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Imfquote verharrt

Ansturm auf Novavax bleibt in Pforzheim bisher aus

Der Ansturm auf den von vielen Menschen ersehnten Totimpfstoff von Novavax bleibt bisher aus. Die Impfbereitschaft sinkt generell. Derweil blickt Gesundheitschefin Brigitte Joggerst schon auf die anstehende Herbstwelle.

Schlange vor dem Impfen
Lange Schlangen: Beim verkaufsoffenen Sonntag im Oktober kamen Menschen scharenweise, um sich beim Impfbus der Feuerwehr gegen Covid-19 impfen zu lassen. Derzeit ist der Bedarf sehr gering. Foto: Jürgen Müller

Die rote Laterne bei der Impfquote hat Pforzheim an den Zollernalbkreis abgegeben: Nach Erhebungen des Sozialministeriums vom 28. Februar sind hier 65,5 Prozent vollständig geimpft – 0,3 Prozentpunkte mehr als dort. Den Booster haben in Pforzheim 51,6 Prozent erhalten, im Zollernalbkreis sind es 37,4 Prozent.

Allerdings verharren die Pforzheimer Zahlen seit mehreren Wochen in etwa auf diesem Stand. Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist überall gesunken, weshalb Stadt und Enzkreis die Öffnungszeiten in den Impfstationen reduzieren. Und es sieht auch nicht danach aus, als würde der vielfach herbeigesehnte Totimpfstoff der Firma Novavax Skeptiker in Scharen an die Spritze bringen. Das neue Vakzin wird seit vergangenem Mittwoch im Alten Zollamt verimpft und in Mühlacker in der Enztal-Sporthalle.

„Leider ist der große Ansturm bislang ausgeblieben“, sagte dazu vergangenen Donnerstag Jürgen Hörstmann von der Pressestelle im Landratsamt des Enzkreises. Bis dahin wurden in Pforzheim 32 Impfungen gebucht, in Mühlacker 27. Am Samstag wurden nochmals jeweils 30 Spritzen verabreicht.

Zum Vergleich: Spitzentag beim Impfen war der 29. Dezember. Bei den damals verfügbaren Angeboten ließen sich 929 Personen gegen das Coronavirus spritzen.

Impfen ist gerade gar kein Thema.
Marcus Mürle, Betreiber der Drive-In-Impfstation

„Impfen ist gerade gar kein Thema“, bestätigt Marcus Mürle den derzeitigen Trend. Über die Firma M & S Trading betreibt er mit Robin Stephan seit Januar die Drive-In-Impfstation auf dem Messplatz. Mürle berichtet von vielleicht noch zehn Impflingen am Tag.

Die sinkende Zahlen haben auch den Facharzt für Allgemeinmedizin Peter Engeser zum Rückzug aus dem zusätzlichen öffentlichen Angebot veranlasst. „Die Nachfrage war zum Schluss sehr gering.“ Zusammen mit seinem Praxiskollegen Joshua Glassman hat Engeser bis vor kurzem in der Stadtbibliothek geimpft; zuletzt nicht mehr täglich, sondern nur noch zweimal die Woche.

„Dienstagnachmittags hatten wir im Schnitt 20 Impfwillige, freitagnachmittags waren es 40.“ Dies sei auch im normalen Praxisbetrieb zu leisten, ohne dass man zusätzlich an anderer Stelle Personal vorhalten müsse. Abgesehen davon, dass die Gemeinschaftspraxis gar nicht über den Impfstoff von Novavax verfügt, gebe es bislang auch keine Nachfragen danach, merkt Engeser an.

Auf die Sommerwelle folgt die Herbstwelle

Der heraufbeschworene Hype auf den Totimpfstoff sei ausgeblieben, hört auch Mürle. Und die nachlassende Impfbereitschaft sieht er auch als Folge der Lockerungen. „Die Leute richten sich danach, was nun geht und hoffen auf den Sommer.“

Er hält die politischen Vorgaben für kurzsichtig, zumal derzeit bereits über eine Sommerwelle diskutiert werde. Außerdem laufe irgendwann bei jedem der Impfschutz ab, gibt er zu bedenken. Er befürchtet: „Im Herbst werden wir wieder das gleiche Problem wie im Vorjahr haben.“

Gesundheitsamtschefin ruft erneut zum Impfen auf

Auch Gesundheitsamtschefin Brigitte Joggerst nimmt die Herbstwelle in den Fokus und eine dann auftretende neue Variante. Sie appelliert deshalb an Menschen, sich grundimmunisieren und boostern zu lassen. Joggerst weist erneut auf die Wichtigkeit einer Impfung hin, auch wenn selbst geboosterte Menschen sich mit Omikron infizieren können.

Die wöchentlich aktualisierten Daten des Robert-Koch-Instituts zeigten, „dass schon die Grundimmunisierung und besser noch die Boosterung sehr gut vor schweren Verläufen auch durch die Omikron-Variante schützen“.

Bei Geimpften der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre sei die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Corona ins Krankenhaus zu müssen, fünfmal weniger so groß wie bei Ungeimpften und bei Geboosterten sogar zehnmal weniger. „Bei den über 60-Jährigen sieht die Situation vergleichbar aus“, erklärt Joggerst. Eine zweite Boosterimpfung werde derzeit „nur besonderen Personengruppen“ empfohlen, aber nicht der Allgemeinheit.

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