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Flüchtlingsthema dominiert

Enzkreis zieht Bilanz: So haben sich die Krisen im Landratsamt ausgewirkt

Krisen haben die Arbeit des Landratsamtes 2022 geprägt. Doch allmählich können sich die Dezernenten auch wieder mit anderen Projekten beschäftigen. Und da stehen 2023 einige spannende Themen an.

Sind guter Dinge: Landrat Bastian Rosenau (Mitte) und die Dezernenten des Enzkreises Frank Stephan (von links), Katja Kreeb, Hilde Neidhardt und Holger Nickel präsentierten im Landratsamt den Jahresbericht 2022.
Sind guter Dinge: Landrat Bastian Rosenau (Mitte) und die Dezernenten des Enzkreises Frank Stephan (von links), Katja Kreeb, Hilde Neidhardt und Holger Nickel präsentierten im Landratsamt den Jahresbericht 2022 vor. Foto: Torsten Ochs

„Wir können mehr als Behörde – wir können Krise“: So lautet das Fazit von Sozialdezernentin Katja Kreeb für das vergangene Jahr. Landrat Bastian Rosenau stimmte ihr bei der Präsentation des Jahresberichts des Landratsamts Enzkreis zu: „Unsere Strategien sind aufgegangen. Wir sind gut für die nächste Krise gewappnet.“

Obwohl 2022 „ein spannendes Jahr“ gewesen sei, wünscht sich der Kreischef nach Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Energiekrise vor allem eines: Endlich aus dem Krisenmodus herauszukommen, damit sich das Landratsamt wieder mit Projekten und Themen beschäftigen kann, die in den vergangenen drei Jahren zu kurz gekommen seien.

Rosenaus Hauptappell richtet sich an Bund und Land: Man möge doch bitte aufhören, ständig neue Vorgaben zu machen, „die Ressourcen benötigen, die wir nicht haben“. Und: „Es braucht einen Stillstand neuer Gesetze, um das umsetzen zu können, was ansteht.“

Und da war 2022 in den vier Dezernaten des Landratsamts einiges geboten, wie der Blick in den 171 Seiten dicken Jahresbericht zeigt. Beschäftigt waren die Mitarbeiter der Kreisbehörde mit dem Übergang von einer Krise in die nächste: „Der Verwaltungsstab Corona ging nahtlos über in den Verwaltungsstab Ukraine“, sagte der Landrat.

Mehr Flüchtlinge im Enzkreis als 2015/16

Insgesamt seien mehr Flüchtlinge im Enzkreis aufgenommen worden als in der Hochzeit 2015 und 2016, verdeutlichte Holger Nickel, Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung, zu dessen Dezernat auch das Amt für Flüchtlinge und Migration gehört. 2.500 Geflüchtete waren es insgesamt, davon kamen 1.700 privat unter. „Das ist fast wie eine 29. Enzkreis-Gemeinde, denn es gibt Orte im Kreis, die nicht so viele Einwohner haben“, führte Landrat Rosenau die Größenordnung vor Augen.

Der Enzkreis ist kein Problemkreis, sondern hält Krisen stand.
Katja Kreeb, Sozialdezernentin des Enzkreises

Als Erstanlaufstelle und „Drehkreuz“ dient immer noch die Turnhalle in Mühlacker. Sie soll mindestens bis Sommer weiter genutzt werden. Ein wichtiges Ziel sei, Hallenbelegungen zu vermeiden, so Nickel. Das sei bisher gelungen, auch dank der Entspannung der Situation im ersten Quartal 2023. Als Notunterkunft wird Ende März eine Containeranlage in Maulbronn in Betrieb genommen. Eine weitere soll es ab Mitte April in Niefern-Öschelbronn geben. Mit mehreren Enzkreisgemeinden laufen Gespräche, sagte Nickel.

„Der Enzkreis ist kein Problemkreis, sondern hält Krisen stand“, fasste Kreeb die Arbeit in ihrem Dezernat zusammen. Die Sozialstruktur sei gut, auch der Arbeitsmarkt und die Arbeitslosenquote niedrig. Der Jobcenter des Enzkreises, der Leistungen für Flüchtlinge bewilligt, sei durch die Dauerherausforderung für die Mitarbeiter zum „Hochleistungs-Center“ geworden, so Kreeb.

Eine Herausforderung bleibe das Bundesteilhabegesetz, das sich als „Bürokratiemonster“ erwiesen habe. Kreeb befürchtet, dass sich die Umsetzung des Gesetzes, das die Teilhabe von behinderten Menschen stärken soll, die Kreisverwaltung noch Jahre beschäftigen wird.

Enzkreis gibt grünes Licht für vier Windkraftanlagen

Sich nach Corona mit neuen Aufgaben beschäftigen – das will auch die Erste Landesbeamtin Hilde Neidhardt, die für das Dezernat für Infrastruktur, Umwelt und Gesundheit verantwortlich ist. Zwei Jahre lag ein Antrag für drei Windkraftanlagen in Waldrennach und eine in Langenbrand auf Eis. Vor genau einem Jahr gab das Landratsamt grünes Licht für die vier Anlagen. Der Windpark, der auf Staatswaldfläche liegt, wird derzeit gebaut.

Landratsamt Enzkreis
Krisenfest: So präsentiert sich das Landratsamt Enzkreis. Ende des Jahres sollen die Bagger für den Neubau in der Ebersteinstraße anrollen. Foto: Torsten Ochs

Einen Überschuss statt eines 2,2 Millionen-Euro-Defizits stellte Kreiskämmerer Frank Stephan für das Wirtschaftsjahr 2022 in Aussicht. Der Grund sind unter anderem die gestiegenen Einnahmen aus dem Finanzausgleich und der Grunderwerbssteuer.

Für Landratsamt-Neubau sollen Ende des Jahres die Bagger rollen

Ein bauliches Großprojekt läuft derzeit: der Ganzjahresstützpunkt der Straßenmeisterei am Ortseingang von Maulbronn. Die Roh- und Tiefbauarbeiten seien fast abgeschlossen, so Stephan. Für den Neubau des Landratsamts in der Ebersteinstraße sollen Ende des Jahres die Bagger rollen, sagte der Kreiskämmerer.

Bis das beim gemeinsamen Schulcampus der Gustav-Heinemann-Schule und der Bohrrainschule am Buckenberg der Fall sein wird, könnten aber noch zwei Jahre vergehen. „Das Großprojekt braucht einfach Zeit“, erklärte Stephan.

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