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Stabile Preise sind wahrscheinlich

Winzergenossenschaften stellen sich dem Weltmarkt

Die aktuelle Weinlese ist in Baden fast abgeschlossen. Dabei werden die Mitglieder der 70 badischen Wintergenossenschaften deutlich weniger Liter in die Keller eingebracht haben. Dennoch könnten die Preise stabil bleiben – das hat etwas mit Corona und dem Weltmarkt zu tun.

Weingläser stehen vor Reben.
Eitel Sonnenschein: Die Mitglieder der 70 badischen Winzergenossenschaften freuen sich über einen qualitativ hochwertigen Jahrgang. Sie bewirtschaften 66 Prozent der badischen Rebflächen. Foto: Doris Oberfrank-List/Fotolia

Die Preise für badischen Wein von den Winzergenossenschaften könnten stabil bleiben. Zu dieser Einschätzung kommt der baden-württembergische Genossenschaftspräsident Roman Glaser. „Das ist aber nur eine Momentaufnahme“, schränkt er vor Journalisten in Karlsruhe ein. Denn bei hoher Qualität gehe die Erntemenge auf 75 (2019: 94) Millionen Liter zurück. Auf der anderen Seite sei die Konkurrenz groß. Glaser: „Der Weinmarkt ist ein Weltmarkt. Wenn Sie im Lebensmitteleinzelhandel vor dem Weinregal stehen, haben Sie die Welt vor sich.“

Zuhause haben die Menschen mehr Wein getrunken

Im ersten Halbjahr hat die Corona-Pandemie den Winzergenossenschaften einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Umsatz ging im Vorjahresvergleich um 4,2 Prozent auf 122,5 Millionen Euro zurück. Genossenschaften, die den Lebensmitteleinzelhandel beliefern, hatten laut Glaser kaum Rückgänge – die Menschen haben während des Lockdowns eben mehr Zuhause getrunken. Hart getroffen worden seien indessen Betriebe, die auf die Gastronomie ausgerichtet sind. Das Problem bestehe nach wie vor. Auch Feste fehlten. „Jetzt wäre die Hoch-Zeit der Herbstfeste – das ist ja alles weg“, so Glaser.

In Baden gibt es 70 Winzergenossenschaften, die mit ihren Mitgliedern 66 Prozent der Rebflächen bewirtschaften. Die aktuelle Lese ist nahezu abgeschlossen, rund einen Monat früher als über Jahrzehnte gewohnt. „Die Lese im September ist die neue Normalität“, so Ute Bader, Wein-Fachberaterin des Genossenschaftsverbandes.

Bekanntlich haben Reben den Vorteil, dass sie – anders als andere Pflanzen – gut mit Trockenheit zurechtkommen. Dennoch müsse die Branche wegen des Klimawandels verstärkt über Wasserspeicher und Tröpfchenbewässerungs-Anlagen nachdenken. Der Klimawandel biete auch Chancen, zum Beispiel für neue Rebsorten in Baden oder für Cabernet-Sorten, die sich in Südeuropa bewährt hätten – dabei gelte es jedoch immer das Vermarktungspotenzial zu bedenken.

Beim deutschen Verbraucher gibt es nach Baders Worten einen anhaltenden Trend zum Grau- und Weißburgunder. Sie persönlich sehe zudem, dass fruchtige Weine wieder populärer werden.

Erntehelfer standen den badischen Winzern übrigens ausreichend zur Verfügung. „Sie hatten keine Probleme, Saisonkräfte für die Weinlese zu bekommen“, so Glaser. Neben dem Personal aus dem Ausland hätten sich verstärkt Einheimische angeboten. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Traditionell üblich ist in Baden die Handlese, sagt Fachfrau Bader. Zunehmend kämen aber auch im südlichsten deutschen Anbaugebiet Vollernter zum Einsatz.

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