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Wie ein Schiff

In Pforzheim entstand ein Lernort aus Holz und Muskelkraft

Auf dem Jugendzeltplatz Hoheneck haben die Royal Rangers und die Männerakademie ein Winterdorf an den Start gebracht. Gebaut aus Hunderten Brettern und Stämmen, dient es bis zum Frühling als Lernort, auch für Schulklassen aus der Region.

Kinder und Erwachsene sitzen um ein Lagerfeuer und rösten Marshmallows.
Am Lagerfeuer rösten die Kinder bei der Weihnachtsfeier der Royal Rangers Marshmallows. Im Hintergrund steht das große Winterdorf, das die Männerakademie errichtet hat. Foto: Nico Roller

Kaum hat man den Jugendzeltplatz Hoheneck in Pforzheim betreten, taucht man ein in eine andere Welt. Eine Welt, in der der Alltagsstress außen vor bleibt, in der alle respektvoll miteinander umgehen, in der man sich gegenseitig hilft und schätzt.

In metallenen Töpfen und Pfannen kocht und brät das Essen über dem offenen Feuer, aus der Glut steigt Rauch auf, der in der kalten Winterluft langsam über das Gelände zieht. Viele Menschen sitzen in einer großen, hüttenähnlichen Konstruktion, die an ein Schiff erinnert.

Es herrscht eine urige, rustikale und einladende Atmosphäre in dem Winterdorf, das die zur Volksmission gehörenden Pfadfinder der Royal Rangers und die Männerakademie der Gemeinde „Dreiraum“ gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Ein Ort für Begegnung, Abenteuer und Bildung soll es sein.

Das ist eine tolle Kooperation, bei der alles Hand in Hand läuft.
Jonas Schuler
Royal Rangers

Aufgebaut haben die aus Holzstämmen und -brettern, Seilen und Planen bestehende Konstruktion in mühevoller, tagelanger Arbeit die Ehrenamtlichen der Männerakademie zusammen mit ihrem Leiter Rüdiger de Lenardis. „Das ist eine tolle Kooperation, bei der alles Hand in Hand läuft“, sagt Jonas Schuler, der bei den Royal Rangers zu denen gehört, die das Winterdorf organisiert haben.

Stimmungsvolle Umgebung für die Weihnachtsfeier der Royal Rangers

Am Samstag bildete es die stimmungsvolle Umgebung für die Weihnachtsfeier der Royal Rangers, zu der nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch Eltern, Verwandte und Freunde gekommen sind.

„Wir wollten die Veranstaltung bewusst offen gestalten“, sagt Schuler, der von einer sehr herzlichen Atmosphäre berichtet: „Hier trifft man Leute wieder, die man zum Teil schon lange nicht mehr gesehen hat.“

Die Bauteile für das Winterdorf sind dieselben wie die, mit denen die Royal Rangers im Sommer das große Schiff errichtet haben, das im Mittelpunkt ihres Sommercamps auf dem Lohwiesenhof stand.

Dass man großen Wert auf Nachhaltigkeit legt, zeigt sich schon allein daran, dass die mehr als 1.000 verbauten Bretter früher den Fußboden einer inzwischen aufgegebenen Schreinerei gebildet haben.

Das Winterdorf bietet ein erlebnispädagogisches Programm für Schulen aus Pforzheim und Umgebung

Die Royal Rangers haben sie vor Ort selbst ausgebaut, von den eingeschlagenen Nägeln befreit und abgeflammt, damit sie optisch etwas hermachen. Bis ins Frühjahr soll das Winterdorf noch auf dem Hoheneckzeltplatz stehen bleiben: mindestens bis zum März, vielleicht auch länger.

Bis dahin findet dort unter der Woche ein von der Männerakademie angebotenes erlebnispädagogisches Programm für Schulen aus der näheren und weiteren Umgebung statt. Geleitet von Rüdiger de Lenardis, mit Unterstützung ausgebildeter Erlebnispädagogen und ehrenamtlich Engagierter, soll es den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, selbst aktiv zu werden.

Sie sollen raus aus dem Alltag und hinein ins Abenteuer und in die Herausforderung. Passend zur Schiffsoptik des Winterdorfs steht dabei die Geschichte der „Endurance“ im Mittelpunkt: Das Schiff gehörte zu einer Antarktisexpedition, die vor rund 110 Jahren im Packeis steckenblieb.

Wie einst die Besatzungsmitglieder der „Endurance“ klettern die Kinder und Jugendlichen im Winterdorf über den Bug des Schiffs, bauen Zelte auf und bewegen sich auf Eisschollen, die durch Paletten dargestellt werden.

In dem vom „Rückenwind“-Programm geförderten Angebot sollen die jungen Leute unter anderem die Zusammenarbeit in einer Gruppe lernen und ein Bewusstsein dafür bekommen, dass nicht alle Annehmlichkeiten selbstverständlich sind. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben von Schuler rund 100 Klassen das Angebot genutzt.

Wie viele es dieses Jahr sein werden, kann er noch nicht sagen. Aber er berichtet von vielen Anfragen und einem großen Interesse. Genutzt wird das Winterdorf zwar von allen Schularten, der Schwerpunkt bei den Anmeldungen liegt aber bei Werkrealschulen und Förderschulen, die inzwischen sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) heißen.

Neben den Schulklassen kommen ins Winterdorf in den nächsten Monaten auch die Arbeitsgemeinschaften, die die Männerakademie an Schulen in Pforzheim und dem Enzkreis anbietet. Zudem finden dort Pfadfinder-Treffen aus der gesamten Region, Männertreffen und Aktivitäten der Royal Rangers statt.

Letztere haben sich für ihre Weihnachtsfeier am Samstag wieder viel Mühe gegeben: Die Teams aus den Gruppenstunden kümmerten sich um die einzelnen Angebote, jedes mit eigener Zuständigkeit. Unter anderem gab es gebrannte Mandeln, Schupfnudeln, Crêpes, Würstchen, Pizza, Punsch und Marshmallows zum Rösten über offenem Feuer. Die Kinder konnten sich bei verschiedenen Spielen austoben.

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