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Honigschlecker an der Macht

In Keltern gibt es den Rathaussturm als Video auf der Gemeindehomepage

Wie die Honigschlecker vom Bürgermeister die Macht übernehmen und der Bürgermeister die Krawatte verliert. Das ist im Video des Rathaussturms auf der Gemeinde-Webseite zu sehen. Für die Bürger von Keltern-Weiler soll es ein Ersatz für die ausfallende Fastnacht sein.

Ein Mann übergibt einer Frau einen Schlüssel aus Pappe, im Hintergrund zwei Hexen.
Schlüsselübergabe: Die Honigschlecker um Sandra Lutz-Becker übernehmen die Macht von Bürgermeister Steffen Bochinger. Die Zottelbock-Hexen freuen sich. Foto: Nico Roller

Sandra Lutz-Becker hat einfach die besseren Argumente. So sehr er es auch versucht: Gegen die Sitzungspräsidentin der Honigschlecker kommt Steffen Bochinger nicht an. Dem Bürgermeister bleibt keine andere Wahl: Er muss den Schlüssel für das Rathaus in Weiler an Lutz-Becker und die beiden Zottelbock-Hexen übergeben.

Die Narren übernehmen die Macht – und schneiden dem Schultes als erste Amtshandlung die Krawatte ab. Normalerweise würden ihnen dabei auf dem Platz vor dem Rathaus Dutzende Menschen zuschauen. Normalerweise würde es Bewirtung geben und eine Bar. Normalerweise würde gefeiert bis tief in die Nacht. Aber dieses Mal nicht.

Ersatz für ausfallende Fastnacht

2021 wird der Rathaussturm ins Internet verlegt – notgedrungen, wegen der Pandemie und der strengen Verordnungen, die es nicht erlauben, dass sich Menschen zum Feiern treffen. Ein Filmteam hat alles aufgenommen, mehrmals, mit professionellem Equipment und aus verschiedenen Perspektiven. Das fertige Video gibt es am Donnerstagabend ab 18 Uhr auf der Internetseite der Gemeinde zu sehen. Es soll den Menschen Freude bereiten und zumindest ein kleiner Ersatz für die auch in Weiler ausfallende Fastnacht sein.

Die Idee kam Steffen Bochinger vor zwei Wochen beim Joggen: „Wir machen momentan gerade gar nichts mehr“, sagt der Bürgermeister: „Und das kriegen wir auch unter Corona-Bedingungen hin.“ Der Rathauschef rief Sandra Lutz-Becker an: Die Sitzungspräsidentin der Honigschlecker war von seiner Idee begeistert und sagte sofort zu.

Dann sei alles „ratzfatz“ gegangen: Der Bürgermeister besorgte beim Bauhof Greifzange und Astschneider, damit die Krawatte in Corona-Zeiten aus sicherem Abstand abgeschnitten werden kann. Und er organisierte Videos von Witze-Erzähler Olli Gimber und von den Guggenmusikern der Bääreglopfa, die im fertigen Film vor und nach dem Rathaussturm gezeigt werden.

Die Tür bleibt zu, damit ihr’s wisst, weil sie aus Weiler Eiche ist.
Steffen Bochinger Bürgermeister

Unterdessen nahm Lutz-Becker Kontakt auf zu Walfried Wölk, dem Vorsitzenden der Honigschlecker, der auch dieses Mal einen Dialog für den Rathaussturm schrieb. Einen, der es in sich hat. Selbstbewusst trägt Lutz-Becker ihn vor, als sie zusammen mit Liane Bossert und Ilona Eberhardt vor dem Rathaus steht und vom Bürgermeister die Herausgabe des Schlüssels fordert: „Jetzt wird Tacheles geredet, die Macht im Rathaus angestrebt.“ Doch der Bürgermeister weigert sich. „Euren Frust, den kann ich verstehen, dennoch wird es nicht geschehen“, ruft er aus dem Fenster im ersten Stock: „Die Tür bleibt zu, damit Ihr’s wisst, weil sie aus Weiler Eiche ist.“

Die nächste Kampagne muss gelingen und Du wirst dafür den Impfstoff bringen.
Sandra Lutz-Becker von den Honigschleckern zum Bürgermeister.

Lutz-Becker lässt sich nicht beirren, beruft sich auf die Tradition und das Gewohnheitsrecht der Honigschlecker. „Jetzt solltet Ihr Euch schnell besinnen, denn schließlich braucht Ihr Wählerstimmen.“ Ein Argument, das zu funktionieren scheint: „Den Schlüssel will ich gern Euch geben, ich muss auch morgen mit Euch leben“, sagt der Bürgermeister, der von den Honigschleckern noch eine andere Aufgabe bekommt: „Die nächste Kampagne muss gelingen und Du wirst dafür den Impfstoff bringen.“

Was in gereimten Versen wie eine launige Büttenrede klingt, meinen die Honigschlecker ernst: Sie hoffen, dass das Dorfleben irgendwann wieder möglich ist – nicht nur für sie, sondern für alle Vereine. Sie hoffen, dass die Menschen sich bald wieder in geselliger Runde treffen dürfen. Denn auch davon lebe eine intakte Dorfgemeinschaft, sagt Lutz-Becker: „Feste sind Magnete im Jahr, auf die jeder wartet.“

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