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Spektakel der besonderen Art

100 Jahre Tradition: Fassdaubenrennen in Bad Wildbad feiert Geburtstag

Es ist ein Spekatkel, das seinesgleichen sucht: Das Bad Wildbader Fassdauben-Rennen. Zum 100. Geburtstag ihres Rennens lassen sich die Veranstalter nicht einmal von Tauwetter beeindrucken.

Fassdaubenrennen in Bad Wildbad
Nur absolute Könner beherrschen die Fahrt ohne Stahlkante und Bindung. Foto: Sabine Zoller

Für Marcus Eisele, Vorstand der Skizunft Wildbad ist es „ein sportliches Ereignis, das seinesgleichen sucht.“ Daher wird das 100-jährige Bestehen „am Samstag bei jeder Wetterlage gefeiert!“

Derzeit ist Regen angesagt und auf dem Sommerberg setzt Tauwetter ein. Aber: „Unsere Jubiläumsveranstaltung findet auf jeden Fall statt“, erklärt Eisele, der derzeit bereits 40 online Anmeldungen nennt und zuversichtlich ist, dass auch noch kurzentschlossene zum Fassdaubenrennen kommen.

Entweder schaufeln wir Schnee zusammen, oder es gibt eine andere Lösung.
Marcus Eisele , Skizunft Wildbad

„Entweder schaufeln wir den Schnee für eine kürzere Rennstrecke zusammen, oder es gibt eine andere Lösung“, sagt Eisele zuversichtlich. Für das Rennen am Samstag sei jedenfalls schon alles vorbereitet: Das Weißwurstfrühstück eröffnet den besonderen Tag um 11 Uhr, dann folgt eine Präsentation zu 100 Jahre Fassdaubenrennen und um 14 Uhr ist offizieller Start für die soegannten Fassdaubenritter in allen Altersgruppen.

Begonnen hat das Fahren mit Fassdauben bereits um 1900. Nachdem der Norweger Fridtjof Nansen 1891 ganz Grönland auf Skiern in nur 42 Tagen durchquert hatte, wurde das Skifahren auch im Südschwarzwald populär. Mit Gründung des ersten Ski-Clubs in Todtnau etablierte sich noch im selben Jahr der neue Modesport, der als schick galt und in den Folgejahren ein durchaus mondänes Publikum in den Schwarzwald lockte.

Da sich die Kinder und Jugendliche rund um Wildbad keine Skier leisten konnten, nahmen sie die Bretter von alten und nicht mehr benötigten Fässern und banden sich diese Fassdauben unter die Füße. Wenn genügend Schnee lag, rutschten sie dann auf den kurzen Ersatz-Skiern herum. 1923 initiierte ein Pforzheimer Schmuckfabrikant, der ein eigenes Anwesen in Wildbad hatte, das erste richtige Fassdaubenrennen für die Schuljugend. Für den besten Fassdaubenfahrer lockte als erster Preis ein Paar richtiger Skier.

Heute wie einst wird das Rennen auf Fassdauben, also den gleichmäßig gebogenen Brettern, aus denen man früher Holzfässer herstellte, gewertet. Traditionell ist die Daube für Riemen als Halt für die Schuhe durchgebohrt – und kommt ohne Schrauben und Nägel aus, denn Metallteile sind nach den Regularien verboten. Damit halten nur vorne zwei Riemchen den Vorderfuss und hinten zwei weitere Riemen die Ferse.

Balanceakt auf gebogenem Holz

Der Rest ist ein Balanceakt auf einem gebogenen Stück Holz. Das wiederum ist sehenswert für die vielen Zuschauer, die die individuellen Fortbewegungsaktionen der Rennfahrer bewundern. Ohne Stahlkante – wie bei einem modernen Ski – ist die Fahrt auf einer Fassbaube mehr als nur ein Abenteuer: Es gibt keinen Halt und keine Bremse. Zudem gilt es die größtmögliche Auflagefläche zu nutzen um damit auch noch möglichst elegant und rasch voran zu kommen.

Früher gab es Fässer in allen Familien.
Marcus Eisele , Skizunft Wildbad

Um die Tradition des Rennens zu bewahren, hat der Verein rund 80 eigene Paar Fassdauben. Diese können auch von Fremden und mutigen Skiläufern für das Rennen gegen eine Leihgebühr genutzt werden können.„Früher hat das Rennen klassenweise nur für die Schüler des Ortes stattgefunden“, erklärt Marcus Eisele, der das Event seit vielen Jahren organisiert. Mittlerweile sei es aber Tradition, dass sich auch Erwachsene daran beteiligen, denn viele hätten sich schon im Kindesalter Fassdauben unter die Füße geschnallt, so Eisele. Daher stehe der Spaß im Vordergrund.

„Früher gab es Fässer in allen Familien, so dass man die Daubenskier noch selbst machen konnte“, so Marcus Eisele, der noch heute von den schnellen „Bordeaux-Brettern“ seiner Frau schwärmt. Die „Nordische Kombination für Fassdauben“ ist für Marcus Eisele einzigartig. Mit Spaß und viel Humor wagten sich bei dem Rennen oftmals auch sommerlich bekleidete Jugendliche und Männer mit kurzen Lederhosen auf die Piste und machen damit den in Deutschland unvergleichlichen Wettbewerb auch für Zuschauer zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Service

Anmelden können sich Wagemutige auf www.fassdaubenrennen.de sowie am Tag des Rennens an diesem Samsta direkt vor Ort auf dem Sommerberg.

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