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Neuausrichtung der katholischen Kirche

Neuer Name, neuer Chef: Was die künftige Kirchenstruktur in Pforzheim verändert

In Pforzheim werden die bisherigen Pfarreien künftig zur Kirchengemeinde Herz Jesu zusammengelegt. Wann greift die neue Struktur und was bedeutet das für Pforzheim?

Herz Jesu Kirche Pforzheim spiegelt sich im Metzelgraben
Die Pforzheimer Herz-Jesu-Kirche ist Namensgeberin der neuen Großpfarrei der Römisch-katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu Pforzheim. Foto: Daniel Streib

Das Vertrauen in die Kirche ist gesunken. Der Glaube verliert zunehmend an Bedeutung. Das Erzbistum Freiburg reagiert mit einer Neuausrichtung auf den Mitgliederschwund und schrumpft seine bislang 1.056 Pfarreien schrittweise zu 36 Großpfarreien. Was bedeutet das für die Römisch-katholische Kirchengemeinde Pforzheim? Diese Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum gibt es eine neue Struktur im Erzbistum Freiburg?
Das Erzbistum reagiert auf gesellschaftliche Veränderungen. Es muss dem Rückgang von Gläubigen sowie Priestern und Pastoralreferenten begegnen. Zum demografischen Wandel kommen dramatisch steigende Kirchenaustrittszahlen hinzu: Im Jahr 2022 verzeichnete die Katholische Kirchengemeinde Pforzheim – Hohenwart und Eutingen zählen dazu nicht, dafür aber Keltern – 454 Austritte, im Jahr 2021 waren es 303. Seit 2017 hat die Kirchengemeinde insgesamt rund 3.000 Mitglieder verloren: durch Kirchenaustritte, Gläubige, die verstorben sind, oder Menschen, die wegzogen. Stand 2022 verzeichnete sie 25.672 Mitglieder.

In Pforzheim seit 2017 über 3.000 Katholiken verloren

Steffen Schölch wird Leiter der neuen Großpfarrei Herz Jesu in Pforzheim.
Steffen Schölch wird Leiter der neuen Großpfarrei, der Kirchengemeinde Herz Jesu Pforzheim. Foto: Katholische Kirche
Was steckt hinter dem Schlagwort Kirchenentwicklung 2030?
Der 2019 angestoßene Prozess zielt darauf, Kirche zu einer lebendigen und verlässlichen Glaubensgemeinschaft umzugestalten und für die nächsten Jahrzehnte auf eine solide Basis zu stellen. Dabei werden alle Bereiche kirchlichen Lebens, die Verwaltung und die Strukturen der Erzdiözese in den Blick genommen, teilt deren Pressestelle mit.

