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Bezirkskantorin aus Neuenbürg

Organistin Sun Kim in der Klosterkirche von Maulbronn: So war das Konzert

Das abwechslungsreiche Konzert der in Seoul geborenen Musikerin erstreckte sich über drei Jahrhunderte anspruchsvoller Musikgeschichte. Wie das Konzert ankam.

Sun Kim spielt die Grenzing-Orgel in der Klosterkirche von Maulbronn.
Sun Kim spielt die Grenzing-Orgel in der Klosterkirche von Maulbronn. Foto: Eva Filitz

Die erste der vier Orgelmatineen im August in der Maulbronn Klosterkirche mit Bezirkskantor Thorsten Hülsemann an der Grenzing-Orgel war sehr gut besucht. Doch auch der Gast aus Neuenbürg, Bezirkskantorin Sun Kim, konnte sich ebenfalls über großen Zuspruch freuen. 

Kim ist gebürtig aus Seoul, hat dort Klavier und Pädagogik studiert und lernte erst während einer Deutschlandreise Bach, seine Orgelwerke und den Beruf einer Kirchenmusikerin kennen. Sie studierte an den Hochschulen für Musik in Mainz und Heidelberg Kirchenmusik und bestand die Master-A-Prüfung. Seit 2021 ist sie Bezirkskantorin in der Stadt an der Enz, leitet auch den dortigen Kirchenchor, wird zu Gastspielen in anderen Kirchen eingeladen, so kürzlich in den Dom zu Fulda und nun in die Klosterkirche.

Orgel-Programm in Maulbronn von Renaissance bis Romantik

Die Besucher erwartete ein höchst abwechslungsreiches Programm mit Werken über drei Jahrhunderte Musikgeschichte, vom Ende der Renaissance über den barocken Beginn hin zur Romantik. Von dem Niederländer Jan Pieterszoon Sweelink (1561-1621) stimmte Kim die Variationen über das damals sehr bekannte Lied „Unter den Linden grüne“ an. Eine kleine Liebesgeschichte zwischen jungen Menschen, dabei ein wenig auf Walter von der Vogelweide zurückgegriffen und sehr sinnlich von der Solistin interpretiert mit volksliedhaften Melodienbögen.

Fast ein Zeitgenosse war Johann Sebastian Bach (1685-1750), nun in der hohen Zeit des Barock wirkend. Von ihm erklang aus der Triosonate Nr. 4 e-Moll BWV 528 eine innige Wiedergabe des Andante. Dieser Satz mit ausgedehnter Länge dürfte der bedeutendste sein und verleiht dem Werk nachhaltige Wirkung.

Unterschiedliche Genres und Stile im Kloster Maulbronn

Mit César Francks (1822-1890) Pastorale E-Dur opus 19 hatte die Matinee begonnen – ein sehr frischer Auftakt, denn der Komponist scheint in diesem Werk nicht nur an Musik für Gottesdienste gedacht haben. Er vermischt unterschiedliche Genres und Stile, scheut sich nicht, geistliche und weltliche Klänge harmonisch zu einer Einheit zusammenzufügen.

Die Grenzing-Orgel, sonst eine mitunter sehr kräftige Männerhand gewöhnt, erreichte dennoch auch mit zarter Hand der Organistin ihre volle Klangschönheit und füllte mit sanft schwingendem Piano über sich aufbauenden Klangbögen hin zu voluminösem Forte oder dem Fortissimo den Kirchenraum.

Lebhaft und mit Verve

Robert Schumann (1810-1856) war der zweite Romantiker, dem mit seinem Opus 58 eine neue Kompositionstechnik eingefallen war. Ihm stand unerwartet ein Flügel zur Verfügung, der ein angehängtes Bassregister aufwies, das mit einem Pedal bedient werden musste. Um seinen neuen Kompositionsstil gab es zunächst ein wenig Geheinmiskrämerei, wird berichtet.

Doch seine vier Skizzen für Pedalflügel, die Kim wie vorgegeben, nicht schnell und sehr markiert, dann lebhaft und zum Schluss beim Allegretto in insgesamt vier verschiedenen Tonlagen mit Verve zum Klingen brachte, waren eine Freude für die Zuhörer. Immer wieder bot das Programm unerwartete Überraschungen in großartigen Klangfärbungen, mit Bravour dargeboten.

„Es war ein berührendes, sehr weibliches Programm“, meinte das Ehepaar Bastian aus Mühlacker. „Uns hat die Sweelinck-Interpretation am besten gefallen.“ „Ich möchte meinen Zuhörern etwas mitgeben, ihnen Freude an der Kirchenmusik schenken. Für mich war es eine große Ehre, hier in dieser besonderen Kirche musizieren zu dürfen“, sagte Sun Kim nach dem Konzert im Gespräch mit dieser Redaktion.

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