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Aktionstag gegen Politik

Handwerk in Pforzheim und Enzkreis zeigt sich „verunsichert und frustriert“

Nicht mit Streiks oder Demonstrationen, sondern mit Klagen und Appellen reagiert das Handwerk in Pforzheim und dem Enzkreis bei einem Aktionstag auf die Belastungen der Handwerksbetriebe durch die Politik.

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Zeigen aktuelle Probleme des Handwerks auf: Matthias Morlock, Kreishandwerksmeister Frank Herrmann und Joachim Butz (von links) bei einem Pressegespräch zum Aktionstag des Handwerks Foto: Jürgen Peche

Die Kreishandwerkerschaft Pforzheim-Enzkreis hat sich dem bundesweiten Aktionstag „Zeit, zu machen“ angeschlossen, zu dem der Zentralverband des Deutschen Handwerks am Donnerstag aufgerufen hatte.

In einem Pressegespräch erklärte Kreishandwerksmeister Frank Herrmann, dass man sich hier aber nicht an der vom Zentralverband empfohlenen zehnminütigen Arbeitsniederlegung beteiligen wollte.

„Wir gehen auch nicht mit Schildern auf die Straße“ so Herrmann. Anders als noch vor bald 20 Jahren, als die Handwerker gegen die Abschaffung der Meisterpflicht für 53 Gewerke streikten. Wie sich der Vorsitzende des baden-württembergischen Fachverbands Sanitär, Heizung, Klima, Joachim Butz, noch gut erinnerte, hatte das damals „leider keine Folgen“.

Enzkreis-Handwerker beklagen mangelnde Verlässlichkeit

Frustriert sind die Handwerker anscheinend auch so schon genug, allem voran über die hohe bürokratische Belastung, wie beim neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, oder dem Hinweisgeberschutzgesetz, mit hoher personeller Belastung als Folge. Insgesamt sei ein „zumindest gefühlter Mangel an politischem Gestaltungswillen“, festzustellen, wie der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Matthias Morlock, sagte.

Es folgte ein Rundumschlag der Unzufriedenheit: So beklagte sich Herrmann über den nach seinen Angaben von der aktuellen Regierung verursachten Mangel an Verlässlichkeit und Planungssicherheit. „Die Handwerker sind auch Unternehmer, und das verunsichert sie massiv“, so Herrmann. Das Regierungshandeln erfolge oft unvermittelt und zu kurzfristig. Etwa beim Wegfall der Prämien für Elektroautos.

Zu spät sind laut Butz auch die Fachverbände bei der Diskussion über das Heizungsgesetz eingeladen worden. „Wenn eine ernsthafte Beteiligung der Fachleute an der Energiewende gewünscht ist, müssen diese auch gehört werden“, betonte Butz.

Unter dem Strich fühlt sich das Handwerk nicht ernst genommen von der Politik. Auch nicht beim Fachkräftemangel, durch den die Energiewende bedroht sei. Butz spricht eher von erhöhtem Fachkräftebedarf. Da Abhilfe zu schaffen, sei nicht leicht.

Um schneller Wärmepumpen installieren zu können, werde eine „Schnellbleiche“ von Menschen mit Teilqualifizierung vorgeschlagen. Einen solchen Weg vorbei an der dualen Ausbildung lehnt Butz aber vehement ab.

Generation Z macht den Betrieben Schwierigkeiten

Natürlich setzt das Handwerk auch bei der Nachwuchssuche an, stößt dort aber auf Probleme. So sei es bislang nicht gelungen, die Gymnasien in das System der Ausbildungsbotschafter einzubinden, die in den Schulen für das Handwerk werben. Gespräche mit den verantwortlichen Ämtern in Pforzheim fänden statt, aber noch ohne Ergebnis.

Aber auch die Generation Z mit ihrem Anspruch auf mehr Freizeit stelle Hindernisse dar, wenn es um Nachwuchs und Unternehmensnachfolge gehe. „Mittelfristig entsteht eine Versorgungslücke bei handwerklichen Leistungen“, befürchtet Herrmann als Folge, dass viele Babyboomer unter den Handwerkern unter der Belastung früher aufgeben und zu wenig neue nachkommen.

Das Handwerk nimmt sich aber auch selbst in die Pflicht: „Wir müssen attraktiver werden für Jugendliche.“ Den Interessenten an Handwerksberufen rät Butz zu einem Schnupperpraktikum: Aus einem Drittel der Praktikantinnen und Praktikanten würden schließlich Auszubildende.

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