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Im Atelier

Bekannter Künstler schnitzt die Heiligen Drei Könige für Pforzheim

Die Krippe auf dem Leopoldplatz erhält Zuwachs. Der bekannte Bildhauer Rudi Bannwarth gestaltet für den Verein „Pforzheim mitgestalten“ neue Figuren. Was die Krippen des Künstlers so besonders macht.

Ein Mann schnitzt eine Balthasar-Figur für die Pforzheimer Weihnachtskrippe, ein zweiter Mann schaut zu.
Aus Lindenholz schnitzt Rudi Bannwarth den 70 Zentimeter großen Balthasar für die Weihnachtskrippe, die der Verein „Pforzheim mitgestalten“ wieder am Leopoldplatz einrichtet. Links Vorstandsmitglied Christoph von Lettow-Vorbeck Foto: Oliver Linde

Vor dem großen Tannenbaum auf dem Pforzheimer Leopoldplatz steht bereits die Holzhütte, in der vom Verein „Pforzheim mitgestalten“ wieder die Weihnachtsgeschichte dargestellt wird.

Noch ist sie leer, doch am Wochenende werden dort das Jesuskind, Maria und Josef, Hirten, Schaf und Ochse einziehen. Und vor dem ersten Advent kommen erstmals auch die Heiligen Drei Könige hinzu.

Im Atelier von Rudi Bannwarth am Ortsrand von Ettlingenweier können Caspar und Melchior „zusehen“, wie der Bildhauer letzte Hand an Balthasar anlegt, den er wie die beiden anderen Figuren aus Lindenholz schnitzt.

Rund 70 Zentimeter groß ist der König. Wenn Klüpfel und Stechbeitel beiseitegelegt sind, wird Balthasar ebenfalls einen lasierenden Farbauftrag erhalten. Ist dieser gut durchgetrocknet, kann der Zuwachs für die Pforzheimer Weihnachtskrippe abgeholt werden.

Für Christoph von Lettow-Vorbeck vom Verein „Pforzheim mitgestalten“ ist die Krippe eine Herzensangelegenheit

Christoph von Lettow-Vorbeck, Vorstandsmitglied von „Pforzheim mitgestalten“, kann es schon gar nicht mehr erwarten. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, mit dem Darstellen der Geburt Jesu am Leopoldplatz einen Anziehungspunkt für Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen zu schaffen.

„Es ist ein beliebter Treffpunkt geworden, eine stimmungsvolle Bereicherung in unserer oft so hektischen Zeit, die derzeit ja mit von schrecklichen Kriegen geprägt ist“, sagt Lettow-Vorbeck über die Weihnachtskrippe in der Pforzheimer City.

Initiator der Krippe war Hermann Schütz, der 2020 starb. Er war der erste und danach langjährige Vorsitzende von „Pforzheim mitgestalten“. Auf dem „Sternlesmarkt“ in Ettlingen hatte ihn einst eine stimmungsvolle Weihnachtskrippe beeindruckt. Diese war von Rudi Bannwarth geschaffen. 2011 erhielt Bannwarth den Auftrag, auch für Pforzheim die Darstellung der Geburt Jesu zu schnitzen.

Der heute 61-jährige Bildhauer hatte nach einer Schreinerlehre die Fachschule für Schnitzerei in Berchtesgaden besucht, verbrachte seine Gesellenzeit in Oberammergau und legte 1991 seine Meisterprüfung in Freiburg ab. Anschließend eröffnete er sein Atelier in Ettlingenweier.

Die Arbeiten von Rudi Bannwarth befinden sich mittlerweile sogar in Museen

Die Arbeiten von Bannwarth befinden sich mittlerweile nicht nur in Kirchen und im öffentlichen Raum, sie wurden auch von Museen erworben. Dabei sind dies meist in unsere Zeit adaptierte Darstellungen der Weihnachtsgeschichte.

