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Kaum klassische Ferienjobs

Nur Amazon und Bauern suchen: Corona bremst in Pforzheim Studenten und Schüler aus

Viele Schüler und Studierende hatten in den Ferien geplant, sich etwas dazuzuverdienen. Doch die Wirtschaftskrise macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Zumindest in einigen klassischen Branchen.

ARCHIV - Ein Mitarbeiter von Amazon arbeiteten in der Versandstation von Amazon in Werne (Foto vom 08.12.2010). Apples erfolgreiches iPad dürfte demnächst einen neuen Konkurrenten von Amazon bekommen. Der weltgrößte Online-Einzelhändler wird laut US-Medienberichten am Mittwoch einen eigenen Tablet-Computer vorstellen. Dem Vernehmen nach soll es «Kindle Fire» heißen und mit einer Bildschirmdiagonalen von 7 Zoll (17,8 cm) etwas kleiner als das iPad sein. Mit einem US-Preis von 250 Dollar werde es nur etwa halb so teuer wie das günstigste iPad verkauft, schrieb das Blog «TechCrunch». Es laufe zwar mit dem Google-Betriebssystem Android, aber in einer von Amazon selbst weiterentwickelten Version. Foto: Roland Weihrauch dpa  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Kaum auf der Suche: Selbst Amazon in Pforzheim sucht nicht nach typischen Ferienjobbern - allerdings nach Aushilfen, die anpacken können. Auch das ist schon die Ausnahme. Foto: Roland Weihrauch

Ein wenig verwahrlost sieht die Rubrik „Minijobs” auf der Homepage des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) Pforzheim in diesen Tagen aus. Normalerweise ist das in dieser Jahreszeit anders. In der vergangenen Woche wurden die letzten Prüfungen des Semesters abgelegt, bis zum neuen gilt es nun für viele, einen finanziellen Beitrag zu ihrem Studium zu leisten.

Und weil das auch viele Unternehmen in der Region wissen, kommen dann normalerweise Angebote ins Asta-Büro und auf die Homepage. Nicht so in diesem Jahr. „Da kam deutlich weniger als sonst”, bestätigt eine Sekretärin des Asta. Dabei würden genug Studierende nach Möglichkeiten suchen etwa zu kellnern, Regale einzuräumen et cetera.

Für die Jahreszeit wenig Inserate

Eine von ihnen ist Anne Stöcklin. Sie studiert in Pforzheim Marktforschung und Konsumentenpsychologie, arbeitete nebenher in der Gastronomie. Zumindest bis zum Lockdown. Danach habe zwar ihr Arbeitgeber seine festen Mitarbeiter zurückgeholt. „Aber als Minijobber hat man da keine Chance.” So fehlt ihr nun Geld, das sie für ihr Praxissemester in Berlin gut hätte gebrauchen können. „Zum Glück habe ich Eltern, die mich unterstützen. Fürs Essen hat es dadurch immer gereicht”, sagt sie.

Aber klar, sie hätte schon gerne die Bundeshauptstadt genossen, „ohne sich alles absparen zu müssen”. Und da sei sie nicht die einzige Betroffene. „Was uns vor allem umtreibt sind die Pflichtpraktika”, berichtet die Asta-Kulturreferentin. „Manche haben keines bekommen, manchen wurde sogar abgesagt.”

Bei der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim bestätigt man diesen Eindruck: 39 Angebote für Minijobs standen am Donnerstag auf deren Homepage - allerdings in einem deutlich größeren Bereich als nur Pforzheim. Auch wenn viele Unternehmen gar nicht inserieren: Das ist wenig für diese Jahreszeit - zumal da nicht nur Ferienjobs dabei sind, sondern eben auch längerfristige Minijobs. „Da läuft gerade sehr wenig aufgrund der Corona-Krise”, erklärt Agentur-Pressesprecher Stefan Gauß.

Düstere Lage in Pforzheim

Ganz düster sieht es in der Stadt Pforzheim selbst aus. Waren 2018 im Juni noch 24 „geringfügige Arbeitsstellen” im Stadtgebiet laut Arbeitsagentur offen und 2019 noch 14, ziert in diesem Jahr ein Stern das Feld. Aus Datenschutzgründen. Weil bei Zahlen wie „1” oder „2” die Anonymisierung nicht gewahrt wäre, das entsprechende Angebot auf die entsprechende Firma zurückverfolgbar wäre, wie es in der Legende zur Statistik heißt.

Jeder dritte Betrieb im Einzugsgebiet Nagold-Pforzheim ist laut Gauß im Moment in Kurzarbeit. „Das betrifft vor allem größere Unternehmen in verarbeitendem Gewerbe”, berichtet er. „Kurzarbeit schließt Ferienjobs aus.” Zwar gebe es auch Ausnahmen, aber: „Die Frage ist doch: Kann nicht auch jemand aus dem Stammpersonal diese Arbeiten ausführen?” Und das würden derzeit eben viele Unternehmen mit einem klaren „Ja” beantworten.

Vor allem die Gastronomie ist betroffen, habe sich stark am Härtefallfonds der Stadt Pforzheim bedient. Das teilte Oliver Reitz, Chef der Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP), im Ausschuss für Wirtschaft und Digitales mit. Demnach wurde die Hälfte der 22 bewilligten Anträge an Gastronomen ausbezahlt, einen großen Schwerpunkt bilden allerdings auch „Medien, Marketing, Kreativ” (4) und „sonstige Dienstleistungen” (6) - alles typische Ferienjob-Bereiche.

Amazon und die Landwirte hätten durchaus Jobs

Dabei gibt es durch Corona auch einige positive Änderungen für Minijobber. So informierte jüngst die Deutsche Rentenversicherung, dass die Zeitspanne für sozialversicherungsfreie Kurz-Beschäftigungen von drei auf fünf Monate angehoben wurden, sprich: Minijobber bekommen, wenn sie mehr als 450 Euro im Monat verdienen, mehr Netto vom Brutto. Wenn man denn einen Job findet.

Die Realität ist eher eine andere, sagt Claudia Gabeli von der Deutschen Rentenversicherung in Pforzheim. „Wir bekommen täglich am Telefon mit, dass Minijobs sogar unterbrochen werden”, sagt sie. Allerdings gibt es auch einige Bereiche, die weniger unter der Krise leiden als etwa Metallverarbeiter oder Gastronomie.

Es gibt aber auch Unternehmen, bei denen es anders läuft. Bei Amazon etwa heißt es auf Nachfrage: „Seitens Amazon Pforzheim haben wir nicht die klassischen Ferienjobs, die man vielleicht aus anderen Firmen kennt. Aber auch wir suchen derzeit noch einige Aushilfen für unseren Standort in Pforzheim.”

Vor allem in den Bereichen Warenein- und -ausgang bestehe Nachfrage - aber eben nicht für das Gros der Schüler, sondern allenfalls Studierende. Und Ulrich Hauser, Vorsitzender des Bauernverbands, sagt auf Nachfrage, vor allem im Gemüseanbau würden noch Erntehelfer gesucht. Doch auch hier spiele die „körperliche Belastbarkeit” eine Rolle.

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