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Helden des Alltags

Königsbach: Friseurstudio Sacco sammelt Haare für Krebspatienten

Haare spenden, um krebskranken Kindern Perücken zu ermöglichen: Dazu will die Inhaberin des Haarstudios Sacco in Königsbach ihre Kunden motivieren. Und trifft mit ihrer Hilfs-Aktion bei den mutigen Besuchern auf große Resonanz.

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Mutiger Schritt: Mit einem Lächeln lässt sich Nadine Steinberg (24) von Rosalia Sacco den langen Zopf abschneiden. Foto: pr

Diagnose Krebs: Für viele Betroffene, aber auch deren Freunde und Familien bricht mit diesem Befund eine Welt zusammen. Besonders belastend ist die Krankheit, wenn sie die Jüngsten trifft. Um kranken Kindern wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern oder die schlimme Zeit zumindest ein wenig erträglicher zu machen, wirbt Rosalia Sacco aus Königsbach für Haarspenden.  Aus diesen fertigt die Initiative „BVZ Rapunzel“ dann Perücken für die Betroffenen. Redakteurin Britta Baier hat mit der engagierten Friseurmeisterin gesprochen.

Frau Sacco, wie kam es, dass Sie mit Ihrem Haarstudio bei der Aktion „Haare spenden für krebskranke Kinder“ mitmachen?

Sacco: Den ersten Anstoß dafür hat meine Schwester gegeben, als sie mit meiner Nichte zum Haareschneiden hier war. Die Neunjährige hatte richtig langes Haar und wir haben ihr einen Pagenschnitt gemacht – da sagte meine Schwester: „Wären die geschnittenen Haare nicht etwas für Kinder, die Krebs haben? Du als Friseurin weißt doch bestimmt, wie man das angehen kann...“ Am 22. Januar haben wir dann einen Hinweis auf die Aktion auf Facebook gestellt. Der Post wurde inzwischen schon über 30 Mal geteilt, das ging rum wie ein Lauffeuer. Und inzwischen waren auch schon drei Kinder und vier Erwachsene bei uns zum Spenden. Die Haare sind für die kranken Kinder etwas so Wunderbares und Wertvolles, sie sollten auf keinen Fall im Müll landen.

Beim Thema Krebs sind Sie ja selbst Betroffene...

Sacco: Ja, bei meiner heute achtjährigen Tochter wurde im Jahr 2016 Krebs festgestellt. Und da sieht man natürlich viel auf der Station, sieht, was die Kinder alles durchmachen. Dieses Gift der Chemo im Körper zu haben, all die Schmerzmittel – aber auch die Scham, wenn die Haare beginnen, auszufallen. Für viele Kinder ist das unter anderen Betroffenen in der Klinik noch erträglich. Meine Tochter trug dort weder Kopftuch noch Käppi. Doch außerhalb dieses „geschützten Raumes“ war es deutlich schwerer für sie. Wenn Haare, Augenbrauen, Wimpern fehlen – da sieht eben jeder sofort: Das ist ein krankes Kind. Deshalb ist es so schön, dass wir Friseure mit unserem Beruf etwas Positives für diese Kinder tun können. Ihnen eine Freude zu machen – das ist gigantisch.

Wie geht es Ihrer Tochter heute?

Sacco: Sie hat die Therapie zum Glück hinter sich und gilt jetzt als „krebsfrei“. Allerdings muss sie noch fünf Jahre lang regelmäßig zur Kontrolle. Seit November kann sie wieder in die Schule gehen. Lehrer und Mitschüler haben sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen, als wäre sie nie weggewesen. Das ist wunderschön.

Sicher gibt es nun den einen oder anderen Leser, der bei dieser Aktion mitmachen möchte – was sind denn die Voraussetzungen?

Sacco: Der Teil der Haare, der geschnitten wird, muss mindestens 25 Zentimeter lang sein. Nur so können die Haare weiterverarbeitet werden für Perücken.

