
50 Jahre Enzkreis: Für die drei Landräte Werner Burckhart (1995–2003), Karl Röckinger (2003–2018) und Bastian Rosenau (seit 2018 im Amt) ist das Jubiläum ein guter Grund, zurückzublicken und dabei auch an den ersten Landrat des 1973 neu begründeten Landkreises zu denken, an den 2021 gestorbenen Heinz Reichert, der die Geschicke des Enzkreises bis 1995 leitete.
„Der Enzkreis ist natürlich der schönste Landkreis in Baden-Württemberg und in Deutschland – und er ist Heimat“, schwärmt der amtierende Landrat Bastian Rosenau und findet dafür Zustimmung bei seinem direkten Vorgänger Röckinger, der vier Jahrzehnte für den Enzkreis gearbeitet hat, 24 Jahre als Dezernent, 16 Jahre als Landrat.
Der Enzkreis hat viele Pluspunkte.Karl Röckinger, ehemaliger Landrat
„Der Enzkreis hat viele Pluspunkte“, weiß Röckinger insofern schon aus eigener Erfahrung. „Die Landschaften, die Kultur, aber auch eine großartige Wirtschaftsstruktur mit Firmen, die auch im Weltmarkt eine große Rolle spielen.“ Und auch Burckhart stellt die Schönheiten des Landkreises heraus. „Ich habe insgesamt 32 Jahre für und in diesem Enzkreis gearbeitet“, sagt er.
„Von daher ist man ganz besonders verbunden mit so einem Landkreis, zumal er auch landschaftlich schön ist, viel Kultur bietet und arbeitsame Menschen, die über ihre Gemeinden Kreisumlage bezahlen.“ Den Vergleich mit dem alten Landkreis Pforzheim kennt er übrigens noch aus eigener Erfahrung. Die Reform und das Zusammenwachsen der vier Kreisteile hat er als Kind des damals neuen Enzkreises selbst miterlebt.
In den Anfängen waren die verschiedenen Blöcke innerhalb des Enzkreises durchaus eine Herausforderung, erinnert sich Röckinger: die einen hätten ihren badischen Teil gepflegt, die anderen ihren württembergischen Teil. „Es gab ja sogar Gemeinden wie Ölbronn-Dürrn, wo der eine Ortsteil württembergisch und der andere badisch war“, gibt er zu bedenken.
Landkreis und auch Gemeinden mussten sich erst finden
Hinzu kam, dass sich nicht nur der neue Landkreis, sondern auch die Gemeinden erst finden mussten, die im Zuge der Gemeindereform zusammenkamen.
„Da gab es auch Widerstand, auch althergekommene Abneigungen gegen den anderen Ortsteil, mit dem man nun zusammenkommen wollte oder sollte“, erzählt Burckhart.
„Damals hätte niemand geglaubt, dass schon nach 40 oder 50 Jahren Gemeindereform richtige Jubiläen gefeiert werden in den Gemeinden mit fröhlichen Erinnerungsfesten.“ Es habe fast drei Jahrzehnte gedauert, bis dieses Denken überwunden und ein gemeinsames Bewusstsein entstanden war, ergänzt Röckinger. „Das war eine ganz spannende Entwicklung.“
Heute ist der Kreis längst zusammengewachsen, betont Rosenau. Städte und Gemeinden halten zusammen und suchen nach Lösungen, die von allen getragen werden können, speziell in Krisenzeiten. „Wenn man die Anfänge sieht und die Herausforderungen, die topografisch und gesellschaftlich da waren, dann muss man, an meine drei Vorgänger gerichtet, sagen: Das ist eine Erfolgsgeschichte.“
Enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Stadt Pforzheim
Die Zusammenarbeit mit der Stadt Pforzheim ist eng und vertrauensvoll. Ängste von damals wirken aus heutiger Sicht unbegründet. Speziell der prägnante Name Enzkreis sei anfangs bei der Stadt Pforzheim auf „fürchterlichen Widerstand“ gestoßen, weiß Burckhart.
Den Grund dafür kennt er: Vor der Gründung des neuen Landkreises habe die Stadt nämlich den alten Landkreis beherrscht. „Und jetzt hatte man Angst, dass da ein anderes Zulassungszeichen auf die Autos kommt und nicht mehr PF.“
Das ist bekanntlich nicht geschehen, stattdessen wurden alle Herausforderungen gut gemeistert. „Die letzten 50 Jahre haben es gezeigt: die nächsten 50 werden auch gut“, ist Rosenau deshalb überzeugt. „Wir haben kluge Köpfe. Wir haben sehr engagierte Menschen, die zusammenstehen und die Themen gemeinsam anpacken.“