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Bürgerentscheid im Oktober

Widerstand gegen Deponie im Steinbruch: Bürgerinitiative Maulbronn wirbt vor Abstimmung

Der Steinbruch Lauster in Maulbronn soll als Deponie genutzt werden. Das wollen aber längst nicht alle. Eine Bürgerinitiative äußert vor dem Entscheid im Oktober heftige Kritik.

Deponie oder renaturierte Flächen? Bei einem Spaziergang der Bürgerinitiative informierten sich am Montagabend Bürger über die Planungen im Bereich des Steinbruchs.
Bei einem Spaziergang der Bürgerinitiative informierten sich am Montagabend Bürger über die Planungen im Bereich des Steinbruchs. Foto: Stefan Friedrich

Eine Bürgerinitiative warnt derzeit in Maulbronn vor den Folgen einer Entscheidung, den Steinbruch Lauster als Deponie zu nutzen. Entsprechende Pläne sind vor drei Jahren bekannt geworden.

Ein Bürgerentscheid soll das Vorhaben im Oktober stoppen. Bei zwei Spaziergängen entlang des Steinbruchs, einer davon am Montagabend, hat man die Bürgerschaft über die möglichen Auswirkungen informiert, sollte die Deponie kommen.

Dort, wo unweit des Klosters eine Menge Sandstein abgebaut worden ist, klafft momentan noch ein Loch. „Hier soll eine Erdaufschüttung rein, mit 100.000 Kubikmetern“, erklärt Martin Stankewitz von der Bürgerinitiative den Teilnehmern des Spaziergangs mithilfe einer Karte, die die Vertreter der Bürgerinitiative angefertigt haben.

Er deutet dabei auf den Bereich des Steinbruchgeländes. Würde dies der Renaturierung dienen, hätten er und seine Mitstreiter kein Problem mit dem damit verbunden Lärm, den 20.000 Lkw-Fahrten verursachen würden.

Bürgerinitiative Maulbronn rechnet mit enormer Lärmbelästigung

Jüngste Planungen sehen aber laut Stankewitz vor, dass der Steinbruch mit Bauschutt gefüllt werden soll. Auf die Deponie sollen demnach 300.000 Kubikmeter Materialien der Deponieklasse 1 (DK1) angeliefert werden.

Darunter versteht man „schadstoffarme und weitestgehend mineralisierte Abfälle, mit geringem organischen Anteil“. Bauschutt zählt unter anderem dazu.

Da kann man mir nicht erzählen, dass das alles völlig harmlos ist und kein Problem darstellt.
Martin Stankewitz, Bürgerinitiative Maulbronn

Um diesen in der gewünschten Menge zu transportieren, brauche man etwa 60.000 Lkw-Fahrten. Das erzeuge viel Lärm, sagt Stankewitz: „Da kann man mir nicht erzählen, dass das alles völlig harmlos ist und kein Problem darstellt.“

2019 kam für viele Bürger die Ankündigung überraschend, dass das Gelände des Steinbruchs nicht mehr renaturiert werden soll, wie bis dahin angenommen wurde.

„Eine Deponie ist nun mal keine Rekultivierung“, kritisiert Martin Stankewitz. Er habe selbst beruflich mit dem Abfallrecht zu tun gehabt und wisse daher nicht nur um den Unterschied, ob man den Steinbruch statt mit unbelasteter Erde mit DK1-Material auffülle, sondern auch um die jeweiligen Grenzwerte.

Neue Deponie liegt in der Nähe von Wohngebieten

Stankewitz spricht von einem „Faktor 26“, also eine im Schnitt 26-fach höhere Belastung durch DK1. „Das ist mitnichten harmlos“, mahnt er, „denn wenn es wirklich harmlos wäre, dann müsste man nicht mit einem riesigen Aufwand die Deponie abdichten, das Sickerwasser abfangen und in Spezialbehältern abtransportieren.“

Bäume und tiefwurzelnde Pflanzen seien bei der inzwischen angedachten Planung ohnehin undenkbar, weil für die Erdschicht lediglich eine Tiefe von einem Meter geplant sei, ergänzt Manfred Lägler, ebenfalls Mitstreiter bei der Bürgerinitiative.

Martin Stankewitz  (links) und Manfred Lägler von der Bürgerinitiative sensibilisieren für das Steinbruch-Gelände. Sie wünschen sich hier eine Rekultivierung, keine Abfall-Deponie für Bauschutt.
Martin Stankewitz (links) und Manfred Lägler von der Bürgerinitiative sensibilisieren für das Steinbruch-Gelände. Foto: Stefan Friedrich

Die 2017 diskutierten Pläne für die Erdverfüllung und Rekultivierung – laut Lägler die einzigen, die bisher genehmigt wurden – sahen dagegen eine zwei Meter dicke Erdschicht vor.

Problematisch sei zudem, dass die potenzielle Bauschuttdeponie sich in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten und vor allem direkt neben dem Naturschutzgebiet Roßweiher befinde, gibt Stankewitz zu bedenken.

Beides sei gegenüber der Bevölkerung und auch im Hinblick auf das Weltkulturerbe Kloster nicht darstellbar. Schon allein deshalb dürfe die Stadt das Vorhaben nicht unterstützen und müsse ein Veto einlegen.

Maulbronner dürfen am 9. Oktober abstimmen

Dabei setzt man auf die Unterstützung aus der Bürgerschaft und damit auf den Bürgerentscheid am 9. Oktober, mit dem die Maulbronner abstimmen dürfen, ob die Stadt eine „ablehnende Stellungnahme“ im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens abgeben muss.

Mindestens tausend Bürger müssten dafür stimmen und zugleich auch die Mehrheit bilden. Gelingt dies, dürften die 2017 genehmigten Pläne wieder auf dem Tisch liegen, nach denen der Steinbruch Lauster nur mit unbelasteter Erde aufgefüllt und später rekultiviert wird.

Wie das aussehen würde, könne man am Schuttberg bereits heute gut erkennen: „Da hat sich die Vegetation breit gemacht und es wächst und gedeiht“, sagt Stankewitz. „Das wäre ein ideales Biotop im Verbundsystem mit dem Roßweiher.“

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