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BNN-Serie Randsportarten: BMX

Im wilden Ritt über Hügel, Kuppen und durch Kurven

Vor allem in den 1980’ern hat sich BMX großer Beliebtheit erfreut. Der Karlsruher Rainer Schadowski war in Deutschland einer der Pioniere - die Erben des ehemaligen Vizeweltmeisters aber sind rar.

Feature Rennbahn Groetzingen.

GES/Radsport/ BMX: TG Neureut, BMX-Rennbahn Groetzingen, 04.08.2020
Fliegende Fahrräder: Die BMX-Sportler der TG Neureut machen großen Sprünge beim Training auf der Bahn in Grötzingen. Foto: Helge Prang GES/Helge Prang

Ein Besuch von Rainer’s Bike Shop in Knielingen ist eine Reise in die Vergangenheit. Selbst die fabrikneuen Fahrräder in dem kleinen Laden wecken nostalgische Gefühle. Sieht man von den fehlenden Chromteilen ab und dem etwas längeren Radstand, ähneln die aktuellen BMX-Modelle den rund 30 Exponaten aus den 1980er Jahren, die Rainer Schadowski im hinteren Bereich seines Shops zur Schau stellt.

Gebrauchte Rennanzüge hängen an der Seitenwand, Sturzhelme zieren Ablagen in dem einzigen BMX-Museum Deutschlands. Und ganz hinten sind auch die Erfolge des Inhabers erfahrbar. Auf drei langen Regalböden stehen dicht an dicht Pokale und Trophäen des Vizeweltmeisters von 1986 und Pioniers des Bycicle Motocross in Deutschland.

Hoher Lenker, kleine Räder, keine Schaltung

Die Sportart war Anfang der 1970er Jahre in den USA erfunden worden. Er sei sofort fasziniert gewesen von BMX und war 1981 einer der ersten Deutschen, der eines dieser puristischen Räder erstand. Erkennungsmerkmale waren von Anfang an der noch immer auffällig hohe Lenker, Räder von maximal 20 Zoll, eine Schaltung ist nach wie vor verboten und das einzige Extra der mittlerweile mit Alu- oder Carbon- statt Stahlrahmen konstruierten Sportgeräte ist eine Hinterradbremse – zum Anhalten nach dem Ziel.

Gebremst ist längst auch das Interesse hierzulande an BMX - obwohl seit 2008 bei Olympia um Medaillen gefahren wird. Einen Boom durch die Sommerspiele wie in den Niederlanden, in Frankreich, England oder den USA habe es in Deutschland nicht gegeben, sagt Schadowski. Der Altmeister schätzt die Zahl seiner Landsleute mit Lizenz auf 800. Fünf bis zehn Prozent seien Frauen.

In Deutschland noch 50 BMX-Bahnen

Weltweit steigen geschätzt 100.000 Sportler aufs BMX-Rad, um sich in Rennen über die rund 400 Meter lange und mit Hügeln, Kuppen und Kurven angelegten Bahnen mit der Konkurrenz zu messen - oder um in der Disziplin Freestyle Tricks und Sprünge zu präsentieren. Als Schadowski noch auf Jagd ging nach Erfolgen und auch ein paar Prämien, habe es in Deutschland etwa 250 gute BMX-Bahnen gegeben, „jetzt sind es noch 50.“

Eine davon ist in Grötzingen. 1984 errichtet, fanden fünf Jahre später auf dem Parcours BMX-Wettbewerbe bei den World Games statt. Die RSG Karlsruhe hatte zwischenzeitlich die Pflege übernommen, nach deren Auflösung dient die Bahn seit 2018 der Radsport-Abteilung der TG Neureut als Trainingsstätte. Mehr als 40 Mitglieder zähle die BMX-Sparte, sagt Trainer Ad Assem.

Spitzengeschwindigkeit bis zu 60 Stundenkilometern

Zwei- bis dreimal pro Woche stürzen sich in Grötzingen bis zu acht Biker Seit‘ an Seit‘ gleichzeitig die Startrampe runter, um im wilden Ritt und mit Sprüngen von bis zu zehn Metern durch den Kurs zu rasen.

Top-Fahrer wie der Weltmeister Maik Baier aus dem schwäbischen Fichtenberg oder Olympiateilnehmer Luis Brethauer aus Betzingen bringen es auf eine Spitzengeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern, deutlich mehr als zu Schadowskis Tagen. Denn mittlerweile sind die Räder nicht nur leichter, sie haben auch Klickpedale und die Kurven und andere Passagen der besten Bahnen sind asphaltiert.

So ein kleines Fahrrad verzeiht auf der Piste keine Fehler.
Rainer Schadowski, BMX-Pionier

Wie beim Skicross, braucht es auch für BMX Mut, Technik und Kondition. „So ein kleines Fahrrad verzeiht auf der Piste keine Fehler“, weiß Schadowski. Die Belastung bei einem Rennen sei laut Sportmedizinern vergleichbar mit einem 400-Meter-Hürdenlauf, erzählt Assem, Ausdauer, Koordination, Sprungvermögen seien gefordert. Und natürlich auch eine gute Technik, also das Beherrschen des Bikes. Der Start ist das A und O. Assem: „Wenn ich nach 60 Metern vorn bin, brauche ich keinen mehr zu überholen.“

TGN-Starter bei WM 2019 in den Zwischenfinals

Von Schadowskis großen Erfolgen sind seine Erben aus Karlsruhe noch weit entfernt. Immerhin aber mischt ein TGN-Trio auch bei Deutschen Meisterschaften und sogar Weltmeisterschaften mit.

Elias Weigel (Boys 13), Piet Assem (Boys 12) und Lilly Ochs (Girls 15) erreichten bei der WM 2019 im belgischen Zolder die Zwischenfinals. Sechsmal war Talent Weigel auch schon bei Deutschen Meisterschaften auf dem Podium. Die nächste Chance auf nationale Meriten bietet sich im August in Berlin.

Info zur Serie

Bisher erschienen: Fußballgolf (11. Juli), Ringtennis (18. Juli), 3x3 Basketball (25. Juli), Indiaka (1. August); Teil 6 (8) erscheint am Samstag, 15. August: Sportklettern.

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