die Weiterentwicklung auch bei der Leistungsstärke der Batterien sei rasant. Auch der Ladepark in Wörth ist so aufgebaut, dass die Module für mehr Leistung rasch ausgewechselt werden können.

Die aktuellen Ladepunkte für Lkws erinnern von der Größe her mitunter an frühere Telefonzellen. Fünf Laster haben hier gleichzeitig Platz, die Säulen haben zwischen 40 und 300 Kilowatt Ladeleistung. Hinzu kommen noch ein kleines Umspannwerk und ein Stromspeicher für 80 Kilowatt am Rande des Ladeparks.

Daimler Truck will Kunden in Wörth den Umstieg auf E-Mobilität schmackhaft machen

Daimler Truck will Kunden in Wörth damit von nun an Ladesäulen und Ladekonzepte verschiedener Hersteller führen. Gepaart mit einem integrierten Beratungsangebot über das Fahrzeug hinaus versucht der Lkw-Hersteller Kunden den Umstieg zur E-Mobilität auch auf diese Weise schmackhaft zu machen – denn dafür braucht es nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Lademöglichkeiten.

„Wir hatten schon Kunden, die wegen fehlender Infrastruktur noch zurückschrecken“, sagt Michael Scheib, Leiter des Produktmanagements bei Daimler Truck.

Noch ist es aber auch der Preis des E-Lasters selbst, der schlucken lässt: Der E-Actros ist drei Mal so teuer wie sein Pendant mit Verbrenner. Hier erwartet Scheib in den nächsten beiden Jahren aber eine Annäherung, wenn der Preis beim Ladestrom und eine Mautbefreiung mit einberechnet werden.

Gesamtkosten sollen beim E-Lkw-Verkauf vergleichbar werden

Der Wörther Standortverantwortliche Andreas Bachhofer sieht den Gesamtkostenvorteil als drittes Kriterium für eine Kaufentscheidung, neben dem Fahrzeug selbst und der Lade-Infrastruktur. Er habe großes Vertrauen, dass die Politik in dieser Hinsicht entsprechende Rahmenbedingungen schaffe, sagt Bachhofer. Bislang gibt es aber etwa bei der Maut noch keine Staffelung nach CO2-Ausstoß.

2024 erwartet Produktmanager Scheib, dass eine Mautbefreiung für E-Lkw und ein günstiger Preis beim Ladestrom von etwa 18 Cent pro Kilowattstunde dazu führen könnten, dass dann beide Systeme gleich teuer sind.

Im direkten Vergleich der reinen Anschaffungskosten jedoch, so schätzt der Daimler-Produktmanager, werde der Diesel noch in 20, 30 Jahren günstiger als die E-Variante sein. „In unserem Geschäft sind Kosten kriegsentscheidend“, sagt der in der Nähe des Werks Wörth aufgewachsene Daimler-Manager.

2024 will Daimler Truck mit dem Long Haul als E-Laster in Serie gehen

Umso wichtiger ist es für den Lkw-Hersteller, dessen gesamte Flotte laut Scheib so viel CO2 wie ganz Frankreich ausstößt, dass auch der Ausbau der Lkw-Ladeinfrastruktur vorangeht.

Denn 2024 will Daimler Truck auch mit dem 40-Tonner, dem Long Haul, als E-Laster in Serie gehen. Bis dahin will das Unternehmen die Lade-Infrastruktur auch mit vereinten Kräften der Branche voranbringen. Zusammen mit Traton und Volvo sollen 1.700 Hochleistungsladepunkte entstehen.

Dafür wurde ein gemeinsames Unternehmen gegründet, das noch keinen Namen, aber schon einen Unternehmenssitz in Amsterdam hat. Diese 1.700 Ladesäulen sollen dann im Gegensatz zu denen auf dem Werksgelände in Wörth öffentlich zugänglich sein.

Das Unternehmen peilt als Ziel für CO2-neutralen Transport auf allen Straßen das Jahr 2050 an. In seinen Hauptabsatzregionen in Nordamerika, Europa und Japan will der Konzern ab 2039 ausschließlich CO2-neutrale Fahrzeuge verkaufen.

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