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75 Jahre Pforzheimer Kurier

Eine Backpfeife für den Pforzheimer Kurier-Redakteur

Einer der Journalisten, die den Pforzheimer Kurier in seinen Anfängen prägten, war Erich Herre. Ausgerechnet der handelte sich bei einem Termin eine Ohrfeige ein. Allerdings nicht wegen seiner Berichterstattung.

Romina Kraus, Ivonne Kuhnke, Kerstin Messmer-Heger, Jill Jourdan und Magdalena Riedinger
Das Team in der Geschäftsstelle des Pforzheimer Kurier in der Westlichen mit Romina Kraus, Ivonne Kuhnke, Kerstin Messmer-Heger, Jill Jourdan und Magdalena Riedinger (von links). Foto: Claudia Kraus

Prägende Journalisten waren in den Anfangsjahren des Pforzheimer Kurier Erich Herre und Günter Oberst. Über Herre weiß der langjährige Kurier-Geschäftsstellenleiter Frank Reuß eine amüsante Anekdote zu berichten: „Er bekam auf einem Termin eine Backpfeife.“ Wer als Grund für die „Watschen“ Verärgerung über eine vorangegangene Berichterstattung vermutet, liegt falsch. Die Namensnennung reichte da schon aus. „Herres Gesprächspartner hieß ‚Dame‘“, erzählt Reuß. Und auf dessen Vorstellung: „Dame“ habe Herre wahrheitsgetreu „Herre“ erwidert, was sein Gegenüber als schlechten Scherz auffasste.

Gelbe Kiste mit Artikeln fährt weiter bis Baden-Baden

Wie ältere Mitglieder der Redaktion des Pforzheimer Kurier kann sich auch Reuß gut an Zeiten erinnern, als noch keine Laptops und mobilen Telefone zu den Arbeitsgeräten von Journalisten gehörten, sondern die gute alte Schreibmaschine auf dem Schreibtisch stand. Artikel wurden getippt, die Fotos in der Zerrennerstraße in der redaktionseigenen Dunkelkammer entwickelt und das gesamte Material aus Redaktion und Geschäftsstelle per Bote zum Verlagshaus nach Karlsruhe gebracht. Kurt Jäger und sein Sohn Werner wechselten einander in dieser Funktion ab. „Es gab drei Fahrzeiten, bei wichtigen Veranstaltungen fuhr der Bote auch mal später“, berichtet Reuß.

Sonntags allerdings gab es ein spezielles Prozedere. Aus arbeitsrechtlichen Gründen durfte der Bote nicht bis nach Karlsruhe fahren, dafür aber zum Pforzheimer Bahnhof. Dort übergab er dem Schaffner eines D-Zugs die gesammelten Werke der Kurier-Mitarbeiter vom Wochenende: Berichte, die sie über Theaterveranstaltungen und Fußballspiele geschrieben hatten, und die Fotos dazu – sicher verpackt in einer gelben Kiste, die Kurt Jäger eigens dafür gezimmert hatte. In Karlsruhe übergab der Schaffner die Kiste an einen anderen BNN-Boten, der bereits am Bahnsteig wartete.

Nur wenn der Schaffner Urlaub hatte, geriet das sorgsam ausgetüftelte System auch mal ins Schlingern. Und so landete die gelbe Holzkiste zuweilen nicht in Karlsruhe, sondern fuhr unbemerkt einige Stationen weiter.

Der entsprechende Anruf aus Baden-Baden landete bei Reuß, wie dieser berichtet, denn seine Nummer war hinterlegt. „Einer musste dann dorthin fahren und die Kiste holen.“ In der Zwischenzeit hatte Reuß allerdings eine Reihe weiterer, sorgenvoller Anrufe erhalten: Wo denn das Material nur bleibe?

Am Morgen lag der Pforzheimer Kurier wie gewöhnlich im Briefkasten

Solcherlei Pannen vermochten den rechtzeitigen Druck des Blattes nicht aufzuhalten. Doch wer am nächsten Morgen seinen Pforzheimer Kurier aufschlug, ahnte nicht, welche Anstrengungen hinter den Kulissen nötig waren, damit die Zeitung ganz normal erscheinen konnte. 

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