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Ausstellung in Remchingen

„Ohne den Karfreitag kann es keine so große Osterfreude geben“

Der Karfreitag ist der düstere Feiertag in der Osterzeit. Seine Bedeutung bleibt aber. Das zeigt eine Ausstellung in Remchingen ebenso wie das Geschehen in der italienischen Partnerstadt.

Mit eindrucksvollen Prozessionen stellt die Remchinger Partnergemeinde San Biagio Platani auf Sizilien die Ostergeschichte nach. Mit dabei ist auch eine Remchinger Delegation mit Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon (hinterer Bereich in der Mitte).
Eindrucksvollen Prozessionen: Darin stellen die Menschen in Remchinger Partnergemeinde San Biagio Platani auf Sizilien die Ostergeschichte nach. Mit dabei ist auch eine Remchinger Delegation mit Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon (hinterer Bereich in der Mitte). Foto: Volker Bräuninger

Wo nur hat der fleißige Mümmelmann die bunten Eier versteckt? Hinter der Hecke, in den Schuhen oder etwa im Briefkasten? Für ein heiteres Spektakel bei Jung und Alt sorgt die beliebte Nestchensuche am Ostersonntag.

Auch Gerlinde Zachmann aus Wilferdingen freut sich schon auf das Familienfest. „Aber manchmal ist man schon so schnell bei den Ostereiern, schmückt schon Anfang März die Bäume oder dekoriert das Haus mit Hasen, dass man die eigentliche Ostergeschichte schier vergisst“, stellt die Prädikantin der evangelischen Landeskirche fest.

Dabei blickt sie insbesondere auf den Karfreitag und seine biblische Bedeutung: „Es kann ja gar keine richtige Osterfreude geben ohne den Karfreitag. Keine Freude über die Auferstehung ohne das Leiden Jesu, der nach christlichem Glauben zur Vergebung unserer Sünden am Kreuz gestorben ist.

Auch wenn man Letzteres gerne ein bisschen von sich wegschiebt“, verdeutlichte Zachmann, „Karfreitag ohne Ostern macht keinen Sinn – Ostern ohne Karfreitag aber auch nicht.“

Wilferdingen: Ausstellung zur Leidensgeschichte von Jesus

Um die biblische Ostergeschichte im Hier und Heute in Erinnerung zu rufen, hat sie in der Wilferdinger Christuskirche eine Ausstellung zur Leidensgeschichte Jesu aufgebaut, die dort auch noch am Sonntag- und Montagnachmittag zu sehen ist.

Rund 150 Erzählfiguren, die sie aus einem mehrfach umwickelten Sisaldraht gefertigt hat, erzählen die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem über das letzte Abendmahl, den Leidensweg bis zur Kreuzigung und schließlich die Auferstehung mit dem leeren Grab.

Wir können uns fragen, wie hätte ich  damals gehandelt?
Patrick Zipse Diakon

Die Figuren, die allesamt keine Gesichter haben und hier und da moderne Kleidung tragen, laden die Betrachter ein, sich selbst in ihre Rollen zu versetzen: „Auch heute können wir Position beziehen und uns fragen: Wie hätte ich damals gehandelt? Wäre ich dem allgemeinen Mainstream gefolgt oder hätte ich einen unbequemeren Weg eingeschlagen?“, regt der Wilferdinger Diakon Patrick Zipse zum bewussten Nachdenken in der Zwischenzeit von Karfreitag bis Ostern ein. So sei die Ostergeschichte nicht einfach vor rund 2.000 Jahren irgendwo passiert, sondern gerade heute noch aktuell.

Positionen zur Passion laden in der Wilferdinger Christuskirche ein, selbst Position zur Ostergeschichte zu beziehen. Gerlinde Zachmann (rechts) hat die Ausstellung mit biblischen Erzählfiguren gestaltet.
Positionen zur Passion: In der Wilferdinger Christuskirche hat Gerlinde Zachmann (rechts) eine Ausstellung mit biblischen Erzählfiguren gestaltet. Foto: Julian Zachmann

Prozessionen in Remchingens italienischer Partnergemeinde

Die Ostergeschichte auf besondere Weise erleben können derzeit auch einige Remchinger, die sich auf den Weg in die Partnergemeinde San Biagio Platani auf die italienische Insel Sizilien gemacht haben. Die rund 3.000 Einwohner große Stadt ist bekannt für ihre prächtigen Zeremonien und Prozessionen zum Osterfest.

Bereits am Karfreitag herrschte mitten auf den Straßen ein großes Aufgebot, als die dortigen katholischen Gläubigen den Leidensweg Jesu zum Kreuz nachstellten. „Es ist der Wahnsinn, was für ein Aufwand schon heute betrieben wird und wie die gefühlt ganze Gemeinde auf den Füßen ist“, berichtete Gemeinderat Volker Bräuninger von den Geschehnissen am Karfreitag, „Dass es hier und da mal etwas länger dauert, durchzukommen, macht überhaupt nichts – die Lebenseinstellung ist hier deutlich entspannter.“

Neben aufwändigen Kostümen sind ganze Straßenzüge festlich geschmückt, obwohl die Gegend nicht gerade wohlhabend ist: Zahlreiche Häuser stehen leer, die Jugendlichen zieht es nach Norditalien oder Deutschland.

Umso freudiger hätten die Sanbiagesi die 40-köpfige Remchinger Delegation empfangen, darunter auch Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon mit seiner Familie, der die Prozession mit seinem dortigen Amtskollegen mittendrin begleiten durfte. „Unsere Gastfamilien sind unheimlich nett, haben uns herzlich und zuvorkommend empfangen“, verdeutlicht Bräuninger und freut sich auf die noch viel größeren und fröhlichen Prozessionen an Ostern mit zahlreichen kunstvollen Details, die die Gemeinde fast das ganze Jahr über vorbereitet hat.

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