Sind Spliss oder eine Tönung ein Problem?

Sacco: Nein, überhaupt nicht. Manche Spenden werden sowieso im Nachhinein noch getönt oder gefärbt, wenn die Kinder möglichst nah an ihre Naturhaarfarbe drankommen möchten.

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Interview Frisör Krebsspende Zuschnitt2 Foto: None

Für Kinder sind Friseurbesuche ja oft eine schwierige Angelegenheit. Wie sind Ihre Erfahrungen mit den jungen Kunden, die Haare spenden?

Sacco: Sie sind unglaublich mutig und tapfer, manchmal sogar mehr als die Großen. Ich kann wirklich nur sagen: Hut ab vor den Kindern, die verhalten sich sehr erwachsen. Eines der Mädchen hat mir erklärt, sie möchte ihre Haare schneiden lassen, weil ihre Haare ja wieder wachsen und die der krebskranken Kinder nicht. Denen seien durch die Behandlung die Haare ausgegangen und sie wolle deswegen für diesen Zweck spenden.

Was genau passiert nach der Spende, also sozusagen „hinter den Kulissen“?

Sacco: Die Haare werden im Nassen geschnitten, oft als Zopf, damit sie schön kompakt bleiben. Dann lassen wir sie trocknen und verschicken sie gesammelt in einem gepolsterten Maxibrief-Umschlag. Mir war es sehr wichtig, einen seriösen Ansprechpartner zu haben, wo ich weiß, dass die Spenden auch wirklich ankommen. Darum habe ich mich, als meine Tochter in Stuttgart im Krankenhaus war, an die Leiterin des „Blauen Hauses“, dem Förderverein für krebskranke Kinder, gewandt. Sie hat mir dann „BVZ Rapunzel“ empfohlen.

Haben Sie denn schon einen Umschlag verschicken können?

Sacco: Wir werden jetzt die Tage den Umschlag mit den Haarspenden von Januar verschicken. Mein Ziel wäre es, jeden Monat so einen Brief an Rapunzel senden zu können. Aber sicher wird es Wochen geben, wo sich weniger Leute melden und Wochen, wo sich mehr melden. Wir sind jedenfalls sehr dankbar für jede Spende!

Das Thema ist für Sie ein sichtbar sehr emotionales. Ist es nicht hart, durch die Aktion auch immer wieder an die Krankheit Ihrer eigenen Tochter erinnert zu werden? Gibt es nicht Tage, wo Sie das Thema ganz weit von sich wegschieben wollen?

Sacco: Nein, auf keinen Fall. Tatsächlich war es kurz nach der Diagnose für mich sehr schwer, überhaupt darüber zu sprechen. Alle waren sehr freundlich und wollten uns unterstützen, aber mir war es oft einfach zu viel: die Infos der Ärzte, der psychologischen Betreuer, der Lehrer... Als sich dann langsam Routinen in den Tagesabläufen abgezeichnet haben und wir wussten, was mit meiner Tochter passiert, wurde es langsam besser. Heute folge ich dem Prinzip: Tue Gutes und rede darüber. Wenn ich spüre, dass bei meinem Gegenüber echtes Interesse da ist und nicht einfach nur Neugier, kann ich auch erzählen, was wir durchgemacht haben. Mit Blick auf die Haarspenden-Aktion hoffe ich einfach, dass sich das noch weiter herumspricht. Jeder Frisör kann das machen, und je mehr mitmachen, desto mehr kommt es den Kindern zugute. Das ist so eine schwere Zeit für die Betroffenen. Sie sind in den Krankenhäusern oft wochen- und monatelang isoliert. Jede kleine Freude, die man diesen Kindern und ihren Familien machen kann, ist unglaublich viel wert.

Haarstudio Sacco, Bahnhofstraße 7/1 in Königsbach

Telefon: (0 72 32) 31 85 66

E-Mail: info@haarstudio-sacco.de

facebook.com/haarstudio.sacco.3 www.bvz-rapunzel.de

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