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Diesmal kein Streik

Gegenseitige Kritik vor fünfter Verhandlungsrunde im Tarifstreit am Helios-Klinikum in Pforzheim

Verschärfter Streit, aber diesmal kein Streik: Die Tarifverhandlungen am Helios-Klinikum werden am Mittwoch unter widersprüchlichen Vorzeichen fortgesetzt.

Das Helios-Klinikum in Pforzheim von außen.
Umstrittener Haustarif: Bei Helios in Pforzheim werden an diesem Mittwoch die Verhandlungen fortgesetzt. Die Zeichen stehen noch nicht auf Einigung. Foto: Stefan Friedrich

Vor der fünften Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt am Helios-Klinikum in Pforzheim wirken die Fronten verhärtet. Eine Verhandlungsteilnehmerin sagt, die Gespräche hätten in der letzten Runde ziemlich festgefahren gewirkt.

Beide Parteien wundern sich nun öffentlich über die Gegenseite. Sie wollen am Mittwoch aber wie vereinbart weiter verhandeln.

Klinikgeschäftsführer David Assmann erklärt für die Arbeitgeberseite, man habe ein „sehr gutes Angebot unterbreitet“. Man sei der Gewerkschaft Verdi in vielen Forderungen entgegengekommen. Kürzlich hatte Assmann noch von einer konstruktiven Gesprächsatmosphäre gesprochen.

Mit großer Irritation haben wir zur Kenntnis genommen, dass Verdi nochmals weitergehende Forderungen gestellt hat.
David Assmann, Klinikgeschäftsführer

Jetzt klingt das anders: „Mit großer Irritation haben wir zur Kenntnis genommen, dass Verdi nochmals weitergehende Forderungen gestellt hat“, wird Assmann in einer Helios-Mitteilung zitiert. „Verdi hat sich am Verhandlungstisch weiter von einer Einigung entfernt.“

Vordergründig liegen beide Seiten gar nicht so weit auseinander. Verdi fordert ein Gehaltsplus von neun Prozent für die rund 1.000 Beschäftigten abseits der Ärzteschaft, Helios bietet nach eigener Darstellung 7,6 Prozent.

Verdi widerspricht Helios-Darstellung

Dem widerspricht Verdi-Verhandlungsführerin Yvonne Baumann gegenüber dieser Redaktion. „Die Arbeitgeberseite scheint da anders zu rechnen als wir.“ Verhandelt werden gleich zwei Punkte. Außer den Gehältern geht es um die Eingruppierungssystematik.

Baumann kritisiert: „Zwei Drittel erhalten im Angebot der Arbeitgeberseite keine Aufwertung über die Eingruppierung.“ Die baden-württembergische Gewerkschaftssekretärin bemängelt zudem, dass erst im Laufe dieses Jahres, elf Monate nach Kündigung des alten Vertrags, eine Anhebung angeboten werde. „Zunächst mal stehen null Prozent. Gar nichts. Das ist fast ein Jahr realer Lohnverlust“, sagt sie.

Online-Diskussion mit Belegschaft

Besonders stört sie das Angebot für Pflegekräfte, das nach ihrer Darstellung auf dem Tisch liegt. „Wir fordern hier im Schnitt 130 Euro mehr. Geboten sind gerade mal 60 Euro, und das in diesen Zeiten.“

Am Montagabend gab es eine Online-Diskussion mit der Belegschaft. Baumann nimmt daraus den Wunsch mit, dass die Arbeitgeberseite nochmal ein stark überarbeitetes Angebot vorlegen solle. „Alle Bereiche finden, dass das Angebot noch nicht wertschätzend genug ist“, sagt sie.

Diesmal kein Streik

Droht womöglich sogar ein Abbruch der Verhandlungen? Das sei nicht gewünscht, versichert Baumann. Man müsse aber aufpassen, wie es nun weitergeht. Auf einen weiteren Streik verzichtet Verdi im Vorfeld.

Es wäre nach dem zweitägigen Ausstand letzte Woche schon der vierte Streik im laufenden Konflikt gewesen. „Wir haben bewusst zwischen der vierten und fünften Verhandlungsrunde nur wenig Zeit geplant“, so Baumann. „Man muss vorankommen.“

Zumindest insofern kommt Verdi den Vorstellungen von Helios entgegen. Klinikgeschäftsführer Assmann hatte gesagt: „Wir würden es begrüßen, wenn Verdi mit uns im Sinne der Bevölkerung die Lösung nun am Verhandlungstisch und nicht erneut in weiteren Warnstreiks sucht. Zumal wir als Akutkrankenhaus in der aktuellen Pandemie-Welle eine besondere Verantwortung für unsere Mitarbeiter und Patienten haben.“

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