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Nach mehr als vier Wochen

250.000 Besucher auf dem Pforzheimer Weihnachtsmarkt

Die Angst hat sich als unbegründet erwiesen: Nach zwei Corona-Wintern und trotz Energiekrise hat Pforzheim wieder einen normalen Weihnachtsmarkt erlebt. Einige Händler sehen bei den Einnahmen aber noch Luft nach oben.

Gruppe von Menschen auf Pforzheimer Weihnachtsmarkt
Die letzten Becher Glühwein genießt diese Gruppe in vollen Zügen. An einem Unterstand sind die Besucher vor dem Regen geschützt, der am letzten Tag immer wieder auf die Budenstadt niederprasselt. Foto: Tom Rebel

Heftiger Wind, Regenschauer, dazwischen dringt immer mal wieder die Sonne durch. Das wechselhafte Wetter kann der guten Laune nichts anhaben, die die Mitarbeitenden der Büchenbronner Firma Zoll & Frey & Roller verbreiten, während sie am finalen Tag des Pforzheimer Weihnachtsmarkts vor der Engelspyramide die letzten Becher Glühwein schlürfen.

Schankwirt Eddy Arnoux, der die Pyramide betreibt, strahlt wie seine Gäste – glücklich darüber, „dass wir hier vier Wochen sein konnten“, sagt er in Anspielung auf den jähen Abbruch des Weihnachtsmarkts nach nur zwei Tagen im Vorjahr. „Wir sind zufrieden, aber es ist nicht vergleichbar mit der Zeit vor Corona.“

Arnoux’ Statement deckt sich mit den Erfahrungen weiterer Händler. „Zehn Prozent weniger Geschäft als 2019“, registriert etwa Karmo Thelen für sein Kinderkarussell. Im Großen und Ganzen sei der Verlauf aber in Ordnung gewesen.

Zehn Prozent weniger Geschäft als 2019.
Karmo Thelen, Betreiber des Kinderkarussells

In den vier Wochen Budenzauber, die an diesem Donnerstag zu Ende gegangen sind, waren Schausteller und Händler nicht nur Wetterkapriolen mit Temperaturschwankungen zwischen weit über zehn und minus sieben Grad unterworfen, sie wussten auch nicht, wie der Zuspruch sein würde.

Der zumindest entspricht nach Angaben der Stadt dem Niveau von 2019. „Wir gehen von 250.000 Besucherinnen und Besuchern aus“, erklärt Cross-Media-Redakteurin Susanne Herrmann. Die Zahlen seien konstant geblieben. Und die Mehrheit der Schaustellerinnen und Schausteller sei mit dem Umsatz zufrieden.

Als „den Umständen entsprechend normal“ bezeichnet ihn Elisabeth Lössel, die mit ihrem Mann Peter Lössel die Grillstube vor dem Rathaus betreibt. „Man merkt schon, dass die Leute sparen.“ Die Familien hätten etwas gefehlt, räumt sie ein. „Aber wir haben ja unsere Stammkunden – und noch nicht zusammengerechnet.“

Viele Weihnachtsmarkt-Händler können auf ihre Stammkundschaft zählen

Auf ihre Stammkundschaft können auch Gertraud Hötz und Tochter Birgit Mann-Hötz zählen, bieten sie doch schon seit Jahrzehnten ihre Confiseriewaren an. Der Umsatz sei etwas schwächer, aber: „Wir sind zufrieden“, erklärt Hötz. Vor allem die älteren Leute hätten sich gefreut, dass der Weihnachtsmarkt wieder zurück auf den Marktplatz wanderte. „Es ist fast wie früher.“

In der Fußgängerzone steht Tim Burger mit seinem Team im Allgrill und ist ebenfalls zufrieden. „Der Markt hat unsere Erwartungen erfüllt“, sagt der Kieselbronner. Die eine Kältewoche sei schlecht fürs Geschäft gewesen. „Den Leuten war es zu kalt. Zehn Grad sind fürs Glühweintrinken besser als minus zehn.“ Das Level sei vergleichbar mit dem letzten Vor-Corona-Markt, meint er, wenn nicht besser, „weil die Menschen wieder raus wollten“.

Den negativen Einfluss der Kälte auf ihre jeweiligen Geschäfte spürten auch Marina Platzer und Melanie Kaufer. Platzer verkauft in der „Wilden Sause“ Wurst und Fleischwaren. Nein, sie sei noch nicht auf dem Stand von 2019, berichtet sie. „Aber ich bin zufrieden, dass es trotz der Krise wieder läuft, nach der Pandemie war ja ein bisschen ein Neuanfang“, führt sie weiter aus.

Melanie Kaufer bietet in ihrem kleinen Budenkaufhaus in der Fußgängerzone Räuchermännchen, Kerzen, Krippenlandschaften und andere weihnachtliche Artikel an.

„Die erste Woche war klasse, die zweite ging, die dritte war eine Katastrophe. Da sind wir ins Minus gerutscht wegen der Kälte.“ Aber der Weihnachtsmarkt dauert in diesem Jahr ein paar Tage länger, außerdem sind am letzten Tag noch viele Last-Minute-Shopper unterwegs. Das gibt der Geschäftsfrau die Hoffnung, dass die Rechnung am Ende doch besser ausfallen wird als befürchtet.

Viele sehen sich noch nicht auf dem Niveau von 2019

„Es war okay“, bilanziert Marlene Paskarbeit von der Fairtrade-Bude. Dort können Kunden Weihnachtssterne in verschiedenen Farben kaufen. Und dafür gab es offenbar in den letzten Tagen mehr Interessenten als zuvor. „Sobald der Weihnachtsstress kommt, geht es los.“

Heike Sommer gehört zu denjenigen, die keinen großen Unterschied zu Zeiten vor der Pandemie bemerken. Seit über 20 Jahren verkauft sie in der Bude des Schmuckateliers Roesch selbst gefertigten Schmuck. Für sie ist klar: Das Geschäft auf dem Weihnachtsmarkt ist artikelabhängig. „Schmuck ist ein Weihnachtsartikel.“

„Die kalte Woche war blöd und der Regen muss auch nicht sein“, sagt Michael Böhme und sieht in den Himmel. Eben hat er einer Familie Marken für eine Fahrt mit dem Kinder-Riesenrad verkauft. Er weiß schon jetzt: „Ich komme mit einem Plus raus, aber es ist ausbaufähig.“

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