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250 Jahre alt

Staatliche Schlösser und Gärten wollen die Maulbronner Klosterlinde retten

Die sogenannte Friedenslinde schmückt den Hof des Klosters Maulbronn. Der Baum befindet sich am Ende seines Lebenszyklus. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wollen den Baum erhalten.

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Eine Expertenkommisson berichtet über Maßnahmen zum Erhalt der Friedenslinde im Maulbronner Klosterhof. Foto: Eva Filitz

„Heute informieren wir sehr genau über unseren nun schon jahrelangen Einsatz für den Erhalt der Friedenslinde“, begrüßt Klosterverwalterin Alexandra Müller eine kleine Gruppe, die sich zu dem Termin am vergangenen Donnerstag im Klosterhof vor dem Baum getroffen hat. Die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs (SSG) war vertreten durch Gartenkonservatorin Meike Kirscht, der Arboristin Hanna Nimmenich und zwei Volontärinnen.

Zwei Pressevertreterinnen und ein Interviewer des Südwestrundfunks ergänzten die Runde. Auch die Öffentlichkeit sei eingeladen gewesen. „Leider ist von da niemand gekommen. Mit den bisher getroffenen Maßnahmen entkräften wir die Gerüchte, dass wir die Linde fällen wollen“ bedauerte Müller das fehlende Interesse.

2013 haben Fachleute erstmals festgestellt, dass die Linde kränkelt.
Meike Kirscht
Gartenkonservatorin 

„2013 haben Fachleute erstmals festgestellt, dass die Linde, geschätztes Alter 250 Jahre, kränkelt“ berichtete Kirscht. Vermutlich bei Bauarbeiten sei das Wurzelwerk verletzt worden und seitdem anfällig für Pilzerkrankungen.

Linde in Maulbronn hat ein Drittel ihrer Größe verloren

Seither werde jährlich der genaue Zustand, vor allem die Standfestigkeit des Baumes untersucht, um die Sicherheit der vielen Besucher in diesem Bereich des Klosterhofes zu gewährleisten. Genaue Messungen hätten eine wesentlich erhöhte Windanfälligkeit ergeben.

Durch wiederholte Kappungen habe die Linde etwa ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe verloren. Nimmenich hielt ein Foto hoch, dass noch die überaus füllige Krone und das ausladende Geäst zeigt. „Über die kranken Wurzeln konnte der Baum sich nicht mehr aus eigener Kraft ernähren“, erklärt sie.

Die beliebte Besucherbank auf dem Rondel wurde entfernt, da die vielen Tritte den Boden rund um den Baum sehr verdichtet hätten und so die Wurzeln nicht mehr atmen konnten. Auf die dann rundum gelockerte Erde sei eine nahrhafte Mischung einer Ansaat aufgebracht worden.

Wurzelvermehrung greift nicht tief genug

Das Betreten des Rondels ist mithilfe einer Absperrung verboten. Die Fachfrauen informieren, dass sie den Baum seit drei Jahren bewässern und im Oktober eine Wurzelvermehrung feststellen konnten. Diese greife aber bisher nicht tief genug. Die jetzige Krone habe sich erholt.

Wir tun alles, um den historischen Anblick in unserem Weltkulturerbe zu erhalten.
Alexandra Müller
Klosterverwalterin

Sie versuchen auch eine Nachzucht mit Original Trieben. Eine Reihe von Setzlingen sei bisher gut angewachsen, ob daraus mal kräftige widerstandsfähige Bäume werden, sei nicht sicher. Das Baumprojekt ist eine Zusammenarbeit mit zwei Universitäten und einem Forschungsinstitut.

„Wir tun alles, um den historischen Anblick in unserem Weltkulturerbe zu erhalten“, bekräftigt Müller. „Die Blätterfülle hat auch wesentlich das Klima im Klosterhof besonders im Sommer positiv durch eine hohe CO₂-Speicherung beeinflusst.“

Neue Untersuchungen entscheiden über Schicksal der Maulbronner Linde

Kirscht zeigt ein vor 150 Jahren aufgenommenes Foto mit Bäumen, die rund 100 Jahre alt waren. „Ursprünglich wuchsen einmal vier Linden hier im Hof, die aber irgendwann gefällt wurden“, sagt sie. Ob die Linde, um deren Überleben nun mit allen Kräften gekämpft wird, tatsächlich die viel beschriebene Friedenslinde ist, ist in Fachkreise umstritten, erklärt sie weiter.

Am kommenden Montag rollt ein Saugbagger an. Neueste Untersuchungen sollen über das weitere Schicksal des Baumes entscheiden.

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