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Zahl der Kriegsflüchtlinge nimmt rasch zu

Baden-Württemberg hat bislang 4.500 Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht

2015/16 kamen 1.000 Flüchtlinge in einem Jahr nach Baden-Baden, jetzt 700 in 14 Tagen. Die Herausforderung, die Ukraine-Flüchtlinge unterzubringen, ist groß.

Flüchtlinge aus dem ukrainischen Kriegsgebiet warten im Hauptbahnhof Berlin.
Wo werden sie eine Unterkunft finden? Wie viele ukrainische Kriegsflüchtlinge bereits bei Angehörigen in Baden-Württemberg angekommen sind, kann aktuell keine Behörde beziffern. Foto: Paul Zinken/dpa

Wie viele ukrainische Kriegsflüchtlinge bisher in Baden-Württembergs eine Zuflucht gefunden haben? Die Dunkelziffer ist aktuell noch riesig. „Seit Kriegsbeginn sind rund 4.500 Menschen aus der Ukraine in unseren Erstaufnahmeeinrichtungen angekommen“, sagt ein Sprecher von Justizministerin Marion Gentges (CDU), die auch für Migration zuständig ist. „In der Zahl sind aber alle, die privat untergekommen sind, noch nicht enthalten.“

Wer Freunde oder Verwandte im Land hat, wendet sich gar nicht erst an die Massenunterkünfte für Asylbewerber aus aller Welt. Und während Innenminister Thomas Stobl (CDU) bereits vor einem „Kontrollverlust“ warnt und fürchtet, dass Nicht-Ukrainer unter falschen Angaben einreisen, suchen die Kommunen dringend nach Wohnraum für die Kriegsflüchtlinge.

In Polen haben sich bisher rund 1,8 Millionen Ukrainer registriert, in Deutschland knapp 150.000. Während der ersten 90 Tage können sich Ukraine-Flüchtlinge ohnehin visumfrei im Land bewegen. „Wir gehen aber davon aus, dass sich fast alle anmelden werden“, sagt Roland Seiter, Sprecher der Stadt Baden-Baden. Sonst bekämen die Menschen ja keine staatliche Unterstützung.

2015/16 kamen 1.000 Flüchtlinge in einem Jahr, jetzt 700 in 14 Tagen

„Bisher sind 700 Menschen bei uns registriert – innerhalb von 14 Tagen“, gibt Seiter einen Zwischenstand. Um zu veranschaulichen, welche Herausforderung auf die Kommunen voraussichtlich zukommt, zieht er den Vergleich zur großen Flüchtlingsbewegung 2015/16: „Damals hatten wir in Baden-Baden etwa 1.000 Flüchtlinge – innerhalb von einem Jahr.“

Es sind auch Angebote von russischstämmigen Vermietern darunter.
Roland Seiter, Sprecher der Stadt Baden-Baden

Auf die Hilfe von privaten Hausbesitzern sind alle Städte in dieser Situation angewiesen. „Wir haben bisher knapp 50 Wohnungen angeboten bekommen, von der Einliegerwohnung über das Gästezimmer bis zur Ferienwohnung“, berichtet Seiter. „Was uns besonders freut: Es sind auch Angebote von russischstämmigen Vermietern darunter.“

Auch aus Karlsruhe meldet Faris Abbas, Koordinator der städtischen Ukraine-Hilfe, „erfreulicherweise“ viele gutmeinende Vermieter. Aktuell prüfe die Stadt die Angebote. „Nicht jede Wohnung passt zu jedem Menschen“, sagt Abbas.

Alleinstehende Frauen etwa könne man nicht einfach in der Wohnung eines Mannes unterbringen. 400 Ukrainer haben sich bisher in Karlsruhe offiziell gemeldet. „Wir rechnen mit einer hohen Dunkelziffer und gehen eher von 800 aus“, sagt Abbas. Pforzheim meldet mehr als 200 registrierte Kriegsflüchtlinge.

Pro Million Hilfesuchender müsste Baden-Württemberg rund 130.000 aufnehmen

Ob die Ukrainer tatsächlich nach dem „Königsteiner Schlüssel“ auf die Bundesländer verteilt werden, ist nach Angaben des Justizministeriums noch nicht endgültig geklärt. Baden-Württemberg müsste dann rund 13 Prozent der Kriegsflüchtlinge aufnehmen. Pro einer Million Menschen wären das 130.000 Unterbringungen. Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach hat schon mal den Anteil seiner Stadt berechnet: „Für Achern wären das dann schlussendlich 300 Flüchtlinge.“

Entscheidend ist dabei die Einwohnerzahl. Für die Verteilung der Hilfesuchenden auf die Kommunen ist das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe zuständig. In den Landeserstaufnahmeeinrichtungen (Lea) für Asylsuchende und Flüchtlinge gibt es insgesamt maximal 9.800 Plätze.

Rund 1.133 Ukraine-Flüchtlinge waren am Montag in der Lea Heidelberg untergebracht, 121 in Karlsruhe, teilt RP-Sprecherin Irene Feilhauer mit. In welcher Stadt diese Menschen als Nächstes eine Bleibe finden, das werde „zunächst flexibel“ gehandhabt, je nachdem, wo kurzfristig Plätze frei sind. Später werde diese Zahl aber auf die Quote jeder Stadt und jedes Landkreises angerechnet.

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