„Der Ankauf meiner Krippe, Jesus an der Tankstelle‘ 2015 durch das Württembergische Landesmuseum kam für mich einem Ritterschlag gleich“, berichtet Bannwarth. Seine „Baustellenkrippe“ befindet sich seit 2018 im Bayerischen Nationalmuseum, seine „Knastkrippe“ seit diesem Jahr im Museum Religio in Telgte.

Seit Advent 2022 transportiert seine „Citykrippe“ in der Kirche St. Stephan die Weihnachtsgeschichte in das moderne Karlsruhe. An einem Wartehäuschen der U-Strab finden sich Maria und Josef mit dem Kind erkennbar als Flüchtlingsfamilie unserer Zeit.

Unter den Passanten sind eine Krankenschwester, ein KSC-Fan und ein Obdachloser, die symbolisch für unsere Gesellschaft stehen sollen. Die Heiligen Drei Könige verweisen mit ihren Gaben auf das Bundesverfassungsgericht, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM).

Christoph von Lettow-Vorbeck ist angetan von diesen Darstellungen, mit denen Bannwarth „neue Aspekte und Beurteilungen in den Fokus rücken will“. Es geht dabei um unsere Einstellung in nahezu allen Lebensbereichen, um den Klimawandel, den Umgang mit der Natur und um unser Konsumverhalten, sagt der Bildhauer. Der Betrachter solle neue Impulse und Anregungen für sich und seinen Umgang mit Kirche und Glauben finden.

Ich liebe die Weihnachtszeit und habe mich schon als Kind immer gefreut, wenn in meiner Familie unsere schöne, handgeschnitzte Krippe aufgestellt wurde.
Christoph von Lettow-Vorbeck
Verein „Pforzheim mitgestalten“

Das Vorstandsmitglied von „Pforzheim mitgestalten“ bevorzugt dennoch die christlich-klassische Darstellung. „Ich liebe die Weihnachtszeit und habe mich schon als Kind immer gefreut, wenn in meiner Familie unsere schöne, handgeschnitzte Krippe aufgestellt wurde“, sagt von Lettow-Vorbeck. So empfinde er jetzt schon einen gewissen Stolz, wenn nun wieder am Leopoldplatz mit der großen Krippe anderen eine Freude gemacht werden kann.

Auch Bannwarth selbst empfindet es immer noch als ausgesprochen befriedigend, wenn etwas, das er im Atelier geschaffen hat, anschließend im öffentlichen Raum steht. Und dort ebenso Interesse, Freude wie Diskussionen auslöse.

Während Rudi Bannwarth mit seinem Klüpfel wieder auf den Stechbeitel schlägt, um aus dem Lindenstamm den Balthasar zu schnitzen, verweist er darauf, dass bei ihm alles Handarbeit sei. Der Betrachter kann die Werkzeugspuren erkennen.

Ein Zusammenleimen gibt es bei mir nicht.
Rudi Bannwarth
Bildhauer

Einen Teil aus dem Holz herauszufräsen, lehnt der Künstler ab. Daher muss jeder Schlag sitzen, denn was entfernt wurde, ist unwiederbringlich weg. „Ein Zusammenleimen gibt es bei mir nicht“, sagt Bannwarth.

Außerdem kann ein Fehlschlag durchaus mehr als nur schmerzhaft sein, wenn wie im vergangenen Jahr ein Finger ernsthaft verletzt wurde und Bannwarth eine Schaffenspause einlegen musste. Dass solches jetzt nicht den Balthasar als letzten der Heiligen Drei Könige betrifft, hofft nicht nur Christoph von Lettow-Vorbeck.

Zusammen mit dem Vorstand und Mitgliedern von „Pforzheim mitgestalten“ bereitet er wieder eine öffentliche Übergabe der Weihnachtskrippe auf dem Leopoldplatz mit Musik, Glühwein und Gebäck vor. Die offizielle Einweihung findet am Freitag, 1. Dezember, um 17.30 Uhr statt.

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