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Betreiber zufrieden mit Ertragsdaten

Straubenhardter Windpark: Beim Betriebsergebnis gehen die Meinungen auseinander

Die Bürgerinitiative (BI) „Gegenwind“ sieht sich durch die Ertragsdaten für das zweite Betriebsjahr des Straubenhardter Windparks im Wald zwischen Dennach, Dobel, Neusatz, Schwann, Conweiler  und Langenalb bestätigt: Der Stromertrag sei das zweite Jahr in Folge „katastrophal“ gewesen.

Eine Frau und ein Kind blicken auf die Anlagen im Windpark Straubenhardt.
Gute Aussichten: Während der Betreiber des Windparks Straubenhardt zufrieden ist mit den Zahlen für das zweite Betriebsjahr, ist der Bürgerinitiative die aus ihrer Sicht geringe Leistung der elf Anlagen im Wald ein Dorn im Auge. Archivfoto: Susanne Roth Foto: Archivfoto: Susanne Roth

Im vergangenen Jahr seien insgesamt 67.018 Megawattstunden (MWh) ins Stromnetz eingespeist worden, teilt der neue Betreiber, die Aktiengesellschaft „Kraftwerke Mainz-Wiesbaden“ (KMW), auf Anfrage mit. Das Betriebsjahr (Oktober 2019 bis September 2020) „lief zu unserer Zufriedenheit mit ausreichender Windhöffigkeit und einer guten Verfügbarkeit der Anlagen“, sagt Alexandra Koch, Pressesprecherin von KMW, und verweist auf Angaben, die auf www.netztransparenz.de veröffentlicht wurden.

Mit dem Wert kann man nicht zufrieden sein.
Christel Olivier, Bürgerinitiative „Gegenwind“

„Mit dem Wert kann man nicht zufrieden sein. Das sind geglättete Werte“, hält Christel Olivier von „Gegenwind“ dagegen. Der baden-württembergische Netzbetreiber TransnetBW weise 63.400 MWh aus. Beide Zahlen lägen deutlich unter der vom Windgutachter TÜV Süd prognostizierten 85.000 MWh, schreibt Olivier in einer E-Mail.

Die BI habe in ihrer Ertragsanalyse mit Daten aus dem Windatlas und dem Deutschen Wetterdienst die Stromerzeugung der ersten beiden Betriebsjahre verrechnet und komme auf einen Jahreswert von 58.050 MwH. „Der reale Ertrag trifft nun exakt die Prognose der BI“, so Olivier.

Dass die Windkraftanlagen im Park aus ihrer Sicht zu wenig Strom erzeugen, liege daran, dass sich der TÜV vor dem Bau des Parks bei der Windmessung verrechnet habe. Denn: „Straubenhardt ist ein Schwachwindstandort“, sagt Olivier im Namen der Bürgerinitiative. Der BI ist der Flächenverbrauch des Parks in Kombination mit der aus ihrer Sicht geringen Leistung ein Dorn im Auge.

Eine Anlage stand wegen Wespenbussard oft still

Der Straubenhardter Bürgermeister Helge Viehweg sieht im Windpark, der im März 2018 in Betrieb ging, „alles im Lot“. Die 77.000 MWh im Gutachten des TÜV Süd sei ein maximaler Wert; die wahrscheinliche Prognose liege bei 75 Prozent dieses Werts.

Zumal eine der elf Anlagen im Park wegen einer Monitoringmaßnahme zu Wespenbussards oft stillgestanden habe. Die Maßnahme sei aber seit Mitte August beendet. „Insofern wird die Energiewende an der Stelle konstruktiv begleitet. Ich halte die Entscheidung für den Windpark weiterhin für richtig“, so Bürgermeister Viehweg.

Bei einer Bürgerbeteiligung soll darüber hinaus geprüft werden, ob die Genossenschaft in Ettlingen eine Beteiligung am Park erwirbt. Gespräche werden zwischen Betreiber KMW und Genossenschaft geführt, Ergebnisse gebe es noch keine, so Viehweg.

Klage eines Anwohners immer noch anhängig

Die 250 Mitglieder von „Gegenwind“ wollen jedenfalls im Kampf gegen den Windpark nicht locker lassen. Nachdem sie wie berichtet mit ihrer Beschwerde von dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim gescheitert sind, wollen sie bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Sie sehen Mängel in den Gutachten immissionschutzrechtlicher Genehmigungen.

Profitieren könnten sie von der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim vom vergangenen Dezember: Der VGH hatte festgestellt, dass das Land Baden-Württemberg Windkraftanlagen im Wald jahrelang zu Unrecht genehmigt hat. Das Umweltministerium muss prüfen, ob im Windpark nach der VGH-Entscheidung alles so bleiben kann.

Der Grund ist die laufende Klage eines Anwohners, der mit Unterstützung von „Gegenwind“ vor das Verwaltungsgericht Karlsruhe gezogen ist. Das Verfahren sei noch anhängig, teilte Hans Hilgers, Pressesprecher des Verwaltungsgerichts, mit. Es sei nicht absehbar, wann das Gericht eine Entscheidung treffe, so Hilgers.

Wir gehen nicht davon aus, dass die Genehmigung widerrufen werden könnte
Susanne Alte, Projektleiterin

Der Betreiber des Windparks, die Altus AG aus Karlsruhe, sieht die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs vom Dezember gelassen. „Wir gehen nach wie vor nicht davon aus, dass die Genehmigung für den Park widerrufen werden könnte“, sagt Projektleiterin Susanne Alte. KMW hat den Windpark im Oktober 2019 von Wircon gekauft.

„Altus“ war bislang mit dem technischen Betrieb der elf Anlagen betraut und ist eine 100-prozentige Tochter des neuen Eigentümers. Eine „neue strategische Ausrichtung“ sei der Grund für den Verkauf, teilte Wircon mit. Künftig will sich das Unternehmen mehr auf die Projektentwicklung für Solarparks und Fotovoltaikanlagen konzentrieren.

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