An den Bildschirmen begrüßte Bürgermeister Helge Viehweg (SPD) 46 Interessierte. Seit Jahren beklagten Bürger, dass im Ort zu schnell gefahren werde und dass es einfach zu laut sei. Dies habe der Gemeinderat mit der Lärmaktionsplanung aufgegriffen. Die Planung sei zwar ein bürokratisches Monstrum, aber eben auch notwendig um die Lärmschutzziele zu erreichen, sagte Viehweg.
In Straubenhardt liegt die Lärmbelastung durch Straßenverkehr entlang der Ortsdurchfahrten oft über dem Auslösewert von 65 Dezibel, ab dem verkehrsrechtliche Maßnahmen angeordnet werden können. Dies hat ein Lärmgutachten ergeben.
Der Verkehrslärm wurde nicht gemessen, sondern auf der Grundlage von Verkehrszählungen, die 2020 in allen Ortsteilen durchgeführt wurden, berechnet. Wie eine Analyse zeigt, sind rund 400 Anwohner von sehr hohen Werten mit 65 bis 70 Dezibel betroffen, die als gesundheitsgefährdend gelten.
Die größte Verkehrsdichte und damit die höchsten Lärmpegel in ganz Straubenhardt wurden im Ortsteil Schwann entlang der Hauptstraße mit der Einmündung der Landesstraße 339 in die L565 festgestellt, wo bis zu 15.000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden gezählt wurden. In den restlichen Ortskernen sind das jeweils um die 5.000 Fahrzeuge täglich.
Ingenieurbüro arbeitete Lärmaktionsplan aus
Das Ingenieurbüro Koehler & Leutwein hat dazu einen Lärmaktionsplan ausgearbeitet, der neben verkehrsrechtlichen Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung, wie Tempo-30-Zonen, auch bauliche Veränderungen, beispielsweise Fahrbahnteiler an den Ortseingängen, Fahrradschutzstreifen, Belagserneuerung mit lärmdämpfenden Asphalt, Schallschutzwände und Schallschutzfenster sowie auch Kampagnen zur Änderung des Mobilitätsverhaltens wie Radverkehrskonzept und Förderung der Fußgänger beinhaltet.
Mit der Lärmaktionsplanung setzt die Gemeinde auch eine EU-Richtlinie um.
Frank Rogner und Jonas Fehrenbach vom Karlsruher Verkehrsplaner Koehler & Leutwein stellten die Planung vor. Danach sind bis auf Pfinzweiler in allen Ortsteilen lärmmindernde Maßnahmen geplant.
Wie aus den Wortmeldungen hervor ging, gehen diese jedoch etlichen Bürgern nicht weit genug. Die Redebeiträge betrafen größtenteils den Zuschnitt der Tempo-30-Bereiche, die laut Plan nicht die gesamte Bebauung an den Ortsdurchfahrten abdecke.
Man würde sich wünschen, dass diese wirklich von Ortsschild zu Ortsschild reichten. Rogner sagte, die Verkehrsbehörde habe einen Ermessensspielraum bei der Anordnung dieser Zonen.
Nur in Bereichen, die oberhalb von 65 Dezibel liegen könne man überhaupt damit rechnen, dass Tempo 30 angeordnet werde. Ein Bürger meinte, die Geschwindigkeit müsse dann auch kontrolliert werden und sprach sich für stationäre Blitzer besonders an der „Rennstrecke“ Doblerstraße aus.
Auf die Frage, wie lange es denn dauern könne, bis die Tempo-30-Zonen kämen, erwiderte Rogner, dass diese bei der Verkehrsbehörde beantragt werden können, sobald der Gemeinderat die Planung beschlossen hat. Danach könne schon noch ein halbes Jahr vergehen, bis die Schilder aufgestellt werden.
Bürgermeister bedauert, dass Tempo 50 die Regelgeschwindigkeit in Orten ist
Bürgermeister Viehweg bedauerte, dass bei den Verkehrsbehörden immer noch Tempo 50 die Regelgeschwindigkeit in Ortschaften sei. Abweichungen davon bräuchten eine Begründung und eine mögliche sei eben der Lärmschutz.
Jedoch greife dies erst ab Belastungen oberhalb von 65 Dezibel. Doch an den ganz offensichtlichen Stellen sei er optimistisch, dass die Pläne zügig umgesetzt werden. Viehweg versprach, dass sich der Gemeinderat des Themas gewissenhaft annehmen wird.
Er rief dazu auf, etwas Geduld und an mancher Stelle auch Frustrationstoleranz mitzubringen. Der Lärmaktionsplan kann auf der Website der Gemeinde eingesehen werden und die Bürgerinnen und Bürger haben vier Wochen Zeit, ihre Anregungen und Einwendungen einzubringen.