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Ernte läuft

Kälte und fehlende Sonne sorgen für durchwachsene Ernteergebnisse im Enzkreis

Im Enzkreis läuft die Ernte auf Hochtouren. Erträge und Qualität sind sehr unterschiedlich. Das liegt nach den Experten auch an den Schwankungen des Wetters.

Die Experten: Über die Ernte in der Region wissen Ulrich Hauser, Daniel Sailer, Petra Rauch, Jochen Schneider und Martin Reinhardt (von links) bestens Bescheid.
Die Experten: Über die Ernte in der Region wissen Ulrich Hauser, Daniel Sailer, Petra Rauch, Jochen Schneider und Martin Reinhardt (von links) bestens Bescheid. Foto: Nico Roller

Durchwachsen dürfte das Wort sein, mit dem sich die Ernte im Enzkreis am besten zusammenfassen lässt. Verantwortlich ist das Wetter. Das hat laut Daniel Sailer in den vergangenen Monaten so manche Kapriolen geschlagen.

Nachdem es im vorigen Jahr tendenziell zu trocken gewesen sei, habe es im Frühling 2021 ordentlich geregnet. „Das hat den Pflanzen und Böden natürlich gut getan“, so der für Landwirtschaft und Forsten zuständige Dezernent des Enzkreises. Auch beim Grundwasserspiegel sei eine „gewisse Entspannung“ eingetreten. Eine positive Entwicklung, sollte man meinen.

Getreideernte durchschnittlich

Allerdings hatte sie auch eine Kehrseite: Es war zu kalt, es gab zu wenig Sonne und zu wenig Licht. Die Folge: schlechte Ernteergebnisse, insbesondere beim Raps, der mit den schwierigen Startbedingungen zu kämpfen hatte. Das Getreide fiel durchschnittlich aus, das Obst durchwachsen.

Die Kirschen seien ganz schlecht gewesen, sagt Sailer, das restliche Steinobst wie Zwetschgen aktuell recht gut. Beim Kernobst war die Apfelernte bislang „eher tendenziell unterdurchschnittlich“. Sailer geht davon aus, dass die Probleme auch auf den Klimawandel zurückzuführen sind.

Man muss sich darauf einstellen, dass das Wetter in Zukunft öfter solche Sprünge macht.
Daniel Sailer, Dezernent im Enzkreis

„Man muss sich darauf einstellen, dass das Wetter in Zukunft öfter solche Sprünge macht.“ Aktuell müssten die Landwirte in der Region die Mähdreschzeit optimal ausnutzen und arbeiteten deswegen auch nachts und am Wochenende. Das kennt auch Ulrich Hauser, der seinen Betrieb in Eisingen hat.

Der Kreisbauernverbandsvorsitzende sagt, man habe sich mehr Ertrag erhofft. Er verweist auf die Kartoffeln, die in diesem Jahr stark von Kraut- und Knollenfäule betroffen sind. Und Landwirtschaftsamtsleiterin Petra Rauch erwähnt noch einen anderen Aspekt, die Unbeständigkeit des Wetters.

Pflanzenschutz braucht Trockenheit

Wann regnet es? Wann bleibt es trocken? Momentan sei das nur schwer abzuschätzen. Zumal auch die Unterschiede regional sehr groß sein können.

Ist es in einem Ort trocken, kann es ein paar Kilometer weiter in Strömen regnen. „Ich kenne das aus der Vergangenheit so nicht“, sagt Rauch. Sie spricht von einer hohen Schwankungsbreite und von einer „Mosaikstruktur“.

Eine Mosaikstruktur, die zusammen mit der fehlenden Abschätzbarkeit des Wetters für Probleme sorge. Auch und gerade beim Pflanzenschutz. Rauch erklärt, systemische Mittel hätten eine bestimmte Wirkzeit, in der es unbedingt trocken sein müsse. Regne es, sei die ganze Maßnahme wirkungslos. „Es entscheiden tatsächlich Stunden“, weiß auch Jochen Schneider, Regionalleiter bei der ZG Raiffeisen.

Er geht davon aus, dass im Enzkreis rund 80 Prozent der Ernte bereits erledigt ist. Die Getreidepreise bezeichnet er im Vergleich mit den Vorjahren als gut.

Beim Raps seien sie förmlich explodiert. Beim Getreide habe man in den vergangenen Jahren eine „Top-Qualität“ gehabt, sagt der Obermeister der Bäckerinnung, Martin Reinhardt.

Aktuell beobachtet er eine steigende Nachfrage bei Produkten aus Dinkel. Das zeigt sich auch beim Anbauumfang: 2021 sind es in Kreis und Stadt mehr als 550 Hektar. Im Vorjahr waren es nur knapp 370. Spitzenreiter ist nach wie vor der Winterweizen mit mehr als 3.000 Hektar.

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