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Baumesse in Pforzheim

Nach dem Corona-Garten-Sommer kommt der Innenausbau

Ein breites Angebot für den Häuslebauer und andere Kleininvestoren können Besucher der dreitägigen Baumesse in Pforzheim entdecken, wenn sie die coronakonform angelegten Einbahnstraße entlang schlendern.

Baumesse 2020 Aufbau
Breites Angebot: Die Informationen bei der Baumesse reichen vom Balkongeländer über Holzlösungen bis zu ganzen Häusern Foto: Edith Kopf

Kleben, hämmern, dekorieren: Es ist wie immer beim Messeaufbau, bei der diesen Freitag beginnenden Baumesse, und doch ganz anders. Das fängt schon beim Platz an. Wenn die Besucher über coronakonform angelegte Einbahnstraßen durch die drei luftig angelegte Zelthallen gehen, sehen sie Stände, die zu unterschiedlichen Zeiten aufgebaut wurden, damit die Aussteller beim Arrangieren von Teppichen, Schränken, Plakatständern und Prospekten auf maximalem Abstand blieben.

Die zweite Auflage der Baumesse auf dem Pforzheimer Messplatz steht unter besonderer Beobachtung. Das gilt natürlich für alles, was da geschieht auf dem Gelände, es gilt aber auch für alle, die den Blick darauf richten, ob Messe überhaupt geht in diesen Zeiten. Der Pforzheimer Kurier findet ja. Das und andere Themen diskutiert Redaktionsleiter Daniel Streib an diesem Freitag von 15 bis 17 Uhr auch gerne mit Standbesuchern.

Für Veranstalter Thomas Erlei ist die Frage beantwortet, wenn er in einen Baumarkt oder ein Kaufhaus schaut. „Bei uns werden alle Besucher online oder am Eingang registriert und erfasst.“ Damit lasse sich das Virus nachverfolgen, sollte es trotz Masken und detailreich ausgetüfteltem Hygienesystem zu einer Infektion kommen.

Bausanierung ist recht krisensicher

Die Angst vor dem Virus kommt mit nach Pforzheim, sagt einer der Brüder Wagner aus Bellheim, während er aufbaut. Das gleichnamige Unternehmen ist auf Dachbeschichtung und Bausanierung spezialisiert. Das ist derzeit so krisensicher wie fast alles im Baugewerbe.

„Es gibt weniger Kundenkontakt, aber nicht weniger Umsatz“, präzisiert Michael Hedrich von Dürr Massivhaus aus Eggenstein-Leopoldshafen. Auch jetzt, bei der Baumesse, geht er davon aus, dass die Prospekte-Sammler wegfallen – es also weniger Fluktuation geben wird, aber nicht weniger Leute, die ernsthaft interessiert sind. Insofern ist er vielleicht von seinen neuen Magnetbändern genervt, die nicht halten, wie es der Hersteller verspricht, aber sicher nicht von der Aussicht auf die drei Tage Baumesse bis Sonntag in Pforzheim.

Sybille Demand wirkt ähnlich gestimmt. Sie steht inmitten silberfarbener Hirsche und Leuchter, die in beeren- und pastellfarbene Töne gebettet als Hingucker für die Bodenbeläge fungieren, um die es eigentlich geht bei der gleichnamigen Pforzheimer Firma. „Imponierend“ findet sie, „dass die Kunden bei der Baumesse im Vergleich zu Verbrauchermessen ein klares Interesse haben“.

Das Stichwort dazu kommt von Joachim Sailer am Stand von Holzland Woll aus dem Brötzinger Tal: Innenausbau. Was im Corona-Sommer Garten und Balkon waren, werden jetzt wohl Dachgeschosse, Kellerräume und Wohnungen werden. Das Pforzheimer Unternehmen liefert auch Verpackungen und Paletten für die Industrie. „Die Kurzarbeit dort liegt teilweise bei 100 Prozent“, entsprechend rückläufig sei das Geschäft in diesem Segment, erläutert Sailer. Beim privaten Bauen indes sei von Einkommensverlusten und Kurzarbeit noch kaum etwas zu spüren.

Baumessen boomen, wenn die Zinsen fallen

„Endlich geht mal wieder was“, sagt einer, der vielleicht eine andere Geschichte dazu erzählen könnte. Aber das ist nicht Thema. Stefan Erhardt von der Pforzheimer Agentur Regelmann schraubt zusammen mit einem Kollegen am Messestand der Stadtwerke. Es ist der erste Stand seit der Embedded World im März in Nürnberg.

Sven Schumacher, der das Energieunternehmen Süwag in Szene setzt, blickt ebenfalls auf sechs Monate ohne Messe zurück. Er und seine Kollegen werden ihr Handwerkszeug lange eingepackt haben, wenn Berthold Wehrle aus Waldbronn dem ersten Häuslebauer die Wasserbehandlungssysteme der Firma Wellan erklärt. Er ist einer der wenigen, die erstmals auf der Baumesse in Pforzheim ausstellen – aber nur, weil es im vergangenen Jahr „terminlich nicht ging“.

Corona wird aus seiner Sicht helfen, dass die vielen unter den 120 Ausstellern, die an die Premiere im vergangenen Jahr anknüpfen, dies mit Erfolg tun werden. Auch innovative Akku-Speicher-Systeme am Stand des Autoherstellers Tesla sind hier nicht ohne Wert.

Aber „Baumessen boomen“ generell, seitdem fast keine Zinsen mehr bezahlt werden müssen, beobachtet Wehrle. Das sorgt dafür, dass Stefan Mergl von der gleichnamigen Pforzheimer Kachelofenbaufirma eigentlich kaum Zeit findet für die Informationsschau, für die er sich schon im vergangenen Jahr den Standplatz gesichert hat.

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