36 Großpfarreien bleiben übrig

Was geschieht nun in Pforzheim?
Die Erzdiözese Freiburg, zu der Pforzheim gehört, schrumpft bis 2026 ihre bislang über 1.050 Pfarreien auf 36. In den Städten Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim gibt es dann jeweils nur noch eine Großpfarrei. Hier heißt sie Römisch-katholische Kirchengemeinde Herz Jesu Pforzheim.
Spielt die zentrale Lage eine Rolle?
Ja, auch. Zunächst ergibt sich der Name der Pfarrei aus der Festlegung der Pfarrkirche: Patronat und Ort der Pfarrkirche bestimmen also den Namen der Pfarrei. Laut dem Pforzheimer Pastoralreferenten Tobias Gfell hat man sich aber bereits im Vorfeld in den Gremien auf ein gemeinsames Pfarrbüro in der Innenstadt geeinigt und die Wahl sei dann auf Herz Jesu gefallen. Diese Kirche soll außerdem ertüchtigt werden.
Wie groß wird die Pfarrei Herz Jesu Pforzheim dann sein?
Der Zuschnitt der künftigen Pfarreien wurde bereits 2021 festgelegt. Demnach wird aus dem Gebiet des heutigen Dekanats Pforzheim mit fünf Kirchengemeinden (Biet, Eutingen, Kämpfelbachtal, Pfinztal und Pforzheim) sowie 17 bisherigen Pfarreien eine neue, gemeinsame Pfarrei errichtet. Entsprechend dem bisherigen Dekanat, das dann praktisch in der Bezeichnung Katholisch-römische Kirchengemeinde Herz Jesu Pforzheim aufgeht, werden Stand jetzt über 49.000 Katholiken sein.
Und der oberste Chef der Kirchengemeinde wird nicht Dekan heißen, sondern Pfarrer?
Genau. Zum obersten Chef, dem leitenden Pfarrer der hiesigen Großpfarrei, wurde der 41-jährige Steffen Schölch gewählt. Dieser wurde 2016 zum Priester geweiht und ist derzeit leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Graben-Neudorf-Linkenheim.
Wie wurde Pfarrer Schölch gewählt?
Wie die Pressestelle der Erzdiözese mitteilt, waren bei der Auswahl der neuen Pfarrer sowie der Entscheidung über die Namen der Pfarreien die Ausschüsse der jeweiligen Pfarrgemeinderäte, der hauptamtlichen pastoralen Mitarbeitenden, die Dekane und die Personalkommission beteiligt. Laut Gfell ging die Diözese auf die Suche nach geeigneten Kandidaten. Es gab hier einen Stellenbesetzungsausschuss der Hauptamtlichen sowie einen der Ehrenamtlichen. Beide entschieden sich unabhängig voneinander und gaben Stellungnahmen ab, in denen sie sich für Schölch aussprachen. Auf dieser Grundlage traf Erzbischof Stephan Burger die finale Entscheidung.
Ich nehme eine sehr positive Grundstimmung wahr.
Tobias Gfell
Pastoralreferent
Wie ist die Stimmung hier vor Ort?
„Ich nehme eine sehr positive Grundstimmung wahr“, sagt Pastoralreferent Gfell. „Wir freuen uns schon auf die Zusammenarbeit und haben alle Respekt vor dem, was da kommt.“
Wie lange wird Pfarrer Schölch die Pfarrgemeinde Herz-Jesu leiten und was sind seine Aufgaben?
Die Ernennung von Schölch und den anderen Pfarrern erfolgt zunächst für eine Amtsdauer von acht Jahren und sieht in der Regel die Möglichkeit der Verlängerung um weitere sechs Jahre vor. Die Pfarrer werden die Gesamtverantwortung für Pastoral und Verwaltung tragen, das Seelsorgeteam leiten, die Kirchengemeinde rechtlich vertreten und sie werden aktiv in pastoralen Handlungsfeldern der Pfarrei mitarbeiten. Sie sollen ein vielfältiges und lebendiges Gemeindeleben entwickeln und Teams in die Gestaltung kirchlichen Lebens einbinden, teilt die Pressestelle des Erzbistums mit.
Müssen Geistliche gehen, wenn die Gemeinden zusammengelegt werden?
Nein, gehen muss niemand, es gibt ohnehin einen Mangel an Seelsorgern. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass Geistliche, die in Rente gehen, nicht mehr ersetzt werden.
Was wird sich in den Gemeinden vor Ort ändern?
Der Pfarrgemeinderat wird eine viel größere Fläche umfassen. Er heißt aber künftig Pfarrei-Rat. Nach Gfells Einschätzung wird es aber auch eine stärkere Gewichtung von Gemeindeteams in den einzelnen Gemeinden geben, die als eine Art pastorale Arbeitsgruppe agieren. Deren Mitglieder werden im Gegensatz zum Pfarrgemeinderat nicht gewählt, sondern berufen. Für die Gläubigen bedeutet die Neustrukturierung, dass sie in Zukunft öfter als schon jetzt damit rechnen müssen, in „ihrer“ Kirche nicht mehr „ihren“ Pfarrer predigen zu hören, wenn dieser im Wechsel gerade in einer anderen Kirche ist.
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